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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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während ich auf meinen Rückflug wartete. Er berichtete, Mickey stabilisiere sich allmählich, kämpfe aber dagegen an, so dass Gleason zusätzliche Medikamente gegen die Depression habe verordnen müssen.
    »Gleason, sagen Sie mir die Wahrheit. Ist er immer noch selbstmordgefährdet?«
    »Darüber spricht er nicht. Aber er trägt irgendeinen Kampf mit sich selbst aus, der mir Sorgen bereitet. Er bekommt weiterhin starke Beruhigungsmittel, bis sich seine Lithiumwerte normalisiert haben.«
    »Ich verstehe.«
    »Außerdem habe ich ihn wieder auf ein altes Medikament gesetzt, auf das er in der Vergangenheit gut angesprochen hat.«
    Ohne darüber nachzudenken, fragte ich: »Glauben Sie, dass er sich in absehbarer Zeit erholen wird?«
    »Das hoffe ich sehr, Lucy. Sie hätten es weiß Gott verdient.«
    Ich seufzte. »Ich werde gegen Mittag in Hartford landen. Kann ich Mickey dann besuchen?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegenspräche.«
    »Danke, Gleason. Vielen Dank für alles.«
    »Gern geschehen. Geben Sie gut auf sich acht, Lucy. Wir sehen uns bald.«
    Als mein Anschlussflug endlich in Hartford/Springfield landete, fühlte ich mich nicht gut und mir war übel. Das lag zum Teil an dem turbulenten Flug und der schalen Luft im Flugzeug, aber auch an den Gedanken an Mickey, die mich unterwegs bombardiert hatten. Bei der Aussicht, ihn bald zu sehen, steckte ich irgendwo zwischen Grauen und freudiger Erregung fest. Mir graute davor, weil ich nicht wusste, was mich erwartete, und ich freute mich, weil er mir so sehr gefehlt hatte. Eigentlich, so dachte ich, vermisste ich ihn schon seit Wochen. Ich holte mein Auto, das auf einem Langzeitparkplatz stand, warf die geblümten Hemden, die ich am Flughafen gekauft hatte, auf den Rücksitz und fuhr los.
    Während meiner kurzen Abwesenheit war offensichtlich der Herbst eingekehrt. Die Luft war frisch und der Himmel bedeckt – Mickey hätte so etwas einen
launischen Tag
genannt. Es regnete während der gesamten Fahrt nach Brinley, und bis ich das Edgemont erreichte, schüttete es geradezu.
    Als ich mich im Schwesternzimmer im zweiten Stock bei Peony meldete, stand ihr »Sie armes Mädchen« praktisch in das lächelnde Gesicht geschrieben.
    »Also, meine Liebe«, sagte sie, »es geht ihm nicht so gut, unserem Mickey. Ich will Sie nur darauf vorbereiten. Sie wissen ja, dass Dr. Webb ihm ziemliche Hämmer verordnet hat.«
    Ich nickte. »Gleason hat mir alles erklärt.«
    Peony schickte mich mit einem ermunternden Nicken weiter den Flur entlang, und ich machte mich auf den Weg zu meinem Mann. Die Station für Psychiatrie und Suchterkrankungen im Edgemont besteht aus zwei langen Fluren, einer für jeden medizinischen Zweig. Beide waren vom zentralen Schwesternzimmer aus vollständig einsehbar, und ich spürte Peonys Blick im Rücken. Mickeys Zimmer lag am hinteren Ende der Psychiatrie, und ich ertappte mich dabei, dass ich im Vorbeigehen durch die offenen Zimmertüren spähte. In einem ging ein kleiner, dünner Mann im Kreis herum und murmelte leise vor sich hin. In einem anderen saß eine Frau zusammengekauert in einem Sessel. Sie starrte mich aus großen Kinderaugen an.
    Als ich mich Mickeys Zimmer näherte, ging ich langsamer und atmete tief durch. Er wusste nichts von meinem Besuch. Ich hatte ihn seit vier Tagen nicht mehr gesehen und merkte jetzt, dass ich vor diesem Schritt ins Ungewisse zögerte. Unmittelbar vor seiner Tür blieb ich stehen und hörte jemanden weinen, leise, kläglich, herzerweichend. Ein solches Weinen von einem Mann muss der jämmerlichste Laut auf der ganzen Welt sein. Es kam vom Bett an der Wand, doch das Zimmer war so düster, dass ich niemanden erkennen konnte.
    Hinter der Tür stand ein weiteres Bett, und jetzt sah ich meinen Mann von dort auf die andere Seite des Zimmers zu dem weinenden Mann schlurfen. Er bewegte sich langsam und vorsichtig und hielt sich leicht gebeugt, was an den starken Medikamenten lag. Mit dem Rücken zu mir blieb er stehen. Er trug den alten braunen Bademantel, den ich einen Tag nach seiner Einlieferung vorbeigebracht hatte.
    »John, ist schon gut. Nicht weinen, John«, säuselte Mickey mit besänftigender, wenn auch heiserer Stimme. Er erreichte das Bett und setzte sich auf die Bettkante. »He – he, ist ja gut. Hab keine Angst. Möchtest du etwas Wasser?« Ich beobachtete, wie er mit zitternder Hand einen Styroporbecher vom Nachttisch nahm. Sanft hob er den Kopf des Mannes an. Durch Mickeys Zittern verschüttete er zwar etwas

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