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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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darin, Mickey in die richtige Richtung zu lenken, auch dann, wenn der Wahnsinn an ihm zerrte. Dieser Mann – diese Stimme – gewann nicht immer, aber er war das Letzte, was Mickey losließ, ehe er abstürzte, und das Erste, wonach er griff, wenn er wiederkam. Mickey hörte auf ihn. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte angestrengt, der Spur aus Brotkrümeln zu folgen.
    Irgendetwas an diesem Zusammenbruch fühlte sich anders an. Noch nie war eine Frau im Spiel gewesen, das hätte mir der erste wichtige Hinweis sein sollen. Und dann vor aller Augen? An einem Ort, wo sie leicht zu finden waren? Warum? Allmählich setzte sich das Bild zusammen, und ich keuchte auf, als ich begriff.
    »Lucy?«
    Ich schüttelte den Kopf. Mickey hatte an jenem Abend mit der Frau ganz bewusst gehandelt, sogar wohlkalkuliert. Aber in selbstmörderischer Absicht? Wie alle anderen hatte ich fraglos das Bild akzeptiert, das sich mir darbot, weil das Ganze auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Suizidversuch aussah. Mein Mann hatte sich in genau die Rolle hineinversetzt, die er verkörperte – den trauernden, verängstigten, von seiner bipolaren Störung vernichteten seelischen Krüppel. Er hatte die perfekte Szene geliefert, um seinen völligen Mangel an Urteilsvermögen zu demonstrieren. Er hatte die perfekte Schauspielerin gecastet, die seiner Darbietung zusätzlich Leuchtkraft und Tiefe verlieh. Und all das hatte er getan, um sich vor einer Verantwortung zu drücken, die er nicht begreifen konnte.
    »Lucy?«
    »Jetzt nicht, Mickey.« Ich war so dumm! So sehr mit meinem eigenen Verfall beschäftigt, dass ich überhaupt nicht gemerkt hatte, wie verzweifelt mein Mann tatsächlich war. Ich hatte seine Verzweiflung gesehen, sie aber völlig unterschätzt. Also hatte sich Mickey mit einer Überdosis endlich Gehör verschafft.
    »Ich muss jetzt gehen, Mickey.«
    »Was? Wohin denn?«
    »Fort von dem, was du getan hast.«
    Er sank noch mehr in sich zusammen, als schmelze er in einem Wasserbad. Matt sackte er an die Wand.
    »Du hast uns das nur vorgespielt«, fauchte ich. »Du hast dich mit ihr eingelassen, damit du eine Überdosis schlucken und beinahe, aber nicht so ganz daran sterben konntest. Und das nur, um der Welt zu beweisen, dass man dir kein Baby anvertrauen kann. Es geht doch um das Baby, nicht wahr? Du hast das unserer Tochter wegen vorgetäuscht?«
    Er sah mich an, ohne es abzustreiten.
    »Du hast dein Versprechen gebrochen!«
    »Welches Versprechen?«
    »Mickey verspricht, niemals vorzutäuschen, dass er etwas nicht unter Kontrolle hat!«
    Schock und Scham sprachen aus seinem Blick.
    »Willst du das etwa abstreiten, Michael?«
    »Ich musste es tun!«
    »Du musstest? Werd endlich erwachsen, Mickey! Du bist dreiundvierzig Jahre alt!« Ich schrie schon beinahe, ehe ich mich zusammenriss. Der Mann in dem anderen Bett hatte sich nicht gerührt, aber ich senkte trotzdem die Stimme. »Ich kann verdammt noch mal nichts daran ändern, was mit mir geschieht. Ich bin
krank.
Aber du … Wir erwarten eine kleine Tochter, und das –
das
 – ist das Beste, was du zu bieten hast? Eine Schmierenkomödie? Du verdienst sie nicht. Und
ich
habe weiß Gott auch etwas Besseres verdient.« Ich wandte mich zum Gehen, doch er packte meine Hand.
    »Ich werde sie verderben, verdammt noch mal! Kapierst du das nicht? Ja, sie hat etwas Besseres verdient. Sie braucht mehr, als ich zu bieten habe. Ich weiß, wie es ist, mit einem geisteskranken Elternteil aufzuwachsen. Das werde ich ihr nicht antun! Wir –
wir
 – hätten ihr das geben können, was sie braucht. Aber allein kann ich das nicht.«
    Seine Worte trafen mich wie Kugeln, und ich kämpfte mit den Tränen. Mit zittriger Stimme sagte ich: »Du bist aber nicht deine Mutter! Und wenn du das immer noch nicht begriffen hast, bist du tatsächlich irre!« Grob wischte ich mir die Tränen fort. »Ich habe dich gewählt, Mickey. Ich habe
dich
gewählt, weil ich an
dich
geglaubt habe, und ich habe das nie bereut. Nie! Unsere Tochter braucht dich!«
    Mickey zog an meiner Hand. »Bitte hör zu, Lucy. Ich bin nicht anders als du. Du opferst dein Leben für sie, und ich tue genau das Gleiche.«
    Erschüttert blickte ich auf ihn hinab. »Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Ich würde alles tun,
alles,
um hierbleiben zu können, sie im Arm zu halten, ihr Dinge zu erklären, ihr Gesicht zu küssen und jeden einzelnen Tag für den Rest meines Lebens wieder über sie zu staunen. Du ziehst es vor, alle um

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