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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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Stufen, die in den Tunnel führten. Er wollte, dass ich verschwand und den Engel, den ich liebte, für immer aufgab – doch das konnte ich nicht. Verzweifelt griff ich nach dem Dolch unter meinem Shirt. An Aron vorbeizukommen war meine einzige Chance, Christopher wiederzusehen.
    Das edelsteinbesetzte Heft schmiegte sich in meine Hand, als wäre es für mich geschaffen – bewaffnet zu sein fühlte sich unsagbar gut an. Meine Angst, meine Verzweiflung und meine Wut vereinten sich. Mein Zorn brannte mit einer Heftigkeit, die ich bis dahin nicht gekannt hatte. Aron hasste mich – und ich ihn.
    Ein ungläubiger Ausdruck überzog sein Gesicht, als ich zustieß.

Kapitel 6
Dämonenstaub
    M ein Blick trübte sich. Staubpartikel verdeckten mir die Sicht. Ich wedelte sie beiseite und entdeckte das Blut an meinem Dolch. Rotes, frisches Blut!
    Dann sah ich Aron am anderen Ende des Raumes vor der Tür, die mich vom Schloss der Engel trennte. Auf den Knien kauernd. Zusammengekrümmt. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht. Seine Hände versuchten das Blut aufzuhalten, das aus seiner Brust hervorquoll. Entsetzt stürmte ich auf ihn zu.
    »Bleib, wo du bist!« Christopher, in seiner prachtvollen Engelsgestalt, schob sich zwischen Aron und mich. Seine gigantischen, lichtgewobenen Schwingen blitzten furchterregend. Doch viel schlimmer war der Blick, mit dem er mich betrachtete: Kälte, Fassungslosigkeit, Enttäuschung.
    »Sie … fass sie nicht an! … Sie … sie ist voll … voller Dämonenstaub«, presste Aron zwischen zwei tiefen Atemzügen hervor.
    Christophers Jadeaugen funkelten verächtlich. Sein eisiger Blick schnürte mein Herz zusammen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um gegen den Schmerz anzukämpfen. Christopher sah nicht, wie sehr mich seine Zurückweisung verletzte – er sah nur, dass ich den Dolch fester packte.
    In seiner Hand erschien ein riesiges, wunderschönes Schwert. Tausend winzige, weiß leuchtende Sterne funkelten darin – und er richtete es gegen mich. Der Engel, den ich liebte, wollte mich angreifen. So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. Verstört taumelte ich zurück.
    »Gib mir den Dolch!« Seine Stimme war ebenso kalt wie seine grünen Augen.
    Ich schob mich Richtung Tunnelausgang. Christopher besaß nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem jungen Mann, der sich auf meiner Schule als mein Freund ausgegeben hatte. Jetzt existierte nur noch der Racheengel – und der war bereit, mich zu verletzen.
    Panik überfiel mich und schürte meine Furcht. Schützend hielt ich den kleinen Dolch vor mich. Auch wenn er gegen Christophers Schwert nicht viel ausrichten konnte, nahm er mir das Gefühl, hilflos zu sein.
    »Du … du darfst sie nicht … nicht gehen lassen«, hörte ich Arons gequälte Stimme.
    »Das werde ich nicht.«
    Normalerweise hätte ich gejubelt, weil Christopher mich hierbehalten wollte. Doch seine Worte klangen nicht nach einer Einladung, sondern wie ein Todesurteil. Der Dolch in meiner Hand begann zu zittern.
    Christopher sah es und kam näher. »Gib ihn mir. Deshalb bist du doch gekommen.«
    Ich nickte und umklammerte den Dolch fester. Er musste gefährlich sein, sonst hätte Christopher mich schon längst entwaffnet.
    »Ich habe ihn von Sanctifer«, warnte ich. Vielleicht half das, Christopher aufzuhalten.
    »Ich weiß. Ich kenne ihn – und dich. Du trägst keine Schuld an dem, was passiert ist. Gib mir den Dolch, und alles wird gut werden.«
    Christophers Stimme hatte den sanften, warmen Klang angenommen, den ich so sehr liebte.
    Überwältigt schloss ich die Augen, roch den Duft von Sommergewitter, fühlte Christophers allumfassendes Engelswesen und verlor mich in seiner Stärke. Ein Schlag auf die Hand entrissmir den Dolch. Ein zweiter brachte mich zu Fall. Ich hatte verloren, im Kampf gegen den Racheengel.
    Leises Gemurmel weckte mich aus meinen verstörenden Träumen. Ich roch Lavendel, wilde Kräuter, Salz und einen heraufziehenden Sturm.
    »Noch weißt du nicht, ob es ein Fehler war«, hörte ich Arons leise Stimme.
    »Wäre dir die Alternative lieber?«, fragte Christopher.
    »Dir?!«
    Christopher seufzte gequält. »Beides wäre unerträglich«, flüsterte er.
    Mein Versuch, die Augen zu öffnen, ließ mich laut aufstöhnen. Keine Sekunde später fühlte ich einen kühlen, nach Vanille riechenden Stoffstreifen, mit dem mir vorsichtig über Mund und Stirn getupft wurde.
    »Schlaf noch ein wenig«, hörte ich Aron.
    Aron?! Ich war mir sicher, dass ich das mit dem Dolch

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