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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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überstehen.«
     
    Ich fuhr aus dem Schlaf, als ein trockenes, pfeifendes Husten aus meiner Kehle drang. Mickey drehte sich unruhig herum, wachte aber nicht auf. Ich hingegen war auf der Stelle hellwach und voller Angst. Ich wusste, was das war. Seit dem Tag, an dem ich ohnmächtig geworden war, hatte ich keinen Hustenkrampf mehr gehabt, aber ich hatte nicht vergessen, wie sich das anfühlte. Ich wollte Mickey nicht wecken, also stand ich auf und tapste die Treppe hinunter zum Bad neben der Waschküche. Doch als ich mich über das kleine Waschbecken beugte und mein bleiches Gesicht im Spiegel anstarrte, geschah gar nichts. Ich schmeckte kein Blut im Mund, oder? Atmete ich schwerer als sonst? Nein, alles in Ordnung. Alles in Ordnung.
    Ich hatte mir beinahe eingeredet, dass ich im Bett sicher nur ein Kratzen in der Kehle gespürt hatte, als es richtig losging. Ohne Vorwarnung hustete ich, trocken, tief und hart. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und zu atmen, ohne nach Luft zu schnappen, nicht in Panik zu geraten. Ich sank auf den Toilettensitz und drückte mir ein Papiertaschentuch vor den Mund, um das laute Husten zu dämpfen. Als ich es mir ansah, stellte ich erleichtert fest, dass nur ein paar kleine Blutflecken darauf waren. Kaum der Rede wert.
    Gleich darauf war es vorbei. Der Anfall ließ so plötzlich nach, wie er begonnen hatte. Ich legte mir einen nassen Waschlappen in den Nacken und atmete langsam und vorsichtig durch den Mund. Nach ein paar Minuten schaltete ich das Licht aus und ging hinüber in die vom Mond erhellte Küche. Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein, setzte mich und schaute aus dem Fenster. Es war so still, so friedlich. Das einzige Geräusch war der rauschende Puls in meinen Ohren. Sechs Tage zuvor war ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Meine Gnadenfrist konnte nicht schon vorbei sein.
    Am Donnerstagmorgen fuhr Mickey mich zu Dr. Gladstone, mein zweiter Besuch in dieser Woche. Eine Krankenschwester führte uns lächelnd in ein Behandlungszimmer. Die Untersuchung ging ganz schnell. Ich atmete, während Peter Gladstone meine Lunge abhörte. Er gab ein leises Brummeln von sich und notierte etwas in meiner Akte. Dann klemmte er mir ein kleines Gerät an den Zeigefinger, das die Sauerstoffsättigung maß und auf einem Monitor anzeigte, den der Arzt in der Hand hielt. Bisher hatte er immer erfreut gewirkt. Heute runzelte er die Stirn.
    »Ihr Blutsauerstoff sinkt. Sie sind auf siebenundachtzig runter, deshalb möchte ich Sie dauerhaft am Sauerstoff haben. Wie schlafen Sie?«
    »Ganz gut. Ein bisschen unruhig.«
    »Das überrascht mich nicht. Irgendwelche Hustenanfälle?«
    »Nur ein kleiner, vorletzte Nacht«, gestand ich und sah, wie Mickey erschrocken die Augen aufriss.
    »Blutiger Auswurf?«
    »Nein.«
    »Es geht Ihnen besser, als ich erwartet hätte, aber heute höre ich ein leichtes Rasseln, also ist es jetzt so weit. Es sammelt sich wieder Flüssigkeit an.«
    Ich nickte und wich Mickeys finsterem Blick aus.
    Dr. Gladstone schüttelte seufzend den Kopf. »Mir wäre wohler, wenn Ihr Geburtstermin schon näher wäre, Mrs Chandler. So können wir Sie nur so gut wie irgend möglich mit Sauerstoff versorgen. Nach der Geburt greifen wir aggressiv an.«
    Ich nickte. Ich schöpfte immer Hoffnung, wenn Peter Gladstone von
nach der Geburt
sprach. Mit seiner üblichen strengen Miene verband er einen dünnen Schlauch mit einem Ventil in der Wand und drehte an einem kleinen Schalter darunter. Am anderen Ende des Schlauchs befand sich eine verstellbare, offene Schlinge, und in deren Mitte ragten zwei kleine Kunststoffstutzen hervor. Er steckte mir die Bügel der Schlinge hinter beide Ohren und führte sanft die kleinen Stutzen in meine Nasenlöcher ein. »Schauen wir mal, wie hoch Sie damit in fünf Minuten kommen.«
    »Okay«, sagte ich, und meine Nase füllte sich mit Wind.
    Der Arzt verließ den Raum, und Mickey folgte ihm.
    Ich saß da und sah mich um. Rasseln? Was immer das für ein Geräusch sein mochte, es bedeutete offenbar nichts Gutes für mich. Ich entdeckte ein Telefon an der Wand und überlegte nur kurz, ehe ich danach griff und so lange irgendwelche Tasten drückte, bis ich eine Amtsleitung hatte. Harry musste am Abend zuvor nach Hause gekommen sein, und Jan hatte ihm vermutlich ausgerichtet, dass ich versucht hatte, ihn zu erreichen. Ich wählte ihre Nummer, und nach dem zweiten Klingeln meldete sich Jan.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo, mein Liebes.«
    »Sag mal, ist Harry heute

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