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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Standleuchter.
    »Wie aufmerksam von dir«, sagte er. »Stell es hierher, bitte!« Sein Gesicht war gerötet.
    Mein Blick aber war gefesselt von seinem Rücken, den er mir halb zukehrte: alles voller Narben. Ein Narbengeflecht, das sichauch über die Schultern zog und von grausamen Peitschenstriemen zu stammen schien, die sich mit Spuren von Schwerthieben überkreuzten.
    Welche Schmerzen!, musste ich denken. Dagegen verblasste selbst der Eindruck jener schlimmen Narbe in seinem Gesicht. Er bemerkte wohl mein Entsetzen am Zittern meiner Hände.
    »Schon gut«, sagte er. »Es gibt keinen, dem das Leben nicht sein Zeichen aufdrückt.«
    Ich schluckte und stellte das Trageholz ab. Ein Brett war über die Wanne gelegt wie ein Tisch. Es entging mir nicht, dass darauf zwei Teller und zwei Trinkbecher standen.
    »Nochmals Dank«, sagte er. »Und mach dir um mich keine Sorgen.«
    Das war zweifellos ein Hinweis, dass ich gehen solle; ich lächelte – so harmlos, wie ich konnte – und ging hinaus. Als ich halbwegs die Treppe hinunter war, hörte ich die Tür erneut klappen.
    Sieh an!, dachte ich. Und ehe mir recht klar wurde, was ich da tat, war ich rechts die schmale Stiege hinauf, die mich hinter das Emporengitter führte. Von dort aus konnte ich unbemerkt den ganzen Raum überblicken. Nicht gerade ein besonders lobenswertes Verhalten, aber – sagen wir einmal: Ich konnte nicht anders. So beobachtete ich die Szene, die nun folgte, mit stockendem Atem, mit heißen Ohren und – untrüglich tief innen – einem schlechten Gewissen.
    Ich war nicht besonders überrascht, dass es sich bei der Person, die nun eingetreten war, um niemand anderen handelte als Rosanna. Ich fragte mich nur, wann die beiden eigentlich Gelegenheit gehabt hatten, sich abzusprechen. Oder hatte La Lupa das übernommen?
    Dann vergaß ich solche Gedanken rasch über dem, was ich nun zu sehen bekam. Rosanna, wie eine römische Statue in üppige Falten eines weichen Tuches gehüllt, schob an der Tür den Riegel vor und trat mit einer geschmeidigen Bewegung neben den Badebottich. Sie lächelte vielsagend zu Grifone hinab.
    Kein Zweifel, dachte ich. Sie ist ganz nackt unter diesem Tuch. Rosanna beugte sich vor, wobei der Umhang ein Stück über ihre Schulter herabrutschte und einiges von ihrer Brust sehen ließ. Sie ergriff die Weinkanne und füllte die Trinkbecher.
    »Komm schon herein«, sagte Grifone. Und sie zierte sich nicht. Sie stellte die Kanne nieder. Von ihm abgewandt, blickte sie über die Schulter zurück und ließ das Tuch von sich gleiten. Ich hatte Recht gehabt. Nichts darunter. Sie drehte sich langsam zu ihm herum und ließ ihm die Gelegenheit zu einem bewundernden Blick. Ihr Körper war vollkommen: straffe, hoch ansetzende Brüste, geschmeidige Hüften und weich umrissene Schenkel. Gewandt wie eine Katze stieg sie in den Zuber und nahm den Platz ihm gegenüber ein. Die Wärme des Wassers ließ sie erschauern und nahm ihr den Atem, bevor sie sich wohlig entspannte.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie kokett. Ohne seine Antwort abzuwarten, schob sie die Zungenspitze vor und ließ sie zwischen den Lippen spielen.
    »Das Essen kann warten«, antwortete Grifone und räumte das Tischbrett beiseite, so dass nichts mehr als Wasser und Luft zwischen ihnen war. Sie blickte ihn herausfordernd an, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
    »Eine wie du hat mir lange gefehlt«, sagte er leise. Sanft, unerwartet zärtlich, wenn man bedachte, was für ein Kerl er sein konnte, glitt seine Hand an ihrem Arm empor und berührte ihren Busen. Ich sah, wie die Brustspitzen sich straff aufrichteten – und spürte die Wirkung dieses Anblicks an mir selbst. Und genau das war der Augenblick, in dem ich an Pietro denken musste; ich stellte mir vor, dass seine Hände mich berührten. Plötzlich überkam mich brennende Scham, und sacht, ganz sacht, zog ich mich zurück, langsam, Schritt für Schritt, um nur ja kein verräterisches Geräusch zu machen. Glücklicherweise hatte man unten zu singen begonnen, so dass wenig Gefahr bestand.
    Ich verließ meinen Beobachtungsplatz, im Ohr ein leises Kichern, das in ein lustvolles Stöhnen und dann in ein rauschhaftesKeuchen überging. Ein letzter Blick zurück ließ mich erkennen, dass sie sich rittlings über ihn gekauert hatte und völlig dem Rhythmus ihrer Bewegung hingegeben war. Ich schloss – brennend vor Scham – die Tür zum Verbindungsgang und löschte das Licht auf der Treppe. Keiner sollte die beiden jetzt

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