Tanz auf dem Regenbogen
daß ich Jude bin und wir nicht an Gewalt gegen Frauen glauben.«
»Ihr glaubt auch nicht daran, die Rechnung zu übernehmen«, sagte McCall in einem mißglückten Versuch, die Atmosphäre zu entspannen.
»Für Bemerkungen wie diese sind schon Leute aus Hubschraubern geflogen«, sagte Rambam, »von Bar Mizwa Empfängen gar nicht zu reden.«
»Wie wär’s mit noch einer Penis Colada, Arschgesicht?« fragte Stephanie.
»Ich glaube, unsere Kellnerin ist dahingegangen«, sagte ich. »Aber ich hol dir eine.«
»Mein Held«, sagte Stephanie tonlos und gelangweilt.
»Wo zum Teufel bleibt Hoover?« sagte Rambam. »Wenn der auch noch verschwindet, haben wir einen hübschen Reporter-in-den-Hut-Trick.«
»Er wird nicht verschwinden«, sagte ich. »Und wir werden McGovern auf Hawaii finden.«
»Darauf würde ich trinken«, sagte Stephanie trocken, »wenn ich einen verdammten Drink hätte.«
»Ich besorg dir einen. Äh, Miss«, sagte ich, als die Kellnerin wie eine Möwe vorbeiflog.
»Todkomisch«, sagte Stephanie.
Einen Augenblick später war nicht nur eine neue Runde Drinks gekommen, sondern auch Hoover. Ich war sehr erfreut zu hören, daß er großes Vertrauen in meinen Plan, McGovern im Waipi’o Tal zu suchen, hatte. Rambam blieb allerdings skeptisch.
»Such dir eine Insel aus«, hatte er gesagt. »Egal welche.« Was McCall und Stephanie anbelangte sah es nicht so aus als schenkten sie der Theorie, McGovern und die vermißten Ka ‘ai seien enger miteinander verflochten als ein Kokosnußfaserkorb, größeren Glauben.
»Was Kinkyhead vorschlägt«, sagte Hoover, »ist ziemlich plausibel. Das Waipi’o Tal ist so dünn besiedelt und auch heute noch so schwer zugänglich, daß die Kommunikation mit der Außenwelt fast unmöglich ist. Wenn ich zum Beispiel Stephanie kidnappen würde, wäre das der Ort, an dem ich sie gefangen hielte. Ich würde sie fesseln und knebeln und sie müßte die ganze Zeit zuhören, wenn ich meine Limericks vortrage.«
»Ich würde mich sofort umbringen«, sagte Stephanie. »Ich würde in den nächsten Vulkan springen.«
»In Waipi’o gibt es keine Vulkane«, sagte Hoover. »Nur Flüsse und Steilwände und Dschungelpfade, und, wenn es regnet, jede Menge Wasserfälle.«
»Von denen uns einer bereits einen möglichen Hinweis von einzigartiger Bedeutung geliefert hat«, sagte ich.
»Würdest du uns davon erzählen, pirschender Schnüffler?« sagte Stephanie.
»Alles zu seiner Zeit, Watson.«
»Friedman! Ich warne dich…«
»Und dann«, fuhr Hoover selbstvergessen fort, »gibt es natürlich noch die Nachtwanderer.«
»Nachtwanderer?« sagte McCall argwöhnisch.
»Gespenstische Prozessionen der toten Aliis und ihrer Soldaten«, sagte Hoover. »Sie marschieren mit Trommeln und Fackeln. Einige hören sie, einige sehen sie, einige hören und sehen sie. Leider hatte praktisch keiner, der sie gesehen hat, noch die Möglichkeit, darüber zu berichten.«
»Da drüben könnten ein paar Überlebende sein«, sagte Rambam und zeigte diskret in Richtung einer vierköpfigen Band von Achtzigjährigen, die sich gerade an der Bar aufwärmte.
Die Band war unter dem Namen Makai Strings bekannt. Auf Hawaii gibt es nur zwei Himmelsrichtungen: Makai heißt Richtung See, Mauka bedeutet Richtung Berge. Die vier Musiker, zwei Männer und zwei Frauen, hatten die helläugigen, wettergegerbten Gesichter der Seelen, die länger auf den Inseln gelebt hatten, als der Rest von uns irgendwo anders. Die beiden Männer trugen weiße Hemden mit Kukui-Nuß-Leis und spielten Steelgitarre und Gitarre, die beiden Frauen trugen farbenfrohe altmodische Kleider mit floralen Leis und spielten Ukulele. Sie spielten ein kurzes Set mit alter hawaiianischer Folkmusik gemischt mit populären Inselmelodien. Sie wirkten freundlich, zerbrechlich, glücklich und gleichzeitig traurig, wie die hawaiianische Geschichte selbst, die Frauen waren manchmal schüchtern, dann wieder schienen sie fast mit dem Publikum zu flirten. Sie spielten »Beautiful Kauai«. Sie spielten »Blue Hawaii«. Die beschwingte Steelgitarre, die Ukulelen, die zerbrechlichen Stimmen, die alten Augen, die wie Sonnenlicht auf dem Wasser glänzten, all das zusammen schuf das flüchtige Porträt einer magischen Kultur, das schneller verblaßte als Worte und Musik vermitteln konnten.
Die Songs rollten wie zarte Klangwellen über die sonnenverbrannten Schultern der Barbesucher. Einige schienen nicht auf die Musik zu achten, andere waren von ihr verzaubert. Aber das
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