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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Köpfen der Großen! Man spricht vom Glauben und meint in Wahrheit Macht. Der Kampf wird noch lange nicht enden. Du hast wohl Recht: böse Zeiten.«
    »Es sind aber auch böse Zeiten für – den kleinen Mann, Sire.«
    »Wie ich schon sagte: Es sind nicht die kleinen Leute, die mir Kopfzerbrechen bereiten.«
    »Nur ihre Welt kenne ich, Sire. Und sie leiden am meisten.«
    »Allerdings … Für sie bin ich in besonderem Maße verantwortlich …« Er sah mich grüblerisch an; es wurde mir unbehaglich dabei, und am liebsten wäre ich geflohen. Dann hatte es den Anschein, als gebe sich der Kaiser einen Ruck, und diese Qual war vorüber.
    Um das Schweigen zu brechen, fragte ich leise: »Sire, was … kann ich dazu sagen?«
    Es kam mir vor, als habe er einen Augenblick lang vergessen, was er mich gefragt hatte, denn er tauchte jetzt wie aus tiefen Gedanken empor und sagte mit plötzlicher Strenge in der Stimme: »Man spricht von einer Bruderschaft, der Bruderschaft vom Skorpion, man bringt diese Verräter mit der Drohung durch den Türken in Verbindung, der dem Abendland den Todesstoß versetzen möchte. Seit der Sultan mit seinem Heer auf dem Balkan vorrückt, ist Wien bedroht. Man redet darüber, es werde in Köln eine gewaltige Schlacht geben. In meinem Lager hat sich schon manch einer als Verräter entpuppt – kurzum: Meine Ratgeber halten es für möglich, dass meine Person das Ziel dieser Verschwörung ist.«
    »Ihr das Ziel, Sire?«
    »Es gibt viele Gegenkräfte gegen meine Politik, das brauche ich dir wohl nicht noch deutlicher zu sagen, und mancher meiner Gegner sähe mich lieber tot als lebendig. Glaubst du etwa, es habe noch keine Versuche gegeben, mich aus dem Wege zu räumen?«
    »Sire, das wäre gegen Gottes Gebot!«
    »Das sehen manche ganz anders, mein Kind, und es gibt mehr als einen, der mich als Tyrannen bezeichnet. Viele Geister sind verwirrt in diesen schwierigen Zeiten der Welt. Und den schlechten Herrscher zu töten galt schon bei den Römern als eine heilige Pflicht. Es gibt gebildete Leute, die auch heute so verblendet denken!«
    »Sire, ich bin überzeugt, dass Ihr nichts tut als das, was – Ihr für das Richtige haltet.«
    Er lächelte wieder, aber nur kurz. »So ist es zweifellos. Ich stehe in der Verantwortung Gottes. Aber von dir will ich wissen, was dir bekannt ist!«
    »Nichts, Sire. Nicht das Geringste!«
    Konnte ein so geringfügiges Wissen wie das meine die Majestät des Kaisers denn wirklich so interessieren, wie es der Fall zu sein schien? Das verwunderte mich, und ich sollte mich gleich darauf noch viel mehr wundern. Er runzelte die Stirn und sagte: »Du sollst beim Tod eines Kaufmanns dabei gewesen sein, der …«
    »Herr Arndt!«
    »Ja, das ist wohl der Name. Er soll gefährliche Verbindungen besessen haben und im Begriff gewesen sein, sie zu verraten. Auch sein Bruder ist eines gewaltsamen Todes gestorben und zwei weitere Männer von Rang und Namen in Köln, von denen einer sein Vertrauter und der andere sein Beichtvater war. Und immer wird in diesem Zusammenhang ein Junge genannt, der deinen Namen trägt.«
    »Von wem, Sire? Wer ist es, der so etwas sagt?«
    »Es ist nicht deine Sache, hier Fragen zu stellen. Sag mir, was du weißt.«
    War es wirklich möglich, dass der Kaiser persönlich sich um einen derart sinnlosen Vorwurf kümmerte und sich die Mühe gab, eine so unbedeutende Figur wie mich zu verhören? Das erschien mir unbegreiflich, und fast wäre ich damit herausgeplatzt. Aber ich besann mich besser und sagte: »Sire, ich werde Eurer Majestät alles sagen, was ich weiß, aber Ihr werdet sehen, dass es nichts ist, das auf Eure heilige Person Bezug hat.«
    Jedenfalls hoffe ich, dass es so ist, setzte ich in Gedanken hinzu. Er nickte mit einer gewissen Ungeduld.
    »Ich weiß von einer Gruppe von Männern, die einmal sehr eng miteinander verbunden gewesen sind durch gemeinsame – Abenteuer, nehme ich an. Aus ihrem Bündnis aber ist Feindschaft geworden, und die ehemaligen Freunde stehen sich nun in Hass und Misstrauen gegenüber.«
    »Das hörte ich auch«, sagte er. »Eine Bande von gottlosen Schurken.«
    »So wird es sein, Sire, die meisten von ihnen jedenfalls …« Er hob eine Braue bei diesem Versuch einer Einschränkung. »Unter ihnen spielt das Zeichen des Skorpions tatsächlich eine Rolle, aber ich habe keine Kenntnis, was es bedeutet.«
    Wenn er jetzt hätte wissen können, dass ich dieses Symbol selbst unter meinem Kleid verborgen trug – ob er mir dann überhaupt

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