Tanz der Aranaea (German Edition)
aus der Gründerzeit des früheren Deutschland kennt jedoch ohne die übliche Bedachungsform.
Hier hatte sich der Architekt mehr an die orientalische Bauweise orientiert und das Dach als eine mit einer halbhohen Mauer umfriedete Terrasse konzipiert. Ein nicht allzu großes Messingschild mit der Aufschrift „United States of Amerika“, das sich an der weiß getünchten Gartenmauer neben einem Eisengittertor befand, wies auf unser Etappenziel hin.
»Ist es das hier Said-Francesco?«
»Es müsste die Handelsmission sein Zöpfchen. Zumindest ist es eine amerikanische Einrichtung. Typisch für die Amis, sie suchen sich immer die schönsten und eindruckvollsten Häuser aus. War schon früher so, ich kenne es nicht anders.«
»Verurteilst du das Said-Francesco? Ich glaube du magst die Amerikaner nicht so sehr.«
»Im Allgemeinen habe ich nichts gegen Amerikaner. Es sind nur so ein paar Kleinigkeiten die mich stören. Drück doch bitte auf die Klingel, mal sehen was passiert.«
»Meinst du, es arbeitet heute jemand? Heute ist doch Sonntag! Die Amerikaner arbeiten doch gar nicht am Sonntag.«
»Probieren wir es Zöpfchen. Wir haben doch keine große Auswahl!«
Nachdem Zöpfchen die Klingel betätigte, fragte eine angenehme weibliche Stimme aus der Gegensprechanlage in breitem amerikanischem Dialekt, wer da sei und was anstünde. Ich meldete mich mit Namen und fügte noch das Wort “Corona “ bei. Danach war Funkstille. Wir warteten etwa fünf Minuten, als aus dem Nachbargebäude nebenan, eine junge Frau im europäisch geschnittenen hellgrauen Kostüm auf uns zukam. Sie begrüßte uns knapp mit einem Hallo, und schloss die schwere Eisentür zum Garten auf. Sie bat mich das Motorrad auf das Grundstück schieben zu wollen und das Gepäck mit in das Haus zu nehmen. Danach schloss sie die Eisentür sorgfältig hinter uns ab.
»Mein Name ist Cheryl Hawks, Mister Vancelli. Ich habe Sie eigentlich ohne Begleitung erwartet. Wer ist die junge Miss, und welche Aufgabe haben Sie ihr zugedacht?«
Cheryl Hawks war etwa dreißig Jahre alt, groß und von schlaksiger Gestalt mit etwas eckigen Schultern, wie man es öfters bei Amerikanerinnen sehen konnte. Sie war nicht unattraktiv und ihr halblanges weizenblondes Haar stand in guten Kontrast zu ihren vollen roten Lippen, die einen etwas breiten Mund umrahmten. Ihre blaugrauen Augen, die freundlich und lustig ihre Gegenüber mustern, konnten aber auch nicht das kompensieren, was den meisten Amerikanerinnen abging, nämlich das gewisse Quäntchen Charme, wie es bei europäischen Frauen eher und häufiger anzutreffen war. Weder in der Sprache noch in Gestik schien sie diesen Charme zu besitzen. Die Art zu gehen ließ auf eine große Energie und starken Willen schließen. So mussten die Frauen der großen Trecks im Wilden Westen von Amerika gewesen sein. Ganz Frau, stark und herrisch, und das Weibliche war ein wenig auf der Strecke geblieben. Vielleicht irrte ich mich auch bei meiner ersten Analyse, die auf jeden Fall einige unhöfliche Sekunden zu lange gedauert hatte.
»Ich habe Sie etwas gefragt Mister Vancelli! Möchten Sie nicht meine Frage beantworten? Warum sehen Sie mich so an, stimmt etwas nicht?«
Cheryl Hawks wurde rot wie eine überreife Tomate, und ich merkte an mir, wie meine Ohren anfingen zu glühen. Ich hatte in meinem Leben noch nie mit Amerikanerinnen zu tun und fragte mich insgeheim, wie ich zu der vorgefertigten Meinung gekommen war, und zu meiner reichlich amateurhafte Analyse über Amerikanerinnen. Jedenfalls fühlte ich mich zunächst reichlich gehemmt gegenüber Cheryl Hawks, als käme sie von einem anderen Planeten, um
uns miefigen, verseuchten, kranken, kriegerisch veranlagten Europäer, die wahre Größe und Weite einer gesunden Nation zu zeigen.
»Entschuldigen Sie Miss Hawks, mein Name ist Monsieur Francesco Vancelli!«
»Das weiß ich inzwischen Mister Vancelli.«
»In meiner Begleitung, die junge Dame, ist Mademoiselle Pleasant Magouba. Expertin für die südliche Sahara und Sahelzone bis zur Grenze Zentralafrika. Das ist der Grund, warum Pleasant Magouba, von mir angeworben wurde. Sie wird Solange und Sabi Bergerac und mich bei unserem Auftrag unterstützen.«
»Für dieses Unternehmen in Afrika zeichne ich die Verantwortung; für das Anwerben geeigneter Mitarbeiter ebenfalls, Monsieur! Wir werden uns noch des Öfteren begegnen, hier in Afrika. Denken Sie daran, das Solange und Sabea Bergerac, unter den
Weitere Kostenlose Bücher