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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Grifone feuert seine Pistole ab. Ein kreischender Schrei aus dem wabernden Rauch. Was zischt mir am Kopf vorbei? Sind das Kugeln?
    »Kommt zurück!« Das ist wieder Grifone. »Gebt ihnen kein Ziel!« Er packt mich an der Schulter und reißt mich herum. Ich stolpere wie betäubt und taumele um ein Haar ins Feuer.
    Jetzt hocken wir am Treppenkopf, sind im mittleren Stockwerk, den Dielenboden des großen Speichers vor uns. Feuerschein von unten erleuchtet den Raum, eine höllische Bühne. Kurz verzieht sich der Rauch. Da liegt der verkrümmte Körper des Mannes, den Grifone erschossen hat. Sonst keiner zu sehen. Ein Augenblick der Ruhe. Nur das Feuer prasselt und faucht aus der Halle herauf.
    Da ist Grifone, dort Osman, den Arm in seine zerfetzte Jacke gewickelt. Lüns mit einem Säbel. Und Sambo, einen Dolch in der Hand.
    Grifone befiehlt Lüns: »Pass oben auf das Fenster auf!« Der murrt, aber er gehorcht.
    Wir kauern hinter der Brüstung. Grifone lädt seine Pistole und dann eine für Osman, der erschöpft an der Mauer lehnt.
    »Soll ich nach der Wunde sehen?«, frage ich. Osman schüttelt den Kopf.
    »Sie haben uns«, flüstert er. »Alles Splitter und Flammen, es war bestimmt brennendes Öl!«
    »Schießpulver und Kleinzeug«, sagt Grifone. »Scherben, Nägel. Alles in eine Tonne. Irgendein dreimal verdammtes Öl. Nur das hat das Feuer so schnell verbreitet!«
    Ich höre kaum hin. Ohne es zu merken, habe ich zu beten begonnen: »Pater noster qui es in coelis«, und bin gerade bei »debita nostra«, als Grifone meine Schulter packt.
    »Verdammt noch mal, hör zu: Geh nach oben und schau nach dem Alten!«
    Benommen erhebe ich mich. Welch ein Getöse des Feuers! Das Haus dröhnt und bebt. Kaum bin ich ein paar Stufen hinauf, da quillt eine neue Welle von Qualm herauf und hüllt die Treppe ein. Nur nicht ersticken! Ich wickle mein Halstuch um Nase und Mund. In meinem Rücken das Trampeln eiliger Füße und wütendes Gebrüll. Ein neuer Angriff! Ich haste zurück. Lüns liegt in meinem Weg – einen Pfeil in der Brust. Ich trete auf etwas Hartes; ohne zu überlegen, hebe ich es auf: der Katzbalger des Toten. Schwer in der Hand … unschlüssig, was ich tun soll …
    Da noch eine Gestalt. Rau! Ist also doch nicht tot! Wie hat er es hier rauf geschafft?
    Dann sehe ich nichts mehr vor Rauch.
    Ich will rufen und schaffe nur ein Murmeln: »Grifone, wo bist du?«
    Ein Sog heißer Luft zieht den Rauch weg. Da liegt die Dielenfläche des Dachbodens. Das Holz knarrt unter kämpfenden Gestalten. Ein riesiger Kerl mit einer Axt! Er stürmt auf mich zu. Rau wirft sich in den Weg. Die breite Klinge funkelt, verfehlt Rau, holt aus, zieht einen neuen Bogen – und trifft ihn! Trifft mit mörderischem Schwung – trennt den Kopf vom Körper: Blut spritzt! Entsetzt ducke ich mich. Der Riese torkelt, gleitet aus, wirft sich auf mich. Ich hebe die Pistole, Grifones Pistole. Er will ausweichen. Abdrücken! Kein Schuss geht los! Der Riese grinst teuflisch. Er will neu ausholen, doch es fehlt ihm an Raum, und er kann seinen Schwung nicht mehr bremsen. Ich spüre, wie die Schärfe des Beils an meinem Ohr vorbeizischt, und einen Herzschlag lang hängt der mächtige Körper über mir. Ohne zu überlegen, halte ich das Kurzschwert seinem Sturz entgegen – und spüre, wie die Klinge in seinen Leib gleitet. Nur allzu leicht! Da liegt er, und ich lebe! Bevor ich mich recht fasse, ist der nächste Feind heran. Doch er stürzt nieder, ehe er mich erreichen kann. Ich fahre herum. Sambo steht hinter mir und lässt die Pistole sinken, seine Zähne blitzen im Flammenschein. Jetzt kämpfen nur noch zwei auf der Dielenbühne: Grifone und ein Mann, den ich nicht erkenne, ich sehe nur Umrisse gegen das Licht. Doch die Gestalt ist mir nicht fremd – und die Art, wie er das Beinnachzieht, ohne dass es seine Schnelligkeit merklich verringert! Da blitzt es golden an seinem Ohr, und ich weiß, wer es ist.
    »Jetzt sind es wir beide!«, faucht Ferrand. Er muss der Anführer unserer Feinde sein!
    Höhnisch Grifones Antwort: »Frierst du auch nicht – so alleine?«
    »Halt deine Fresse!«
    »Wo sind sie denn, all deine Halsabschneider?«
    »Wenn einer kommt – ich lasse ihn nicht rauf«, verkündet Sambo, der an der Treppe steht und seine Pistole wieder geladen hat.
    Die Kämpfer umkreisen sich. Lauernd und hasserfüllt wie zwei Tiger. Jeder hat einen Degen und einen Dolch.
    Ausfälle, Finten, schnelle Paraden!
    »Führst eine scharfe Zunge«, zischt

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