Tanz auf dem Regenbogen
Rambam und der japanische Herbergsvater mit ein wenig Hilfe von ihren Freunden, Hoover und dem Taro-Farmer, festgelegt hatten. Ich fragte mich erneut, ob es wirklich ratsam gewesen war, zu dieser wunderbaren Odyssee aufzubrechen, vor allem in Anbetracht unseres praktisch nicht existenten Wissens über das Terrain und seine übernatürlichen Vorkommnisse. Wir waren ungefähr drei Limericks davon entfernt, uns an einem Ort zu verirren, der Hänsel und Gretel vor Angst aus ihren süßen kleinen Teutonenoutfits hätte fahren lassen. Nichtsdestotrotz kann einen Verzweiflung so stark motivieren, daß man Ziele erreicht, die man unter anderen Umständen nie geschafft hätte. Wir stapften weiter, tiefer hinein ins Tal unserer Verzweiflung.
Am späten Nachmittag war es uns immer noch nicht gelungen, den Hiilawefall visuell auszumachen. Einige von uns, einschließlich meiner Wenigkeit, hörten jedoch ein wiederkehrendes Dröhnen, das wir, je nachdem, dem Wasserfall, Trommeln in großer Entfernung oder dem Ächzen der Geister in der Unterwelt von Lua O Milu zuschrieben. Auch unsere Lebensgeister ächzten mittlerweile bedenklich. Wir hatten ein paar kurze Pausen gemacht, in denen McCall Sandwiches und Getränke aus einem Proviantbeutel verteilt hatte, aber generell standen wir natürlich alle mit den Eiern zur Wand, außer Stephanie natürlich.
Bei Einbruch der Dämmerung befanden wir uns auf dem Zick- statt auf dem Zack-Kurs, überquerten zahllose kleine ausgetrocknete Flußbette, kletterten den Spuren wilder Ziegen nach, füllten unsere Feldflaschen und Thermoskannen an kleinen sprudelnden Wasserfällen, segelten gefährliche Steilhänge im Licht des Vollmonds hinab und hofften, daß das Donnern, das wir fortwährend hörten, vom Hiilawefall stammte und nicht von bösen Geistern, die den Wind tranken, sich selbst bissen und uns von den Zweigen des nächstgelegenen Brotfruchtbaums aus zu Tode beteten. Das Mondlicht warf merkwürdige gespenstische Schatten. Die Hunde jaulten von Zeit zu Zeit wegen etwas, das wir nicht sehen konnten. Dann liefen jedes Mal unwillkürlich kleine Prozessionen von Nachtwanderern mein Rückgrat hoch und runter. Seit dem Morgen hatten wir entlang der Paradestraße keinerlei Anzeichen menschlichen Daseins ausmachen können. Ich wußte nicht, ob das gut oder schlecht war, fand es aber leicht irritierend. Die einzigen Konstanten, die wir hatten, während wir weiter durch die Nacht trotteten, waren das immer lauter werdende Dröhnen in unseren Köpfen, von dem wir annahmen, es sei der Hiilawefall, das unheimliche, durchdringende, fast mit einer Vorahnung belegte Mondlicht, und Hoovers unaufhörliches Bemühen um neue Limericks, die ich angesichts der Umstände, aufgrund ihrer Menschlichkeit, als irgendwie tröstlich empfand.
»Ein schlaues kleines Ding namens Stephanie, dessen Körper zwang die Männer in die Knie…«
»Mach, daß er aufhört!«
»Ich kann nicht!«
»… in der Philosophieklasse / zeigte sie ihre Masse…«
»Dieses Schwein!«
»… doch manche sähen lieber ihren Marquis.«
Der Limerick zauberte trotz meiner üblen Stimmung ein entspanntes, reflexives Lächeln auf meine Lippen. Was bei Rambam mit einem Kichern begann, entwickelte sich zu einem ausdauernden, herzhaften Lachen, was, wie ich leider feststellen muß, nur wenig dazu beitrug, die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb unserer kleinen Gruppe zu verbessern. Obwohl sie von dem Tagesmarsch erschöpft war, schaffte es Stephanie irgendwie, noch einmal richtig Dampf aufzustauen, den sie dann größtenteils am Kinkster abließ. Meine Proteste halfen wenig, ihren heiligen Zorn zu besänftigen.
»Friedman«, schrie sie fast. »Ich muß mir das nicht reinziehen! Die Mädels wollen sich das nicht reinziehen! Wir wollen McGovern finden. Wir wollen hier lebend wieder rauskommen! Wir sollten uns diesen Dreck nicht reinziehen!«
»Glaub mir doch endlich«, schrie ich zurück. »Ich kann das kleine Arschloch nicht zum Schweigen bringen.«
Hoover seinerseits hatte bereits einen weiteren Limerick auf den Weg gebracht. Glücklicherweise hatte der hitzige Diskurs zwischen Stephanie und mir die ersten beiden Zeilen überlagert. Unglücklicherweise konnte man die nächsten beiden laut und deutlich hören.
»… hatte eine große grüne Banane / welche er schob in der Arsch von Baby Savanne…«
Stephanies Schreie der Wut und Entrüstung lenkten uns nur kurzfristig ab. Dann hörten wir weitere Schreie jenseits des Pfades, aus der
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