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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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verschwinden? Racheengel konnten einander nicht ausstehen. Veränderten sich seine Gefühle für mich, je mehr ich mich verwandelte? Würde ich Christopher hassen, wenn ich ein vollständiger Engel war? – Dann wollte ich niemals einer werden!
    Nach einem ziemlich verbockten Training mit Ekin ließ Aron mich auf der niedrigen Slackline Sprünge üben, um mein Gleichgewicht zu schulen.
    »Genug trainiert für heute«, brach er die Stunde vorzeitig ab.
    »Hab ich was falsch gemacht?«, fragte ich unsicher. Aron beendete seine Stunde niemals, bevor ich nicht die Mindestanforderung erfüllt hatte.
    »Nein, nicht du, aber irgendetwas läuft falsch. Und bevor ich nicht weiß, was es ist, macht es keinen Sinn, weiterzuüben.« Aron winkte mich zu sich ans Feuer. Die Flammen wärmten und beruhigten mich. Er wollte mich aushorchen – kein besonders angenehmes Gefühl.
    »Erzähl!«, forderte er mich auf.
    »Was genau?« Seine Frage war viel zu vage.
    »Warum du in der letzten Woche mehr Rückschritte als Fortschritte gemacht hast. Wo du deinen Elan gelassen hast, und warum du nicht mehr lachen kannst.«
    Mein Blick senkte sich. Meine Augen suchten das tanzende Feuer, mein Körper seine Wärme.
    »Ich … Vielleicht sollte ich lieber kein Engel werden«, brachte ich hervor. Lange hatte ich diesen Gedanken hin und her gewälzt. Ihn laut auszusprechen, erleichterte und bedrückte mich zugleich.
    Aron reagierte vollkommen anders als erwartet. Er zeigte Verständnis. »So was in der Art dachte ich mir schon. Kannst du mir auch sagen, warum nicht?«
    Ich zögerte. Aron mein Herz auszuschütten, fiel mir nicht leicht, allerdings gab es im Augenblick niemand anderen, dem ich mich anvertrauen konnte. Christopher hatte seine Anwesenheit auf das Nötigste beschränkt. Bei den Mahlzeiten und unseren gemeinsamen Kursen saß er zwar noch neben mir – sicher um den Anschein zu wahren –, doch während unserer Joggingtour ließ er mich seit neuestem vor anstatt neben sich laufen, und beim Krafttraining sprach er auch nicht gerade viel. Zudem fielen seine Antworten auf meine Fragen immer einsilbiger aus – weshalb ich aufgehört hatte, welche zu stellen.
    »Je schneller ich zum Engel werde, umso früher wird Christopher mich hassen. Er … er geht mir schon jetzt aus dem Weg. Nicht, dass ich eifersüchtig wäre, wenn er mit anderen spricht, aber …« Ich brach ab. Jedes Mal, wenn ich Christopher in der Nähe eines Mädchens sah – selbst wenn er nur an einem vorbeilief –, versetzte es mir einen Stich.
    »Er fehlt mir«, flüsterte ich, umklammerte meine Knie und verbarg mein Gesicht.
    Aron wartete geduldig, bis ich mich wieder gefangen hatte.
    »Dir bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder du hörst auf, dich weiterzuentwickeln, und alles bleibt so, wie es ist, oder du versuchst, so schnell wie möglich ein Engel zu werden, damit du Christophers Stärke etwas entgegensetzen kannst, wenn er dich berührt. Ob du ihn dann hassen wirst oder nicht, kann ich dir allerdings nicht sagen.«Obwohl ich erschöpft war, schlief ich schlecht. Alles so zu belassen, erschien mir keine gute Lösung. Aber auch der Vorschlag, mein Engelwerden voranzutreiben, erschreckte mich. Meine Angst, Christopher endgültig zu verlieren, war riesig. Allerdings konnte ich die Zeit auch nicht mehr zurückdrehen. Lynn, das Mädchen, gab es nicht mehr – auch wenn es sich so anfühlte. Ein Teil von mir entwickelte sich weiter, und offenbar schaffte ich es nicht, ihm zu folgen.
    Christopher blieb auf Abstand. Zwar duldete er meine Nähe, von allein suchte er sie aber nicht. Vielleicht war er ja schon einen Schritt weiter als ich. Um mir Klarheit zu verschaffen, stellte ich ihn vor versammelter Mannschaft auf die Probe.
    Wie die meisten feierte Hannah ihren achtzehnten Geburtstag in der Schuldisco. Die ganze Klassenstufe war eingeladen, selbst ich. Sicher, um mir zu zeigen, wie toll sie doch war und wie leicht es ihr fiel, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – auch Christophers.
    Christopher wollte nicht tanzen, ich dagegen schon. Er ließ sich von mir überreden – nachdem Marisas mitleidsvoller Blick auch ihm aufgefallen war. Als die Musik langsamer wurde, schmiegte ich mich an ihn. Christopher spielte mit, doch seine Muskeln verhärteten sich, als ich ihn berührte.
    Ich legte den Kopf in den Nacken. Mein Blick sollte ihn provozieren – er wandte sich ab, doch ich hinderte ihn daran, griff in seine goldblonden Locken und zog seinen Kopf zu mir.
    »Küss mich!«,

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