Tanz auf Glas
dein eigener Chef, so wie unser Mic hier? Dann bestimmst du selbst über deine Zeit«, sagte Ron.
»Ich habe es gerade zur Teilhaberin gebracht, also sollte ich wohl noch eine Weile bleiben, oder? Aber wer weiß, eines Tages vielleicht.« Dann wandte sie sich Mickey zu. »Lucy hat mir erzählt, dass du dir einen Club in Bridgeport angesehen hast – habt ihr ihn gekauft?«
»Nein, wir haben es dann doch lieber gelassen. Wir haben entschieden, innerhalb eines Radius von einer Stunde Autofahrt zu bleiben, damit wir jederzeit mit anpacken können. Und Jared hat eine andere tolle Location aufgetan, nur zwei Minuten von hier entfernt.«
»Wo denn?«, fragte Lily überrascht.
»Das Gasthaus direkt gegenüber von eurem Laden.«
»Du machst wohl Witze? Das Brubaker?«
»Ja. Wir haben den Eigentümern letzte Woche ein Angebot gemacht und planen, ihre Gaststube in einen Club zu verwandeln. Wir glauben, dass so etwas mehr einheimische Gäste anziehen wird.«
»Ich habe gehört, dass sie das Restaurant schließen werden. Nicht genug Umsatz«, bemerkte Ron.
»Das war unser Glück. Wir wollen hier im Ort etwas aufbauen, wo sich die Leute treffen, etwas trinken, ein bisschen Unterhaltung genießen können – auch Comedy. Und wir kaufen den Laden, was den Eigentümern sehr entgegenkommt.«
Priss nickte. »Ich bin beeindruckt, Mickey. So etwas gibt es in Brinley noch nicht. Du hast ein gutes Auge fürs Geschäftliche.« Damit stand sie auf und begann den Tisch abzuräumen.
Ich nahm ihr den Teller aus der Hand und bat sie, sich wieder hinzusetzen.
»Was ist?«, fragte sie. »Es ist schon spät, und ich will euch nicht mit diesem Berg Geschirr sitzenlassen.«
»Das kann warten. Wir haben euch etwas zu sagen.« Ich sah Mickey an, dann meine Schwestern, und konnte nicht verhindern, dass sich ein dümmliches Grinsen in meinem Gesicht ausbreitete, als ich damit herausplatzte: »Wir werden heiraten!«
Lily quietschte vor Freude und klatschte in die Hände. »Oh, Lucy! Wann?«
»In sechs Wochen«, antwortete Mickey.
Ron lachte. »Willkommen im Club, mein Freund.«
Einen Moment lang sonnte ich mich in ihrer Freude. Doch dann fiel mein Blick auf Priscilla, die sich nicht einmal bemühte, so zu tun, als ob. Sie stand auf, trug ihren Teller zum Spülbecken und verließ wortlos die Küche.
Ron – der Gute – kicherte und sagte: »Und willkommen im Drama, Mic.«
Lily beugte sich vor. »Beachtet sie einfach nicht. Diese Neuigkeit kann keine große Überraschung für sie sein. Wir haben uns alle Sorgen gemacht, als Mickey seinen Einbruch hatte, aber ihr habt das gemeinsam durchgestanden, und seht euch jetzt an! Ich freue mich sehr für euch.«
»
Wir
freuen uns sehr für euch«, echote Ron. »Ich ganz besonders. Die Verstärkung kann ich gut gebrauchen.«
Lily stieß ihn mit dem Ellbogen an, und Mickey lachte. Priscillas Reaktion schien ihn überhaupt nicht zu treffen. Ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn, dann machte ich mich auf die Suche nach meiner Schwester. Ich fand sie auf der vorderen Veranda, wo sie gerade ein Aspirin schluckte. Sie sah mich ohne einen Hauch von Freude an. »Willst du das wirklich tun?«
»Ja, und das weißt du auch.«
»Warum? Im Ernst, Lucy – vor drei Wochen war er unzurechnungsfähig, und jetzt ist er ein würdiger Ehemann für dich?«
Ich seufzte. »Das war er schon immer.«
»Siehst du! Genau diese Einstellung macht mir solche Sorgen.«
»Ich verstehe deine Besorgnis, Priss, und ich weiß sie zu schätzen. Aber ich liebe ihn.«
Priss rieb sich die Stirn wie eine frustrierte Mutter. »Liebe ist kein Allheilmittel, Lucy.«
Während ich meine Schwester beobachtete, dachte ich an den Crashkurs zum Thema bipolare Störung, den ich in den vergangenen Wochen absolviert hatte. Wenn irgendjemandem klar war, dass es dagegen kein Wundermittel gab, dann mir. Und Mickey. »Warum setzt du mir deswegen so zu? Du wusstest doch, dass wir verlobt sind.«
»Eine Verlobung ist die eine Sache, Lucy. Das tun viele Leute. Deswegen heiraten sie aber nicht gleich nach so kurzer Zeit. Er ist gerade erst aus der Psychiatrie entlassen worden, warum diese Eile?«
»Ich liebe ihn, deshalb diese Eile. Ich werde ihn heiraten, und es wäre schön, wenn du dich darüber freuen könntest.«
Priscilla kippte ihr Wasser über das Geländer und reichte mir das Glas. »Tja, das kannst du vergessen.« Damit kramte sie den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche, verließ die Veranda und ging zu ihrem
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