Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
Vom Netzwerk:
schlimm wird es schon nicht sein«, sagte sie. »Wir fahren alle zusammen hin und kümmern uns um ihn.«
    Ron fuhr Priscilla und mich zu meinem Wagen in der Foster Pier Road, und von dort aus folgte ich den beiden zum Loop hinauf. Als wir das Partners erreichten, konnten wir die Live-Band schon draußen vor dem Gebäude hören. Es gab keinen freien Parkplatz mehr, also stellte ich das Auto vor einem Hydranten ab. Ron hielt neben mir. »Geh ruhig schon rein, Lucy«, sagte er. »Ich parke hinter unserem Laden und komme gleich nach.« Lily wirkte nervös, doch sie nickte.
    Priss und ich schoben uns durch das Gedränge zur Bar, wo Jared mich entdeckte und zu sich herüberwinkte. Er unterhielt sich gerade mit Chad Withers, der mir besorgt entgegenblickte.
    »Wisst ihr, wo er ist?«, fragte ich.
    »Er war vorhin noch draußen«, antwortete Chad. »Ich glaube, er hat ordentlich was getrunken, Lucy. Und diese Frau stachelt ihn immer weiter an.«
    Priscilla und ich gingen in Richtung Innenhof, und die Musik dröhnte wie ein Hammer an meinen Schläfen. Auf der Tanzfläche herrschte ein solches Gedränge, dass ich Priss beinahe verlor. Ich kam an mehreren Freunden vorbei, die offensichtlich wussten, warum ich hier war. Kurz kam mir der Gedanke, dass mir die ganze Sache eigentlich peinlich sein sollte, doch ich schob ihn rasch beiseite. Was nutzte das? Jeder, der Mickey und mich gut kannte –
kannte
uns eben. Und alle anderen spielten keine Rolle.
    Als wir ihn im Hof nicht fanden, mussten wir über die völlig überfüllte Tanzfläche wieder zurück. Ich wechselte einen Blick mit meiner Schwester, und meine Sorge steigerte sich zu Grauen. »Ich habe kein gutes Gefühl, Priss.«
    Als wir das Foyer erreichten, kamen Ron und Lily gerade zur Tür herein. »Ist er hier?«, fragte Lily.
    »Wir können ihn nicht finden.« Priss sah Ron an. »Komm mit«, sagte sie. »Lily, bleib hier bei Lucy. Wir sind gleich wieder da.«
    Sie verschwanden den Flur entlang, und ich dachte daran, wie beeindruckend meine Schwester sein konnte. Ich war so dankbar für ihre Stärke! Während wir warteten, verschränkte Lily die Finger mit meinen, und ich legte den Kopf an ihre Schulter.
    Cory Brubaker, der Besitzer des Gasthauses und ein guter Freund, schrieb alle Korrektheit in den Wind und sagte Priss, wer die Frau war, mit der Mickey verschwunden war – sein Gast, Hilary Wellington, Zimmer 216 . Sie hatte ein üppiges Abendessen für zwei bestellt, das vor etwa zwanzig Minuten vom Zimmerservice hochgebracht worden war. Auf Priscillas Drängen hin gab Cory ihr sogar den Zimmerschlüssel.
    Als Ron und Priss ins Foyer zurückkehrten, beharrte ich darauf, dass ich von jetzt an allein zurechtkommen würde. Trotzdem begleiteten mich alle drei hinauf in den ersten Stock. Vor der Zimmertür blieben wir stehen, und ich presste widerstrebend ein Ohr daran. Womöglich nur der Fernseher, aber dennoch fühlte sich das Stöhnen, das ich hörte, wie ein Tritt in die Magengrube an. Ich warf Lily einen Blick zu. Sie drückte ein Ohr an die Tür und hörte es auch. Ich schloss die Augen und klopfte an.
    Sofort rief eine laute Frauenstimme: »Kommen Sie später wieder. Wir sind noch nicht fertig.«
    »Einen Scheiß seid ihr«, fauchte Priscilla und stieß den Zimmerschlüssel ins Schloss. Ehe ich mich’s versah, waren wir drin und standen einer schönen Frau gegenüber, die ich vom Softballturnier am Vormittag zu kennen glaubte. Ihre blauen Augen blickten erschrocken drein. Sie trug einen seidenen Morgenmantel mit lose geknotetem Gürtel, und das kräftige Haar fiel ihr prachtvoll über die Schultern. Mickey saß auf der Bettkante. Seine Arme hingen schlaff herab. Der Reißverschluss seiner Jeans war offen, und er trug kein Hemd. Ich vergaß zu atmen, während ich zu begreifen versuchte, was ich da sah. Verwirrung und Wut rangen um den ersten Platz auf meiner Zunge.
    »W… was machst du da? Mickey!«
    Als Mickey zu mir aufblickte und ich ihm ansah, dass er mich offenbar nicht erkannte, verdrängte die Angst alles andere. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu, aber er reagierte immer noch nicht.
    »Was machst du da?«, murmelte ich. »Was ist hier passiert?« Ich starrte meinen Mann an, der anscheinend nicht mehr wusste, wo er sich befand. Dann wandte ich mich der Frau zu. »Was habt ihr gemacht?«
    Hilary Wellingtons erschrockene Miene wich kaltem Ärger. »Wie können Sie es wagen?«, fuhr sie mich an. »Verschwinden Sie auf der

Weitere Kostenlose Bücher