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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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ausgemalt hatte, wie sie enden könnte. Ich holte tief Luft und blieb stehen. Mickey ebenfalls.
    »Was ist mit unserer Tochter?«
    »Lucy, du weißt ja selbst, dass du vielleicht … Wenn das Baby da ist, wirst du möglicherweise nicht mehr …«
    »Ich weiß«, sagte ich so leise, dass ich meine eigene Stimme kaum hörte.
    Mickey schüttelte den Kopf, und ich hörte ihn schlucken. »Lucy, ich habe alles getan, was mir möglich war, um mich darauf vorzubereiten, was uns bevorsteht –
möglicherweise
bevorsteht. Aber es geht einfach nicht. Und du musst dieses eine Mal auf mich hören, Lu. Ich
kann
das nicht. Ich kann sie nicht allein großziehen.«
    »Das glaube ich keine Sekunde lang, Mickey.«
    Tränen traten ihm in die Augen, doch er schaute nicht fort. »Du hörst mir nicht zu, Lucy. Das ist so schwer.«
    »Entschuldige. Sprich weiter.«
    »Und ich meine nicht nur, dass ich hin und wieder Hilfe brauchen werde, oder so lange, bis ich mich an die Situation gewöhnt habe. Ich bin einfach nicht stark genug oder gut genug, um sie
nicht
mit meiner Seltsamkeit zu verkorksen. Wir wissen doch beide, wie eingeschränkt ich bin.« Er starrte mich an, und keiner von uns atmete. »Lucy, ich will das Baby zur Adoption freigeben.«
    Ich blickte zu diesem großen, breiten Mann auf, der mir plötzlich völlig fremd war, und begriff kaum, was er da gesagt hatte. »Wie bitte?«
    Er brach beinahe zusammen, und selbst in der Dunkelheit konnte ich sehen, wie ihn diese Last erdrückte. »Bitte sieh mich nicht so an, Lucy. Es ist doch nicht so, dass ich sie nicht liebe oder sie nicht will.« Sein Blick wirkte gepeinigt, und ich machte einen kleinen Schritt auf ihn zu. »Lucy, du musst mir glauben, dass ich alles darum geben würde, ein anderer zu sein … für sie.« Er stieß zittrig den Atem aus. »Jeden Morgen schaue ich in den Spiegel und hoffe, darin jemanden zu sehen, der heilbar, lebenstüchtig und stark ist. Verdammt, ich wäre sogar mit jemandem zufrieden, der gerade eine schwere Zeit durchmacht, aber irgendwann wieder auf die Füße kommen wird. Aber so jemanden sehe ich nicht. Ich sehe denselben kaputten Menschen wie immer.«
    Mickey ergriff meine Hände. »Vor einer Ewigkeit hast du mal zu mir gesagt, du könntest mich nicht heilen, aber mich lieben, so kaputt, wie ich bin. Erinnerst du dich daran?«
    Ich nickte.
    »Ich habe nie so recht daran geglaubt, dass du das wirklich ernst gemeint hast – dass du
mich
annehmen und alle Bruchstücke lieben könntest. Ich werde nie begreifen, womit ich ein solches Geschenk verdient haben soll. Dir verdanke ich ein Leben, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Wenn ich nachts nach Hause fahre, ertappe ich mich sogar heute noch manchmal bei der Frage, ob ich tatsächlich zu dir nach Hause unterwegs bin. Zu
dir,
Lucy. Wie es möglich sein kann, dass ich – Mickey Chandler – mein Leben mit dir verbringen darf.«
    »Mickey.« Ich hob die Hände zu seinem Gesicht, und er küsste meine Handflächen.
    »Aber ich bin immer noch kaputt, Lu«, flüsterte er. »Ich bin nicht ganz, und diese Zerrissenheit allein wird meiner Tochter unweigerlich schaden. Das kann ich ihr nicht antun. Das will ich nicht.«
    »Ach, Mickey.« Ich dachte an meine Unterhaltung mit Gleason.
Er wird nicht erfahren, wozu er ohne Sie fähig ist, bis er ohne Sie auskommen muss,
hatte er gesagt. Und während ich meinem zitternden Mann in die Augen starrte, begriff ich, dass Gleasons Worte wahrhaft prophetisch gewesen waren. Ich zog Mickey an mich, und er schloss mich in die Arme. Ich konnte mir nicht vorstellen, ihn verlassen zu müssen. Was dachte sich Gott nur dabei?
    Den restlichen Weg legten wir schweigend zurück, und als wir zu Hause ankamen, war Mickey so aufgewühlt, dass ich ihn zwei Schlaftabletten schlucken ließ. Wir redeten, bis er schließlich gegen zwei Uhr in meinen Armen einschlief. Aber als er schon längst leise schnarchte, starrte ich immer noch an die Decke und verdaute das, was er gesagt hatte. Seit Stunden rang ich nun schon mit der Frage, was ich tun sollte. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, und ich sah auch nicht mehr viele Möglichkeiten, ihn davon zu überzeugen, dass er wegen seiner Einschränkungen keineswegs wertlos oder unserer Tochter nicht würdig war. Aber Mickey fürchtete sich nicht nur vor der Verantwortung, unsere Tochter allein großzuziehen, er wollte auch das tun, was seiner Überzeugung nach das Beste für sie war.
    Wieder kamen mir die Tränen. Wenn ich ihm nicht unser

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