Tanz auf dem Regenbogen
Sumpfwasser, ein paar waren jedoch nicht ganz zu verachten.
Das Waipi’o Tal war laut Hoover immer noch ein sehr dünn besiedelter Ort, aber ob sich Gerüchte durch Meeresschnecken oder Telepathie verbreiteten, es sprach sich alles überraschend schnell rum. Wenn man nach einem großen, kürzlich entführten Haole suchte und die Kidnapper Wind von diesen Absichten bekamen, könnte das für den Big Mac tödlich sein. Wenn die Einheimischen, von denen viele behaupteten, sie stammten in direkter Linie von den toten Alii ab, erfuhren, daß man danach trachtete, die vermißten Ka ‘ai zu lokalisieren, würde es schnell einen Suchtrupp geben, der den eigenen Suchtrupp suchte.
»Wir könnten uns als eine Art reisende Unterhaltungstruppe tarnen«, hatte Hoover vorgeschlagen. »Wie wär’s mit den ›Von Friedman Family Singers‹?«
»Das ist so ziemlich die beknackteste Idee, die ich in meinem ganzen Leben je gehört habe«, sagte ich ihm.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis Rambam mit etwas noch Blöderem daherkam. Es schien fast, als wäre die Ernsthaftigkeit der Lage und der Tarnung meinen Begleitern entgangen. Möglicherweise schenkten sie meiner Behauptung, McGovern sei tatsächlich auf der Insel Hawaii, keinen allzu großen Glauben mehr. Möglicherweise hatten sie aber auch das Vertrauen in meine detektivischen Fähigkeiten verloren. Ich konnte ihnen dafür nicht wirklich die Schuld geben. Wir waren mittlerweile seit über einer Woche hier und alles, was ich vorzuweisen hatte, war der Sand in meinen Taschen und ein schmaler weißer Streifen um mein Handgelenk, wo ich mich in einem eher fehlgeleiteten zenmäßigen Versuch, die Zeit wegzuwerfen, meiner Armbanduhr entledigt hatte, mit dem Ergebnis, daß ich alle fünf Minuten irgendjemanden fragte, wieviel Uhr es war, eine Angewohnheit, wenn ich so sagen darf, die alle bis aufs äußerste zu irritieren schien.
»Wie wär’s damit?« fragte Rambam. »Wir sind ein, von einer Bürgerinitiative der Hasidim beauftragtes, medizinisches Forschungsteam, das den Ausbruch einer neuen Krankheit namens Finkelstein’sches Syndrom untersucht.«
»Das ist soweit ganz gut«, hatte ich geantwortet, »aber was ist Finkelstein’sches Syndrom?«
»Finkelstein’sches Syndrom ist eine seltene Form von Lepra, bei der die Vorhaut von Nicht-Juden plötzlich abfällt. Die Hasidim glauben, die Hawaiianischen Nicht-Juden seien eine verloren geglaubte Nebenlinie der Maranos, eines aus Portugal stammenden jüdischen Geheimbundes, der während der Inquisition zum Christentum konvertierte. Sie glauben, die Krankheit sei Gottes Weg, diesen Menschen zu helfen, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, indem er ihnen die Vorhaut ihrer Wurzel abfallen läßt.«
»Ich merke schon, du hast lange daran gearbeitet«, sagte ich. »Und tatsächlich gibt es auf Hawaii starke portugiesische Einflüsse. Ich werde deinen Vorschlag berücksichtigen.«
»Du machst mich glücklich«, sagte Rambam. »Bedeutet das, ich habe das Bewerbungsgespräch für einen kleinen privaten Assistentenschnüffler geschafft?«
»Es bedeutet, ich wünschte, dir würde dein kompletter Rüssel abfallen«, sagte ich.
McCalls Vorschlag, wir sollten ein europäisches Boulevardfototeam sein, das ein Oben-Ohne-Shooting mit Stephanie DuPont machte, würde bei Stephanie nicht wirklich gut ankommen, und bei der Stimmung, in der sie momentan war, hatte ich noch nicht mal ansatzweise vor, ihn ihr gegenüber auch nur zu erwähnen. Ihr eigener Vorschlag, der von der Wahrheit gar nicht allzu weit entfernt war, stellte sich ebenfalls als ungeeignet heraus.
»Ich glaube nicht, daß eine traumschöne, intelligente, große, statueske, witzige Frau von Abstammung, die unerklärlicherweise mit vier Arschlöchern in den mittleren Jahren reist, der Expedition, wie ich sie mir vorstelle, dienlich ist«, sagte ich. »Natürlich steht aber noch nichts fest.«
»Da hast du Recht«, sagte sie.
Irgendwann nach vier warf Hoover eine kleine Sammlung Karten und Zeitungsartikel über das Waipi’o Tal und die Big Island ab und ich begann, ernsthaft Zigarre zu rauchen, Kona Kaffee zu brühen und über den Unterlagen zu brüten. Die Bevölkerungsstatistiken waren zwar sehr vage, besagten aber, daß nur noch vierzig Familien das Tal bewohnten, nachdem der große Tsunami von 1946 den überwiegenden Teil der Bevölkerung hinweggespült hatte. Es war der ideale Schauplatz für die Operationen von Kidnappern und Halsabschneidern.
In den nächsten Stunden studierte
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