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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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geändert. Tränen ließen die Worte verschwimmen, als ich den letzten Zusatz noch einmal las. Nichts hatte sich geändert, außer dass ein entschlossener kleiner Schwimmer es durch den Knoten in meinem Eileiter geschafft hatte. Ich kroch ins Bett und grübelte darüber nach,
wie
tapfer der gewesen sein musste und warum ich nach all der Zeit jetzt schwanger war.

[home]
    5
    10 . Juli 1999
    G leason Webb bietet jeden Donnerstag eine Gruppentherapie für die bipolare Bevölkerung der näheren Umgebung an. Ich gehe jede zweite Woche dahin, wenn ich kann, und das schon seit Jahren. Da wir sehr unterschiedliche Männer (die bipolaren Frauen sind jeweils in der anderen Woche dran) mit unterschiedlicher Symptomatik sind, bilden wir eine ziemlich interessante Ansammlung geisteskranker Männer. Einige von uns haben Ehen zerstört – und nicht nur ihre eigenen –, ihre Kinder verletzt oder sich entfremdet, andere haben dazu nicht einmal mehr Gelegenheit. Einige haben ihren Eltern Schande gemacht, ihre Freunde missbraucht oder beschimpft, ihre Arbeitgeber betrogen, haben gestohlen, gelogen und manipuliert. Manche machen Gott für all ihre Probleme verantwortlich. Für andere ist nur
sie
an allem schuld. Einige haben sich ihre Karriere ruiniert, andere ein Vermögen verschleudert. Unter uns sind Säufer, Drogenabhängige, Schuldner und Obdachlose. Manche haben sämtliche Brücken zu den Menschen abgerissen, die sie lieben. Manche von uns sind in der einen Woche unverschämt fordernd und sprechen sich von jeder Verantwortung frei, um in der nächsten Woche von Schuldgefühlen und Selbstmordgedanken überwältigt zu werden. Das kenne ich auch. Wir sind alle schwer lädiert, aber ziemlich interessant.
    Im Rahmen dieser Gruppe ist Gleason unser Ausbilder. Er konfrontiert uns brutal mit uns selbst und warnt uns stets, dass wir unsere Krankheit verstehen müssen, wenn wir sie überleben wollen – das ist unsere allerwichtigste Aufgabe. Wir müssen diese Verantwortung übernehmen und uns darum kümmern. Außerdem empfiehlt er, dass es in unserem Leben jemanden geben sollte, der uns zuverlässig Bescheid sagt, wenn wir abheben.
    Ich kann nicht für meine Kameraden sprechen, aber ich fand es schon ziemlich heftig, überhaupt jemandem von meiner Krankheit zu erzählen. Und jemanden zu finden, der bereit wäre, unter all diesen Symptomen nach dem wahren Menschen zu suchen, hielt ich für unwahrscheinlich bis ausgeschlossen.
    Zu behaupten, Lucy Houston hätte mich vom Hocker gehauen, wäre also eine ungeheuerliche Untertreibung.
     
    In der Nacht, in der mir Mickey in der Cafeteria begegnet war, hatte ich eine Einladung ausgesprochen, über die ich nicht weiter nachdachte … das kam erst später. Wahrscheinlich, sagte ich mir, war es sowieso besser, wenn er mich nicht anrief. Mickey war ein kranker Mann –
geisteskrank,
wenn ich glauben durfte, was er mir erzählt hatte. Ich hatte ihm nichts angemerkt, aber damals wusste ich auch noch nicht, wie so etwas aussieht. Ich dachte vielmehr an den Ausdruck in seinen wunderschönen Augen, als er gesagt hatte: »Du glaubst das jetzt vielleicht nicht, aber ich bin noch eine ganze Menge mehr als bloß geisteskrank.« Diese Worte waren der Grund dafür, dass ich von Tag zu Tag immer stärker an ihn denken musste.
    Ein paar Wochen später stellte ich gerade einen Vortrag für mein Ethik-Seminar zusammen, als das Telefon klingelte. Ich erkannte die Nummer nicht, aber ich wusste, das war er.
    »Hallo, Geburtstagskind.«
    »Du hast angerufen«, sagte ich und war sicher, dass meine Stimme mein Lächeln wiedergab.
    »Ja, habe ich.«
    »Wie geht es dir?«
    »Jetzt wieder sehr gut«, antwortete er. »Und dir?«
    »Auch sehr gut«, sagte ich und fühlte mich auch so.
    »Also, obwohl ich es immer noch für unklug halte, frage ich mich, ob du wohl mal mit mir ausgehen möchtest.«
    »Hm. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals auf so schmeichelhafte Weise um ein Date gebeten worden wäre.«
    Er lachte. »Ich glaube, nach neulich Nacht weißt du, was ich damit meine.«
    »Woran hattest du denn gedacht?«
    »Tja, man sollte eigentlich meinen, dass wir schon eine Menge voneinander wissen, aber ich weiß nicht, ob du Überraschungen magst oder lieber wissen willst, was dich erwartet …«
    »Ich mag Überraschungen.«
    »Wunderbar! Wie sieht es bei dir am Donnerstag aus?«
    Am Donnerstagabend hatte ich einen Kurs, aber das war nicht so wichtig. »Donnerstag passt gut.«
    »Ich hole dich um sechs Uhr

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