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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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inzwischen beinahe ebenso graziös wie eine Elfe über die Slackline balancierst, können wir heute einen Schritt weitergehen«, begrüßte er mich. Sein Grinsen verhieß nichts Gutes.
    Eigentlich hätte ich mir denken können, dass Aron die Slackline nicht auf Augenhöhe lassen würde. Dass er aber einen ganzen Übungsparcours aufgebaut hatte, übertraf jede noch so üble Vorahnung.
    »Du startest am Gelben Haus, läufst rüber ins Schloss, hochin dein Zimmer, kletterst durchs Fenster und rennst übers Dach bis zum Kamin neben dem linken Turm. Dort steigst du runter in die Bibliothek, läufst durch die Eingangshalle und weiter bis zum Burggraben, wo du über den querliegenden Stamm balancierst, bevor du den ersten Baum beim alten Burghügel hochkletterst. Den Rest erklär ich dir später.«
    Rest? Später? Ich hatte schon jetzt vergessen, wo ich überall hoch-, rüber- und durchklettern sollte. Das Seil, das zwischen dem alten Baum und dem Schlossdach spannte, hatte ich jedoch nicht übersehen!
    »Keine Sorge, ich begleite dich«, bemerkte Aron mit einem viel zu soften Unterton.
    »Kann Christopher das nicht machen?«, versuchte ich das Schlimmste zu verhindern. Christopher war nachsichtiger, wenn Aron ihn nicht zwang, mich zu triezen.
    »Chris ist anderweitig beschäftigt«, erklärte Aron kurz angebunden und brachte mich in Startposition. Wie bei einem Wettlauf zählte er von zehn bis null.
    Anstatt loszurennen, blieb ich stehen.
    »Bockig wie ein Maulesel! Wo liegt dein Problem?« Zu meiner Überraschung war Aron nicht sauer, sondern nahm meine Weigerung gelassen.
    »Erstens«, begann ich, »weiß ich nicht mehr, welchen Kamin ich nehmen soll, und zweitens kriegt mich kein noch so mächtiger Engel über ein Seil, das mir über den Kopf wächst.«
    Aron grinste angesichts meiner zweideutigen Formulierung. »Das wird er. Verlass dich auf mich. Und – um dich nicht zu überfordern – den besagten Kamin habe ich mit einer roten Flagge markiert. Da musst du rein. Und jetzt: Lauf los! Oder ist es dir lieber, allein auf einer Slackline zu sitzen und darauf zu hoffen, dass ich dich runterhole? Entweder du gehst jetzt zusammen mit mir, oder ich fliege dich hoch und überlasse dich deinem Schicksal.«
    Bis in mein Zimmer fand ich problemlos. Auch durchs Fenster zu klettern klappte – es war ja nicht mein erster Ausflug aufs Dach. Beim Kamin allerdings geriet ich ins Straucheln. Ohne Sicherung fünfzehn Meter oder mehr durch ein schwarzes Loch hinabzusteigen gefiel mir überhaupt nicht.
    »Soll ich unten Feuer machen, damit du leichter runterfindest?«
    Da ich anders auf Arons Scherz reagierte, als er erwartet hatte – mit zusammengekniffenen anstatt mit nach oben gebogenen Lippen –, lenkte er ein.
    »Ich werde vorangehen und dir zeigen, wo du den besten Halt findest. Wenn du abrutschst, landest du wenigstens weich – sollte ich aber dahinterkommen, dass du mir absichtlich auf dem Kopf herumtrampelst, hat das Konsequenzen!« Welche, verriet er nicht. Trotz seiner Drohung musste ich schmunzeln – und genau das hatte Aron beabsichtigt.
    Seine Anweisungen waren präzise. Langsam, mit ein paar Schrecksekunden, dass ich doch in das dunkle Loch hinabfallen würde, kam ich rußgeschwärzt, aber heil unten an. Aron zerrte mich vor den nächstbesten Spiegel und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Wenn Chris dich so sehen könnte, würde er Reißaus nehmen und sich eine andere suchen.«
    Ich lachte nicht. Aron zog eine Augenbraue nach oben. Er war bereit, mir zuzuhören, doch ich nicht, ihm von Hannah und Christopher zu erzählen. Er fragte nicht nach. Stattdessen bekämpfte er meinen Frust, indem er mich weiterhetzte.
    Bäume hochzuklettern war mir noch nie schwergefallen – diesmal allerdings schon. Kaum zwei Mann über dem Erdboden machte es Klick, und anstelle des weichen Grases sah ich einen dreihundert Meter tiefen Abgrund unter mir. Meine Beine zitterten wie blöd. Maulesel hin oder her. Weiter ging nicht.
    Aron holte mich ein. Er schluckte, als er mein blasses Gesichtbemerkte. Dass ich so heftig reagierte, erschreckte selbst ihn.
    »Lynn, sieh mich an!«, forderte er mich auf, damit ich nicht länger nach unten starrte. »Du kletterst, seit du fünf Jahre alt bist, auf Bäume. Du fühlst dich wohl hoch oben. Denk an den Olivenbaum, in den dein Vater dir die Aussichtsplattform gebaut hat.«
    Arons beruhigende Stimme hüllte mich ein. In Gedanken saß ich auf meinem Aussichtspunkt im Garten meiner Eltern und genoss

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