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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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die Mutter sein wirst. Du wirst das Küsschen auf ihren blauen Flecken sein, die Schatzkammer ihrer Geheimnisse. Meine Liebe zu diesem kleinen Engel wird aus Deinen Augen leuchten. Ich weiß das, Du weißt es, und Mickeys Rolle in ihrem Leben wird deinen Platz darin niemals schmälern. Deshalb bitte ich Dich: Wenn sich erweisen sollte, dass sich Mickey seiner Rolle gewachsen fühlt, musst Du es zulassen, Lil.
    Mickey ist wunderbar, auf vielerlei Weise, die Du kaum verstehen kannst. Ja, an manchen Stellen ist er kaputt, aber er hat an anderen Stellen in sich Brücken gebaut, um das zu kompensieren. Ich versichere Dir, dass Mickey unserem Baby niemals etwas antun wird, obwohl er das wahrscheinlich befürchtet. Er wird allerdings sehr viel Hilfe brauchen, denn er wird irgendwann stürzen. Er wird nicht zurechtkommen, wenn sich seine Welt nicht fest um ihn schließt. Er wird Dich und Ron brauchen, Harry und Jan, Charlotte und Priss. Keine Frage, es wird tatsächlich ein Dorf brauchen, um dieses Kind großzuziehen, denn Mickey wird ins Schwanken geraten und hinfallen, das ist das Wesen seiner Erkrankung. Aber er wird immer wieder aufstehen, das ist das Wesen dieses Mannes.
    Du und ich, wir sind Zwillinge, die zufällig mit vier Jahren Abstand zur Welt kamen – wir teilen uns eine Seele. Deshalb bin ich sicher, dass Dich all das nicht überrascht. Du weißt, was ich will, und nur Du wirst wissen, ob es möglich ist. Ich vertraue auf Dich, wie ich schon immer auf Dich vertraut habe.
    Ich bin müde, Lily, also werde ich all dies in Deine liebevollen Hände geben (unfairerweise, das ist mir bewusst). Ich liebe Dich, große Schwester. Ich liebe Deinen Ron wie den Bruder, der er für mich immer war, und ich weiß, dass ihr beiden fantastische Eltern sein werdet, wenn die 99 Prozent gewinnen.
    Ganz gleich, in welcher Rolle Du Dich wiederfindest, Mutter oder Tante, bitte erzähle meiner Tochter von mir. Sag ihr, dass mein Körper immer schwächer wurde und ich von Tag zu Tag weniger zu geben hatte, aber meine Liebe zu ihr das gesamte Universum füllte. Sag ihr, dass ich sie immer lieben werde und dass sie keine Angst zu haben braucht. Nicht vor dem Leben und nicht vor dem Tod. Und wenn ich jetzt keine Gelegenheit mehr haben sollte, sie im Arm zu halten und zu küssen, dann werde ich sie irgendwann später bekommen. Sag ihr, dass sie mein unglaubliches kleines Wunder ist. Und sag ihr jeden Tag, wie sehr ich ihren Vater geliebt habe.
    Lily, ich habe Mickey vom ersten Augenblick an vergöttert, aber ich habe mich für ihn entschieden, weil ich außer ihm keinen anderen Mann kannte, der durch Beton schwimmen kann. Er ist unglaublich stark. Sorge dafür, dass er das nie vergisst. Und wenn er in dieses dunkle, schreckliche Loch abdriftet, sag ihm, dass er kräftig mit den Beinen treten und nicht aufhören soll, bis er das sichere Ufer erreicht hat, wo es warm ist und er Licht und Frieden findet … und seine Tochter.
    Michael Chandler war immer mein Held. Und jetzt musst Du zulassen, dass er ihr Held wird.
     
    Ich liebe euch alle
    Lucy
     
    Ich las den Brief so oft, dass ich Lucys Stimme aus den Seiten klingen hörte. Wie sehr ich sie liebte! Weiß Gott, was aus mir geworden wäre, wenn sie an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag nicht zufällig meinen Weg gekreuzt hätte. Aber Lucy hatte mich gefunden und an mich geglaubt. Mich geliebt. Ihre Liebe hatte mich zu einem Mann gemacht, von dem sie wusste, dass er stark genug war, unsere Tochter großzuziehen, obwohl ich mir darüber selbst noch nicht im Klaren war.
    Abby rekelte sich in meinen Armen. Dieser kleine Engel war Lucys unendlich kostbares Geschenk an mich. Ihr Vertrauen in mich ebenso. Ich blickte auf meine Tochter hinab, betrachtete ihr bezauberndes Gesicht. Sie starrte mich aus Augen an, die denen ihrer Mutter sehr ähnlich waren.
    »Ich liebe dich, meine Kleine«, krächzte ich heiser. »Und wenn Liebe allein genügen würde, hätten wir alles, was wir brauchen.« Ich hob sie hoch, barg ihr Gesicht an meinem Hals und war mir sicher, dass ich noch nie so wahre Worte gesprochen hatte.

[home]
    Epilog
    I ch verließ das Damian’s, wo ich mich mit Gleason zum Mittagessen getroffen hatte, und spazierte den Brinley Loop entlang zur Cemetery Road. Ich fühlte mich ziemlich gut, denn meine Laborergebnisse zeigten sämtlich normale Werte. Ich war stabil, und Gleason war sehr froh darüber. Aber eigentlich brauchte er keine Blutwerte, um das festzustellen. Ich war seit über einem

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