Tanz auf Glas
Wagen.
Später, als ich gerade ins Bett gehen wollte, klingelte das Telefon. Ich hörte nur ihre Stimme und wappnete mich. »Was willst du, Priss?«
»Lucy, ich wollte dir nicht deinen großen Abend verderben.«
»Das ist auch nicht passiert. Du hättest bleiben sollen, es war sehr lustig.«
Sie räusperte sich. »Also, wenn du das wirklich durchziehen willst …«
»Priss, fang nicht schon wieder damit an. Bitte …«
»Tue ich nicht. Ich wollte sagen, wenn du das durchziehen willst, dann machen wir es wenigstens richtig. Lass mich die Hochzeit ausrichten.«
»Wie bitte? Nein, Priss. Wir wollen eine ganz kleine Feier. Du und Lil, Ron, Mickeys Dad und ein schönes Mittagessen.«
»Also bitte, Lucy. Es ist deine Hochzeit und nicht das Supersondermittagsangebot vom Pizzaservice.«
Trotz allem musste ich lachen. »Ich rede mit Mickey und sage dir Bescheid.«
»Na, aber bitte bis morgen früh um neun. Dann werde ich nämlich bei euch vor der Tür stehen und dich abholen.«
»Priscilla …«
»Wir fangen erst einmal mit dem Kleid an und schauen einfach, wie weit wir kommen.«
»Priss …«
»Lass mich das für euch tun. Bitte.«
Ich seufzte. »Na schön, aber Lily muss auch mitkommen.«
»Ich habe sie schon angerufen.«
Es war ein Riesenspaß. Wir fuhren nach Manhattan, wo Priscilla für uns einen Termin beim Nobel-Brautausstatter vereinbart hatte. Ich muss um die zwanzig Kleider anprobiert haben. Schließlich entschied ich mich für das erste, das ich angehabt hatte – ein Modell von Romona Keveza, was mir überhaupt nichts sagte, Priss hingegen sehr viel. Für mich war das nur Seide mit Taftdetails, A-Linie mit Empiretaille, fast schulterfrei und ohne Zweifel das Schönste, was ich je im Leben gesehen hatte. Lily brach in Tränen aus, als ich zum ersten Mal darin aus der Ankleidekabine kam. Priscilla sagte, es sei schön, versuchte mich aber zu dem Kleid von Amalia Carrara zu überreden – eine weitere Designerin, von der ich noch nie gehört hatte. Auch ihr Kleid war wunderschön, aber ziemlich überladen, komplett mit Perlen bestickt und schwerer als ich, ganz zu schweigen davon, dass es mehr kostete, als ein Entführer Lösegeld für mich verlangen könnte.
Letzten Endes setzte ich mich natürlich durch. Priscilla flehte mich an, einen Schleier dazu zu tragen, und vor lauter Rührung darüber, dass sie mir dieses Kleid kaufte, hätte ich beinahe nachgegeben. Aber dann brachte ich es doch nicht über mich. Ich entschied mich für einen prächtigen Haarreifen, zu dem ich die Perlenkette tragen konnte, die mein Vater meiner Mutter am Tag ihrer Hochzeit geschenkt hatte. Lily erklärte, das passe am besten zu mir, und Priscilla gab nach. Es wäre ihr auch kaum etwas anderes übriggeblieben.
Weil wir schon einmal in New York waren und der Anlass unwiderstehlich, kauften auch Priscilla und Lily Kleider für die Hochzeit. Das war ein herrlicher Tag, wenn auch sehr anstrengend. Aber immer noch nichts im Vergleich zur darauffolgenden Woche, in der Priss mich zu Catering-Firmen und Dekorateuren schleifte, zu Fotografen, einem Drucker und einer Firma, die sie übers Internet gefunden hatte und die eine mit Efeu berankte Laube im Garten hinter unserem Haus aufstellen sollte. Wegen der Hochzeitstorte hatte sie einen Termin in Hartford gemacht, und sie wirkte ein wenig enttäuscht, als ich sagte, unsere Matilda Hines aus Brinley könne das genauso gut. Außerdem erwähnte ich, dass ihre Quiche einfach unglaublich sei und wir sie doch mit dem ganzen Catering beauftragen könnten. Priscilla gackerte, als hätte ich etwas ungeheuer Witziges gesagt.
Mickey arbeitete schwer an seinem Haus. Die Schweinerei, die er im Foyer angerichtet hatte, war nur durch eine Spezialfirma zu beseitigen gewesen. Aber er hatte endlich einen Käufer gefunden, unter der Bedingung, dass er den Parkettboden noch einmal nachbearbeitete. Inzwischen brachte er nach und nach seine Sachen in mein Haus. Mickey hätte es am liebsten entkernt und ganz nach unseren Vorstellungen renoviert, aber wir fanden einen Kompromiss: Zunächst einmal würden wir nur eine Wand einreißen, nämlich die zwischen dem kleinen Schlafzimmer unten und der Küche, um uns ein großzügiges Esszimmer zu schaffen.
Zum Glück hatte sich die Frage, wo wir wohnen würden, nie wirklich gestellt. Ich hatte ihn gefragt, ob wir in Brinley bleiben könnten, er hatte ja gesagt, und dafür bedankte ich mich ein Jahr lang täglich bei ihm.
Am 12 . August, zwei Tage
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