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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Ferrand.
    »Und eine scharfe Klinge.« Grifone lächelt kalt. Er sticht zu! Nur den Mantel getroffen. Sein Gegner ist gefährlich. Täuscht einen Gegenstoß vor, und fast im selben Augenblick folgt der wirkliche Angriff – mit dem Dolch in der Linken!
    Grifone ist auf der Hut, weicht aus, wehrt ab. »Du wirst nicht lange mehr lachen!«, ruft er.
    »Das hat schon mancher gesagt, auch dein Freund, der Graf, ehe er den Arsch zugekniffen hat. Lass mich nur erst fertig sein mit dir, dann kommt als Nächstes dein Bastard an die Reihe!«
    Das zielt auf mich. Er will Grifone wütend machen, aber der geht nicht darauf ein. In meinem Kopf hat nur ein Gedanke Platz: Ferrand hat Graf Eglof getötet!
    Dann bemerke ich etwas, das mich beunruhigt. Die Kampfhähne nehmen es gar nicht wahr: Feuerschein dringt durch die Ritzen der Bodenbretter. Die Unterseite der Bohlen brennt! Hier und da erscheinen dünne Reihen zuckender Flämmchen, funkelnd wie Glitzerketten … Wie lange hält dieser Boden das Gewicht der beiden noch aus?
    Auch hat es den Anschein, als ließen Grifones Kräfte nach. Mein Gott, er muss Schritt um Schritt vor seinem Gegner zurückweichen, und der verdoppelt sogar die Wucht seiner Attacken!
    Zurück bis unter die schrägen Deckenbalken! Wie soll das weitergehen? Schweiß glänzt auf Grifones Stirn. Ferrand holt aus. Noch so einen Hieb kann mein Vater nicht abfangen. Und der andere weiß es! Da prallt der Degen des Angreifers an einen Balken, schneidet tief ins morsche Holz, hängt fest für einen Augenblick. Zeit genug für Grifone, sich drunter hinwegzuducken und mit einer schnellen Bewegung die eigene Klinge vorschnellen zu lassen. Glatt fährt sie durch den Körper seines Feindes und blitzt am Rücken spannenlang hervor. Ohnmächtiges Staunen prägt die Züge des Getroffenen, bevor er zusammenbricht. Grifone verlässt den gefährlichen Boden.
    So ein Fuchs! Das hat er genau berechnet! Unbändige Freude wallt in mir auf. Er aber, ganz außer Atem noch, schnauzt mich schon wieder an: »Hinauf mit dir! Hier ist nicht der Platz für dich! Halt du den Alten im Auge!«
    »Da kommen wieder welche!«, ruft Sambo. »Die wissen noch nicht, dass dieser Höllenhund …«
    »Er ist tot«, sagt Grifone. »Wir wollen nicht mehr von ihm sprechen.«
    Sambo nickt. Dann hebt er die Pistole. Er schießt in den Feuerschein hinunter, und eine Stimme antwortet mit einem lästerlichen Fluch.
    Mein Gott! Wie viele denn noch?
    Ich reiße mich von diesem Anblick los und haste die Treppe hinauf. Da liegt Osman auf den Stufen. Sein Wams hat sich geöffnet, und eine schreckliche Wunde klafft in seiner Brust. Oh, das viele Blut!
    Verzweifelt haste ich ins Dachzimmer, wo wir Ahasver zurückgelassen haben. Von Lüns, der am Fenster aufpassen sollte, keine Spur. Da fällt mir ein, dass er auf der Treppe war und gefallen ist.
    Doch Ahasver ist da und wacht aus seiner Erstarrung auf. Er reckt sich empor und tritt mir entgegen.
    »Was geschieht da?«, ruft er. »Tobt das Feuer? Tanzen die Dämonen? Triumphiert die Unterwelt? Pah! Künder des Chaos! Wasschon vermögt ihr gegen Ahasver den Großen? Dessen Augen die Zukunft schauen!«
    Jetzt ist er endgültig verrückt geworden!, durchzuckt es mich. Er deklamiert wahrhaftig seinen Text! Ausgerechnet jetzt!
    Der Alte blickt um sich, ohne etwas zu sehen, und herrscht mich an: »Auf die Knie, du Kreatur!«, und hat im gleichen Augenblick vergessen, was er gesagt hat.
    Während ich überlege, wie ich ihn hindern kann, blindlings ins Feuer zu rennen, ist plötzlich wieder Verstand in ihm.
    »Können wir sie zurückwerfen?«, fragt er. »Keiner nimmt mir diesen Schatz wieder ab! Wo ist dein Vater?«
    »Sie kämpfen im Haus.«
    »Dann gehen wir übers Dach!«
    »Nein, das dürft Ihr nicht …«
    »Es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht darf!«
    »Aber Ihr würdet stürzen!«
    »Unsinn! Ich bin über die Dächer hereingekommen, ich werde genauso wieder hinausgelangen.«
    »Seht doch! Das Nachbarhaus brennt auch!«
    »Dann wird es höchste Zeit!« Er packt mich am Kragen und zieht mich mit sich.
    »Siehst du«, brummt er. »Es wird schon hell.«
    Wir stehen im eisigen Wind auf den glatten Schindeln, und durch die Ritzen im Dach dringt beißender Rauch. Die Klippenlandschaft der Dächer leuchtet blutrot vom lodernden Widerschein. Unter uns braust und prasselt das Feuer.
    Da! Die ersten Schindeln geben nach. Ahasver taumelt, das Buch an sich gepresst, findet jedoch Halt. Gerade unter ihm spannt sich ein

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