Tanz auf dem Regenbogen
ich die Karten und Zeitungsartikel, tätigte eine Reihe Anrufe und aß eine nicht enden wollende Reihe von Mangoscheiben auf traditionelle hawaiianische Art mit einem Dip aus Sojasauce, Essig, schwarzem Pfeffer und Salz. Die Informationen sammelten sich in meinem Kopf wie die Vögel auf dem Lanai auf der Suche nach übrig gebliebenen Poi Roll Krümeln. Ich sprach mit meinem alten Friedenskorpskumpel John Mapes, der dazu beitrug, die alten Erinnerungen an die Trainingstage in Hilo wieder in den Vordergrund zu rücken. Ich sprach mit Kiji Hazelwood, die an der Konaküste von Hawaii lebte und schon bei mehreren Gelegenheiten so freundlich gewesen war, mir höllisch gute, handverlesene Kaffeebohnen, die von Hippies auf deren Auffahrtsweg getrocknet worden waren, zu schicken. Ich hatte auch das Glück, meinen rastlosen legendären Freund Willie Nelson zu erwischen, unmittelbar bevor er Maui verließ, um auf eine ausgedehnte Tour zu gehen.
Mapes sprach von Logistik und Veränderungen, herbeigeführt durch Zeit und Kahunas. Kiji erzählte mir von gespenstischen Prozessionen von Nachtwanderern, Wasserfällen und Kahunas. Willie und ich unterhielten uns über Hanf, Marihuana, Musik, Religion, Philosophie, einen Witz, der für diese besonders dysfunktionale Familienzeitschrift nicht ganz geeignet ist, und Kahunas. Als es Abendessenszeit war kamen mir die Kahunas aus den Ohren, und ich spritzte nach meinem Mangomarathon aus beiden Enden, ansonsten fühlte ich mich bereit für die Mysterien, die die Big Island zu bieten hatte.
Gerade als ich versuchte, den dritten Nixon des Tages abzudrücken, kam Stephanie vorbei und sah in einem smaragdfarbenem Sarongoutfit, das mir das Blut in die Adern schießen ließ, aus wie die junge Grace Kelly. Sie war leicht irritiert, weil sie eine Weile an der Tür warten mußte.
»Was hat so lange gedauert?« wollte sie wissen.
»Ich habe ein paar Kniebeugen auf dem Lanai gemacht«, sagte ich.
»Das ist gut«, sagte sie, »weil du im allgemeinen die Physis einer jüdischen Auster hast.«
»Das stimmt nicht«, sagte ich, während ich ihr ein paar Mango Scheiben anbot. »Mein Arzt in Kerrville, Texas hat mir kürzlich erst gesagt, ich sei körperlich in einem sehr guten Zustand. Er könnte natürlich blind oder homosexuell sein, aber…«
»Du hast dich noch nicht mal nach den Mädels erkundigt.«
»Oh, verdammte Scheiße. Wie konnte ich das nur vergessen? Wie geht’s den Mädels?«
»Als ich ging, hat Thisbe gerade den Zimmerservice bestellt. Baby ist den ganzen Nachmittag im Flur herumgerast und in jeden Raum mit offener Tür reingehüpft. In einem Zimmer ist sie einem Mann, der auf dem Bett lag, in den Rücken gesprungen. Ich konnte den Mann durch den ganzen Gang schreien hören.«
»Was hat er gesagt?«
»Keine Ahnung. Ich kann kein Japanisch.«
Teil Sechs
In der Stadt
33
»Noch ein paar von diesen Penis Coladas«, sagte Rambam kurze Zeit später an der Hotelbar, »und wir brauchen gar keinen Helikopter mehr.«
Rambam, McCall, Stephanie und ich hatten einen Tisch mit Meerblick und warteten auf Hoover, der noch einen Artikel für den Advertiser beenden mußte. Ich hatte versprochen, alle zum Dinner einzuladen und der Abend sollte etwas Besonderes werden. Wenn wir McGovern auf der Big Island finden würden, könnte das schließlich unser letzter gemeinsamer Abend in Honolulu sein. Auch wenn man nur auf eine andere Insel fährt, hat jeder hawaiianische Abschied doch einen merkwürdig schmerzlichen Hauch von Traurigkeit. Ich weiß nicht ob es an unserer bevorstehenden Abreise, der Vorahnung von Geheimnissen und Gefahren, die uns erwarteten, oder den Penis Coladas lag, aber ich fühlte mich allmählich wie eine sonnengebleichte Schmalzlocke.
»Während wir auf Hoover warten«, sagte ich, »möchte ich euch mitteilen, daß ich mittlerweile von euch allen als die Village Irregulars West denke, und daß ich mich auf eure Dienste und Fähigkeiten verlasse…«
»Schnauze, Arschloch«, sagte Stephanie. »Du bist voll.«
»Nur weil wir nicht immer den gleichen Blickwinkel haben…«
»Natürlich haben wir nicht den gleichen Blickwinkel, Friedman«, sagte Stephanie. »Ich bin größer als ihr.«
»Außer mir«, sagte Rambam.
»Klar«, sagte Stephanie, »wenn du die Satellitenschüssel auf deinem Kopf gerne mitzählen möchtest.«
»Ich möchte dir die Satellitenschüssel die Kehle runterrammen«, sagte Rambam. »Du kannst von Glück reden,
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