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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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hab’s von ei’m, der Bescheid weiß!«
    »Nee, nee, das war der Satan, und der Köter da, der kennt ihn!«
    »Ach was. Der riecht dich. Du stinkst ja auch wie ein Bock!«
    »Is’ kein Köter nich’, is’ verdammt noch mal ’n Wolf! Werwolf!«
    »Dieser Werwolf, von dem ich erzählt hab, wisst ihr, dass es in dieser Gegend gewes’n is’?«
    »Ihr macht dem Bürschchen hier Angst!« Es war Ferrand, der das Gerede unterbrach und sie zum Schweigen brachte. Er hatte esganz ruhig gesagt, ohne sich dabei umzudrehen. Ich hörte den, der vom Teufel gesprochen hatte, leise kichern. Und einer der beiden anderen rülpste provozierend.
    Was fiel diesen Kerlen ein? War ich nicht Gast beim Kaiser gewesen? Wieso glaubten sie, sich in meinem Beisein so benehmen zu können?
    Wütende Empörung wallte in mir auf. Und außerdem: Wo waren wir eigentlich? Diese öde Straße schien geradewegs in die Wildnis zu führen.
    Da vernahm ich ein vielstimmiges, lang gezogenes Geheul – so unverkennbar, dass ich sofort wusste: Das waren tatsächlich Wölfe. Ein Schauder überlief mich. Ich hörte das nicht zum ersten Mal in meinem Leben, aber nie zuvor war es mir so unheimlich erschienen. Aus welcher Richtung kam es überhaupt? Über den Hügel? Kam es von weither, oder war es ganz nah?
    »Verdammte Wolfsbrut«, sagte der Soldat, der vom Werwolf geredet hatte. »Die kommen von der Eifel oder von den Ardennen. Sind besonders dreist diesen Winter.«
    »Das is’ der Hunger. Der macht sie toll.«
    »Ihr glaubt mir wohl nich’, wenn ich vom Werwolf rede. In solchen Nächten wie dieser tat er ’nen silbernen Gürtel um und schlich durchs Dorf!«
    »Er war verrückt.«
    »Er war dann voll Pelz, über und über, und solche Zähne! Und mit den Zähnen hat er die Menschen zerfleischt …«
    »Hört auf. Ihr hört doch: Unser Bürschchen hier kriegt Schiss.«
    »Ich glaub eher, du kriegst Schiss!«
    Dies alles wurde mir unerträglich. Außerdem erblickte ich vor uns in der Ferne Dächer und Türme. Da war der unvollendete Dom!
    »Das ist nicht der richtige Weg!«, rief ich heftig und zog die Zügel an. »Das ist nicht die Straße nach Aachen! Hier geht es nach Köln!«
    Da wendete Ferrand sein Pferd und grinste, dass mir das Blut inden Adern gefrieren wollte. Alle Augen hingen an ihm. Er blickte um sich, als prüfe er das Gelände. Wir hielten vor einem Hohlweg. Kahles Gezweig über unseren Köpfen peitschte im Wind. Ferrand schien auf das Sausen in der Luft zu lauschen. Plötzlich stäubte feiner Schnee vom Himmel herab.
    »Isses so weit …?«, hörte ich einen der Kerle in meinem Rücken. Ferrand schnitt ihm mit einer Handbewegung den Satz ab. Dann sah er mich an, als sei ich etwas Ekliges, das er unversehens in seinem Essnapf gefunden hatte.
    »Was habt Ihr vor?«, rief ich. »Der Kaiser wird Euch zur Rechenschaft ziehen!«
    Ferrand grinste eisig.
    »Der Kaiser?«, sagte er dann. »Der Kaiser hat mir gar nichts zu sagen. Es ist Schluss damit! Hör gut zu: Ich erkläre dem Kaiser den Krieg! Und allen anderen, die sich mir in den Weg stellen. Mit den Rücksichten ist es vorbei! Hör gut zu, du Hänfling! Es ist das Letzte, was du hörst: Jetzt heißt es hart auf hart!«
    Eine quälende Pause. Dann nickte er verächtlich mit dem Kopf. Ich spürte eine Bewegung hinter mir. Ein Schlag muss mich getroffen haben. Ich hörte noch vage: »Soll ich ’n fertig mach’n?«
    Und die Antwort: »Nein, das genügt. Es soll aussehen wie ein Unfall!«
    Ich sank in tiefe Finsternis.
     
    Bohrender Schmerz im Kopf. Klopfen und Stechen. Ich erwachte nur langsam und konnte mich nicht bewegen. Ein Rütteln und Stoßen ohne Unterlass. Jeder Ruck verschärfte den Schmerz. Es kostete mich unsagbare Mühe, die Lider zu öffnen. Entsetzt kniff ich sie wieder zu. Zwei kalte gelbe Augen starrten mich an. Wolfsaugen. Und ein mörderisches Gebiss bleckte mir ins Gesicht. Ich muss wohl gestöhnt haben, denn jetzt war da eine Stimme: »Er wird wach, glaub’ ich.« Es klang fast wie ein Husten.
    Ich hielt die Augen weiter geschlossen, um zu hören, was folgen würde.
    »Komischer Wolf«, sagte eine andere, ziemlich grelle Stimme. »Hast du so ein’n schon mal geseh’n? Wird Müh’ mach’n, ihm die Ohren abzuschneid’n, für die Belohnung, mein ich. Die werd’n sag’n, für so was zahlen se nich’.«
    »Er hat Zeug an wie ein Mensch, aber das ist auch nichts wert …«
    Sie kicherten mit einem irrwitzigen Unterton. Was für Burschen waren das?
    Eine Weile lang geschah

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