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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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ab. Wir werden uns draußen aufhalten, und wahrscheinlich wird es zunächst warm sein, dann aber kühl werden, also nimm einen Pulli mit. Und ich würde lieber keine Highheels anziehen.«
    »Pulli, keine Highheels. Verstanden.« Ich nannte ihm meine Adresse und legte auf. Mir war schwindelig, und ich schob meine vorherigen Bedenken beiseite.
    Drei Tage später stand er pünktlich vor meiner Tür und sah gesund und fit aus in Jeans und Henley-Shirt, die Sonnenbrille in das prächtige Haar geschoben. Er musterte mich, und meine Jeans, das weiße T-Shirt und der praktische Pferdeschwanz entsprachen offenbar den Anforderungen für diesen Abend.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo.«
    »Du siehst gut aus – als ginge es dir viel besser«, bemerkte ich.
    »Danke. Du siehst auch prima aus.«
    »Hast du gut hergefunden?«, fragte ich.
    »Gar kein Problem«, sagte er.
    »Gut.«
    »Gute Wegbeschreibung.«
    »Gut«, wiederholte ich.
    Mickey schüttelte den Kopf. »Das hasse ich an ersten Verabredungen.«
    »Ich auch. Gehen wir einfach.« Ich schnappte mir meine Jacke und den Schlüssel. »Brauche ich sonst noch etwas?«
    »Ich glaube nicht.« Er lachte leise, als ich die Tür abschloss. »Unkompliziert. Wer hätte das gedacht?«
    Unsere Unterhaltung hatte zwar ein wenig steif begonnen, aber dabei blieb es nicht lange. Während Mickey fuhr, erzählte er mir alles über sein Unternehmen. Mickey und seinem Partner Jared Timmons gehörte nicht nur Colby’s Club, sondern noch zwei weitere, und sie überlegten gerade, einen vierten zu übernehmen.
    »Ich habe großes Glück«, sagte er. »Jared arrangiert sich mit meiner Krankheit, und ich arrangiere mich mit seinem Bestreben, zur Überbevölkerung der Erde beizutragen. Er hat drei Kinder, und seine Frau ist gerade wieder schwanger.«
    Ich lachte. »Das hört sich an, als würdet ihr euch gut ergänzen.«
    Mickey parkte den Wagen und sah mich an. »Bereit?«
    »Aber klar.«
    Wir waren zum Pier in Pemberton Point gefahren, wo die Fähre zu den Boston Harbor Islands anlegte. Ich fand es aufregend, denn ich wohnte zwar seit drei Jahren in Boston, hatte aber noch keine einzige der Inseln gesehen. In meinem ersten Studienjahr war ich zu einer Party auf Spectacle eingeladen worden, aber die hatte ich versäumt, weil Lily ausgerechnet da heiratete und ich Trauzeugin war. Ich sah Mickey an. »Bis hierher gefällt mir die Überraschung!«
    Er lächelte und nahm auf dem Weg zur Fähre meine Hand. Die Luft fühlte sich an diesem warmen Juniabend, während wir an der Reling standen, unglaublich weich an. Ich wiederum fühlte mich sicher, geborgen, und Mickeys breite Schultern schützten mich vor dem Wind. Ich ertappte ihn dabei, dass er mich mit demselben Ausdruck in den dunklen Augen anstarrte wie damals im Club … irgendwie nackt und bloß. Er mochte mich, war aber nicht sicher, ob er mich mögen sollte. Ich ließ den Blick über den Hafen schweifen. »Ich liebe das Meer.«
    »Segelst du?«
    »Nicht so oft, wie ich möchte. Meine Schwestern und ich haben ein altes Segelboot geerbt. Eine Catalina. Ich erinnere mich gut daran, wie wir mit meinem Dad rausgefahren sind, als ich noch klein war. Das fand ich immer herrlich.«
    »Dann musst du mir irgendwann mal deine Fähigkeiten beweisen.«
    Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
Irgendwann mal
implizierte ein nächstes Mal. »Segelst du auf dem Connecticut River?«
    »Habe ich ein paarmal gemacht, ja. Aber meistens bin ich auf dem Bashan Lake. Ich angele gern.«
    Ich lächelte. »Ich liebe angeln.«
    »Das hätte ich nicht vermutet.« Er grinste.
    »Ich habe wohl noch ein paar solcher Überraschungen für dich.«
    Die Fähre legte im Hafen von George Island an, und wir stiegen aus und warteten auf das Shuttle-Boot. Wir waren die Einzigen, und als ich zu Mickey aufschaute, lächelte er. »Warst du schon mal auf Bumpkin Island?«
    »Nein. Du?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dann werden wir die Insel wohl zusammen erkunden.«
    »Angeblich kann man von dort aus die Skyline von Boston sehen. Vielleicht haben wir sogar Glück und sehen den Sonnenuntergang.«
    »Vielleicht.«
    Das Shuttle-Boot setzte uns auf der Insel ab, und Mickey und ich gingen einen Fußweg entlang, der von Brombeersträuchern gesäumt war.
    »Wir pflücken uns wohl besser ein paar zum Abendessen«, sagte er.
    Ich war nicht sicher, ob das ein Scherz sein sollte, steckte mir aber trotzdem eine dicke Brombeere in den Mund. In der Ferne begannen die Lichter von Boston zu schimmern.

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