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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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offenbart und glaubte, ich ziele darauf wie auf eine offene Wunde.
    »Übrigens, Juliane ist im Aufenthaltsraum und wartet auf dich. Aber du hast seit kurzem ja keine Lust mehr, deine Freizeit mit deinen Freunden zu verbringen – und anscheinend auch nicht mit deinem Engelsfreund.«
    Um von mir abzulenken, blieb Christopher immer bis zur Schlafenszeit im Internat. Ich wechselte schon früher die Seiten und entschuldigte mich damit, noch ein wenig Unterrichtsstoffnachholen zu müssen – was ich auch wirklich langsam tun sollte, wenn ich mein Abi nicht in den Sand setzen wollte.
    »Wie viel Zeit ich mit Christopher verbringe, geht dich gar nichts an. Außerdem hab ich ihn das ganze Wochenende für mich.« Bevor ich meinen Fehler bemerkte, zog Rafael seine Schlüsse.
    »Bei ihm? Nach Italien zu fliegen lohnt sich übers Wochenende wohl kaum.« Dass bei ihm im Schloss der Engel bedeutete, war klar.
    »Nein. Christopher hat in der Nähe eine Ferienwohnung gekauft. Schließlich kann ich nicht so ohne weiteres die Welten wechseln. Und jetzt geh mir aus dem Weg, Flüsterer !« Ob Raffael mir die Lüge abnahm, wusste ich nicht. Dass er mir mit seinem Blick folgte, während ich die Treppe hochging, schon.
    Ich blieb kurz in meinem Zimmer und versuchte, nicht über Raffaels Beziehung zu Juliane nachzudenken. Als ich Christopher bat, etwas dagegen zu unternehmen, hatte er mir versichert, dass Raffael ihr nichts anhaben konnte. Meine Freunde genossen seit kurzem besonders intensiven Engelsschutz.
    Zwanzig Minuten später war Raffael verschwunden. Hastig schlüpfte ich durch die Wandtür und rannte die Stiege hinab in den Keller. Aron hasste Unpünktlichkeit. Er würde sauer sein.
    Er war es nicht – zumindest nicht auf den ersten Blick. Ich durfte ihm sogar erklären, weshalb ich zu spät zu seinem Unterricht kam, bevor er mir ein paar Gewichte mehr aufbrummte und die Pause strich. Dass ich müde war, kümmerte ihn nicht.
    »Du hast dich den ganzen Tag kaum bewegt. Ein bisschen Ducken und Ausweichen tut dir gut«, sagte er, während er mit seiner Lanze meine Wade traf.
    »Dann gib mir auch die Chance dazu.«
    »Du musst einfach nur schnell genug sein«, war alles, was Aron dazu einfiel, ehe er mir ein paar weitere blaue Flecken verpasste.Der Montagmorgen war nicht meine beste Zeit. Um richtig wach zu werden, brauchte ich für gewöhnlich einen starken Kaffee mit Milch. Selbst der half nicht viel nach dem stressigen Wochenende mit Aron. So fand ich auch keine schlagkräftige Erklärung, als Marisa mich nach Christopher fragte, der Nachschub holte. Er stand an der Essenausgabe – neben ihm Hannah, in bester Flirtlaune.
    »Hattet ihr Streit?«
    »Nö. Warum?« Die Ahnungslose zu spielen erschien mir die beste Taktik.
    Marisa sah mich mit ihren wasserblauen Augen nachdenklich an. »Na ja«, druckste sie. »Ihr zwei benehmt euch schon eine ganze Weile eigenartig. Ihr seid zusammen, aber irgendwie auch nicht.«
    Meine Müdigkeit verflog. Nicht nur wegen Marisas Feststellung, sondern auch weil Hannah mir ein zynisches Lächeln zuwarf, während Christopher mit dem Kaffee beschäftigt war. Irgendetwas führte sie im Schilde.
    »Seid ihr noch befreundet?« Marisa lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Klar sind wir das.«
    »Was ich eigentlich meine, ist: Seid ihr noch zusammen?« Sie wirkte genervt. Wollte Marisa etwas von Christopher?
    Mein erster Gedanke war, sie in ihrem Müsli zu ertränken. Zum Glück hatte ich gelernt, meinen ersten Impuls zu unterdrücken. Um Zeit zu gewinnen, stellte ich eine Gegenfrage. »Wie kommst du auf die Idee, dass es zwischen uns aus sein könnte?«
    Marisa errötete, was ihre blauen Augen zum Leuchten brachte. »Na ja. Vor den Sommerferien habt ihr noch rumgeknutscht, inzwischen haltet ihr zwei nicht mal mehr Händchen.«
    »Und weil wir das nicht in aller Öffentlichkeit machen, glaubst du, wir hätten uns getrennt?«
    »Das nicht, aber dass ihr nicht mehr auf der gleichen Wellenlänge seid, sieht selbst ein Blinder.«
    Marisas Beobachtung setzte mir zu. Brachte meine Verwandlung zum Engel uns auseinander? Gut, im Moment hatten wir ein paar Schwierigkeiten beim Küssen. Aber das würde ja wohl nicht ewig so bleiben. Doch es war richtig, Christopher wich mir tatsächlich aus, allerdings erst seit dem Klauentraining. Oder? Wenn ich ehrlich war, stimmte das nicht ganz. Christopher drückte sich schon eine ganze Weile davor, mich zu berühren. Er mied meine Nähe geradezu. Warum? Plante er, wieder zu

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