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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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dreinzuschauen.
    Am selben Tag sagte ich ja zu einer Verlobung, beim Mittagessen mit meinen Schwestern und Ron. Mickey fragte mich zwischen dem Salat und dem Hauptgang, band mir ein Stückchen Schnur von meiner Quaste um den Ringfinger und erklärte, das sei nur der Platzhalter, bis ich mir einen richtigen Ring ausgesucht hätte. Er erklärte mir, dass ich eigentlich nicht nein sagen könne, weil meine Familie uns schon ihren Segen gegeben habe – anscheinend hatte er am Morgen auf dem überfüllten Parkplatz darum gebeten.
    Später erzählte er mir, dass es nicht nur seine Bestimmung gewesen sei, mich zu lieben, sondern sein persönlicher Kreuzzug. Er hatte sich zu Herzen genommen, was ich gesagt hatte – dass jemand auch für mich kämpfen müsse –, und die letzten zehn Tage lang gegen seine Dämonen um mich gekämpft. Letzten Endes hatte er gewonnen. Ich war ziemlich sicher, dass ich mir von niemandem mehr hätte wünschen können. Und nachdem ich seine Seltsamkeit in allen Einzelheiten betrachtet und seine sämtlichen bekannten Anteile identifiziert hatte, fand ich schlicht keinen Grund dafür, ihn nicht zu lieben. Also waren wir einander in all unserer Unvollkommenheit versprochen, und wir schworen uns, etwas Größeres zu bilden, als jeder von uns allein darstellte. Wir waren absolut sicher, dass wir fähig waren, unsere Träume zu verwirklichen.
    Eine Woche später verlobten wir uns offiziell und kauften silberne Ringe. Ich zog nach Hause und trat meine neue Stelle an der Schule an – Sommerkurse in Geschichte. Ich war verliebt und das Leben fantastisch. Ich glaubte, alles zu wissen, was es über Mickey zu wissen gab, und dass jene Dinge, die ich vielleicht übersehen hatte, nicht so wichtig sein konnten. Doch ich fand bald heraus, dass Wissen und Erleben zwei sehr unterschiedliche Dinge sind. Trotz allem, was ich zu wissen glaubte, hatte ich den Mann, den ich heiraten wollte, aus meinen eigenen, selektiven Vorstellungen zusammengebastelt. Ein paar Wochen später war ich gezwungen, seine Krankheit in ihrem ganzen zerrüttenden, schockierenden Ausmaß zu erkennen.
    Wir hatten geplant, an jenem Samstag im Juni mit Ron und Lily segeln zu gehen. Meine Schwestern und ich hatten den kostbarsten Besitz meines Vaters geerbt: eine Elf-Meter-Segeljacht, die
Rose of Sharon,
nach meiner Mutter getauft. Ein paar Jahre nach Moms Tod hatten wir sie restaurieren lassen, und es war hauptsächlich Rons Aufgabe, sie in Schuss zu halten. Ab jetzt würde Mickey ihm dabei helfen.
    Mickey hatte wie ein Wahnsinniger an seinem Haus gearbeitet, und weil er seinen Manager entlassen musste, übernahm er auch noch die Spätschicht im Colby’s. Das bedeutete, dass er meistens bis zwei Uhr morgens arbeitete. Ich musste um acht in der Schule sein, also lebten wir mehr oder weniger für die Wochenenden. Wir schafften meistens noch ein gemeinsames Abendessen, und wir versäumten keinen Termin bei Gleason. Außer in dieser einen Woche, da sagte Mickey ihm ab. Er erstickte in Arbeit und versuchte, die Treppe in seinem Haus fertigzubekommen, für das nächsten Dienstag ein Besichtigungstermin vereinbart war. Aber er war einigermaßen im Plan und würde rechtzeitig fertig werden, um mit uns segeln zu gehen. Außerdem, versicherte er mir, sei er bis über beide Ohren verliebt und sein Leben einfach wunderbar. Ich kicherte und dachte mir weiter nichts dabei.
    Das hätte ich aber tun sollen.
    Ich war gerade nach Hause gekommen und packte meine Einkaufstüten aus, als er mich innerhalb einer Stunde fünf Mal anrief. Erst um mir zu sagen, dass er mich liebte – da klang er ein wenig außer Atem. Dann um mich zu fragen, wo die Pinsel seien – ich hatte keine Ahnung. Beim dritten Mal sagte er lachend, er hätte vergessen, warum er anrief. Eine Minute später war er wieder am Telefon, um mich daran zu erinnern, dass er seine Shorts immer noch nicht gefunden hatte. Daran erinnern? Das hatte er überhaupt noch nicht erwähnt. Bei seinem letzten Anruf verlangte er ziemlich verzweifelt, ich solle endlich aufhören, ihn anzurufen.
    »Lucy, ich meine es ernst. Ich versuche hier fertig zu werden, was soll das?«
    »Mickey …
du
hast
mich
angerufen«, entgegnete ich, und mein Herz setzte für einen Schlag aus.
    »Was? Oh, Entschuldigung. Nein. Nein.«
    »Mickey? Schatz?« Er antwortete nicht. Offenbar hatte er den Hörer fallen gelassen, und ich konnte ihn stöhnen hören. Oder vielleicht lachen. Jedenfalls klang es hysterisch.
    »Mickey!«,

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