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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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tatsächlich zu solcher Grausamkeit fähig bin.
     
    Ich konnte Mickey nicht erreichen, also rief ich Lily auf dem Handy an, um zu fragen, was alle so trieben, doch ich landete bei ihrer Mailbox. Dann fiel mir ein, dass sie und Ron heute Abend den Hotdog-Stand übernommen hatten. Ich rief Priss an, aber die hatte Mickey nicht mehr gesehen, seit die Loopers das Turnier gewonnen hatten.
    »Er muss fix und fertig sein«, sagte ich. »Drei Spiele an einem Tag.«
    »Er hat sich großartig geschlagen, und unsere kleine Lily auch. Fühlst du dich denn besser, Lu?«
    »Bestens. Ich musste mich nur ein bisschen ausruhen.«
    »Na, dann komm her und wir machen uns auf die Suche nach deinem Mann. Er muss ja hier irgendwo sein.«
    »Sollte er«, sagte ich und spürte ein leichtes Kribbeln im Nacken. Es war zehn nach sieben, er hatte nicht angerufen und er ging nicht an sein Handy.
Das ist nicht gut.
    Ich kämmte mir das Haar, schlüpfte in ein Sweatshirt und fuhr zur Foster Pier Road. Erst zwei Querstraßen weiter fand ich einen Parkplatz, und so war es schon kurz vor acht, als ich endlich Priscilla am Eingang zum Festgelände traf.
    »Hast du ihn gefunden?«, rief ich, sobald ich in Hörweite war.
    »Nein, aber Ron hat ihn vor etwa einer Stunde noch gesehen. Hast du es schon im Club versucht?«
    »Nein.« Ich holte mein Handy hervor und wählte die Nummer des Clubs, während Priss und ich weitergingen. Ich wurde ein paarmal weitergeleitet, bis ich bei Jared landete, der im Partners die Bar übernommen hatte, damit seine Angestellten zum Festival gehen konnten. Auch er hatte Mickey seit dem letzten Softballspiel nicht mehr gesehen.
    »Wollte er denn heute Nacht noch reinkommen?«, fragte ich.
    »Ja, aber erst später, wenn es am Hafen ruhiger wird.«
    Ich nickte. »Tja, dann muss er hier irgendwo sein. Falls du ihn siehst, richtest du ihm bitte aus, dass ich nach ihm suche?«
    »Natürlich, Lucy.«
    Ich steckte das Handy wieder in die Tasche und ließ den Blick über das glitzernde Festgelände schweifen. Lichterketten und Tausende blinkender Lämpchen verliehen dem Pier die Atmosphäre eines Vergnügungsparks. Der Lärm und die Musik machten deutlich, dass sich alle prächtig amüsierten.
    »Was sollen wir tun, Lucy?«
    Ich hakte mich bei meiner Schwester unter. »Schlendern wir einfach ein bisschen herum. Er muss ja irgendwo hier sein.«
    Wir spazierten an Dutzenden von Ständen vorbei, wo alles Mögliche angeboten wurde: Batikkleider, hausgemachte Karamellspezialitäten, Schmuck, Holzspielzeug. Vor allem aber die Werke der in Brinley ansässigen Künstler und Kunsthandwerker. Wir fanden Jans Stand, und wie so oft war ich erstaunt, was diese Frau mit Ölfarbe anstellen konnte. Jan drückte meinen Arm. »Hallo, Liebes«, sagte sie und tätschelte meinen Bauch. »Du siehst so süß aus! Was macht der kleine Braten da drin?« Obwohl ihre Worte so fröhlich waren wie ihre Miene, entging mir die Besorgnis in ihren Augen nicht.
    »Dem Braten geht’s bestens«, sagte ich und sah mich um. »Ganz schön viel los, nicht?«
    »Ich glaube, das wird ein neuer Besucherrekord«, stimmte Jan zu.
    »Ich suche Mickey. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?«
    »Er war kurz hier, so gegen fünf, glaube ich«, sagte sie und warf ihrem Mann einen Blick zu. »Aber seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«
    Ich küsste sie auf die Wange. »Na ja, wenn er wieder vorbeikommt, sagt ihm bitte, dass ich ihn suche.«
    »Machen wir, Schätzchen. Und wenn du müde wirst, kannst du jederzeit herkommen und dich ein Weilchen zu mir setzen. Priss, sorg dafür, dass sie sich mal hinsetzt.«
    Harry unterstrich die Worte seiner Frau, indem er mahnend mit dem Zeigefinger wackelte. Dann küsste er mich auf die Stirn. »Ihr habt die Chefin gehört.«
    Wir machten uns auf den Weg zu Lilys und Rons Hotdog-Stand, kamen aber nicht weit, weil Muriel Pipers schrille Stimme uns innehalten ließ. Sie schrie aus der Mitte ihrer riesigen Quiltausstellung auf dem Rasen vor dem Bootshaus nach uns und eilte dann zu uns herüber.
    »Wie geht es dir?«, zwitscherte sie. »Wir haben so gehofft, dass du heute Abend kommen würdest. Fühlst du dich einigermaßen?«
    »Ganz gut.«
    »Und Priscilla! Du meine Güte, du siehst aus wie ein Filmstar.« Priss strahlte. »Kommt, ihr beiden, kommt. Setzt euch zu uns. Wir haben eine kleine Überraschung für Lucy.« Muriel bestand darauf, dass ich mich auf ihrem Gartenstuhl niederließ, und es war angenehm, mal einen Moment lang auszuruhen.

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