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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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an, dass er nur einen Streifschuss erhielt. Mach dir darüber keine Gedanken, du hast dich wirklich tapfer geschlagen, und Danke, dass du uns das Leben gerettet hast.«
    »Muss ich jetzt sterben, Said Francesco?«
    »Nein Zöpfchen, ich habe einen Vertrag mit dem Allmächtigen dort oben. Menschen die mir anvertraut sind, denen wird nichts passieren. So ist es.«
    »Du hast vielleicht einen Vertrag mit deinem Christengott, aber mit Allah macht man keine Verträge. Sei kein Frevler Said.«
    »Wenn man ein reines Herz hat Zöpfchen, dann kann man auch mit Allah reden. Außerdem mag ich ihn, und das weiß er.«
    »Hoffentlich hast du recht. Darf ich deinen Marabout umhängen?«
    »Klar doch Zöpfchen, Moment ich nehme ihn gleich ab, - geht’s? kannst du ihn dir alleine umhängen? Wenn ich das Lenkrad los lasse, dann habe ich gleich die Speichen in der Visage, und ich habe wie du siehst, kein Plätzchen mehr frei in meiner verbeulten Fresse, um noch mehr blauen Fleck ertragen zu können.«
    »Sei nicht so Ordinär, Said. Du bist mein Mann, und als solcher redet man nicht wie ein Barbar!«
    »Du hast recht Zöpfchen, aber meine Nerven sind auch nicht mehr das was sie einmal waren. Ich mache mir auch gewaltige Sorgen um meine beiden anderen Frauen.«
     
    Wir erreichten ein kleines Wadi, und ich steuerte das Geländefahrzeug langsam und vorsichtig in das Wadi hinein. Zöpfchen hatte sich auf die hintere Sitzbank verkrümelt und versuchte sich hinzulegen. Zuvor hatte ich unser weniges Gepäck von der hinteren Sitzbank zum Beifahrersitz umgeladen. Die Teile für die Verdeckvorrichtung montiert, und das Verdeck aufgezogen. Es gab uns Schatten in dieser kalten Wüstensonne. Ich installierte noch die Türen und Fenster aus Kunststoff, ein Provisorium, wenig geeignet für einen lange andauernden Wüstenritt. Vorsichtig schob Zöpfchens Pullover nach oben, und ihr ehemals weißes Unterhemd hatte sich völlig mit Blut aufgesogen. Die Fleischwunde, die sich Zöpfchen zugezogen hatte, sah nicht gut aus. Die Patrone des algerischen Schützen hinterließ eine etwa zehn Zentimeter lange Spur zwischen der linken unteren Brustrippe, und etwas oberhalb des Hüftknochens. Ich zog schnell meine Jacke und den Pullover aus, ebenso mein Unterhemd, und zerriss es in mehrere Streifen.
    Die Patrone war nicht zu sehen und schien zum Glück nicht in den Körper eingedrungen zu sein. Das tiefer liegende Fleisch schien unverletzt zu sein. Einen Stoffstreifen faltete ich zusammen und legte ihn auf die Wunde. Mit den anderen Streifen legte ich einen Druckverband an. Ob das alles so richtig war wusste ich auch nicht, aber mehr Möglichkeiten gab es zu diesem Moment nicht. Ich streifte ihr meinen Pullover über und deckte sie mit meiner Lederjacke zu. Das innen gefütterte Lammfell hielt sie ein wenig warm.
    Die Sonne brannte zwar schon gewaltig vom Himmel doch der Wind war eisig kalt hier in dieser Wüste. Kaum das wir eine halbe Stunde von Biskra entfernt waren, zeigte sich das Klima vollständig geändert. Aus meiner Gepäcktasche entnahm ich einen frischen Pullover und zog ihn mir über. 
     
    »Said Francesco, habe ich noch meinen Geldbeutel und den Briefumschlag mit dem Geld von Marie-Claire in deiner Jacke? und meine Papiere ebenso? Ich habe sie dort hinein getan als ich im Aures deine Jacke trug.«
    »Es ist noch alles da Zöpfchen. Mein Geld und meine Papiere sind auch in der Jacke. Es ist noch alles vorhanden, nur das Motorrad müssen wir abschreiben. Stell dir vor, 500 Dollar in den Sand gesetzt, für etwa 250 Kilometer Fahrt. Ich könnte mir in den Anus beißen, na ja, dafür haben wir jetzt ein Auto, das uns nur fünf Minuten Angst gekostet hat.«
    »Sehe ich auch so Said Francesco. Fahren wir jetzt nach El Oued um Zouzou und Sabi-Loulou zu suchen?«
    Ich bestätigte es, und langsam fuhr ich den Jeep aus dem Wadi heraus und überlegte kurz welche Richtung ich einschlagen sollte. Es war eine äußerst gefährliche Situation in der wir uns befanden. Kein Tropfen Wasser, und wenn wir uns verirren sollten, dachte ich, dann wäre ich als Europäer, sollte mich auch noch die Angst dazu packen, in wenigen Stunden im Elysium. Wenn ich die Angst weglassen würde, wovon ich ausgehen sollte, dann würde es etwa in zwei bis drei Tagen soweit sein. Zöpfchen würde es ein wenig länger aushalten, als geborene Nomadin des Stammes der Wodabee, denen solche Situationen beim Nomadisieren im Sahel ja nicht unbekannt seien. Überlegte ich.
     
    Es war bereits

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