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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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noch bevor ich den Bogen richtig gespannt hatte, oder meineHände zitterten so sehr, dass ich alles Mögliche traf – nur nicht die Scheibe. Zum Glück stand ich mit den anderen Schülern in einer Reihe, so konnte ich wenigstens keinen von ihnen aus Versehen verletzen.
    Aron erlöste mich schon vor dem eigentlichen Ende der Stunde. Als ich ihn als Dankeschön anlächelte, hätte ich schwören können, dass Susans Bogen kurz in meine Richtung zielte. Doch als ich mich zu ihr drehte, waren es nur ihre Augen, die sich in meine bohrten.
    Für den Nachmittag hatte sich Aron etwas Besonderes einfallen lassen: Gehirnwäsche bei Rafek – zumindest kam es mir so vor, als Rafek vergeblich versuchte, mich Sachen schmecken zu lassen, die gar nicht da waren.
    »Man sollte annehmen, sie müsste ein wenig mehr Kontrolle über ihre Gedanken haben, aber sie ist immer noch so lausig wie beim letzten Mal«, fasste er mein Versagen zusammen.
    »Dann gibt es ja einiges für dich zu tun«, antwortete Aron mit einem amüsierten Grinsen, während Christophers Miene nichts als Sorge ausdrückte. Seine Abwehrhaltung mir gegenüber – vielleicht hatte ich sie mir auch nur eingebildet – war verschwunden.
    »Wohl wahr«, antwortete Rafek mit einem müden Blick in meine Richtung.
    Rafek unterrichtete mich ebenso ungern wie Frau Klar, allerdings nicht – oder nicht nur –, weil er mich nicht leiden konnte. Im Glauben, sein Kurs wäre ein übler Scherz, war ich bei meinem ersten Besuch im Schloss der Engel mitten in seinem Unterricht durchgedreht und weggerannt.
    Christopher blieb den Rest des Tages bei mir, und meine Befürchtung, er hätte ein Problem mit mir, löste sich auf. Selbst als Aron mich beim Abendtraining wieder mit seinen Kraftübungen schindete, schwebte ich noch auf Wolke sieben. Christopher in meiner Nähe zu wissen, gab mir die Sicherheit, von derAron gesprochen hatte. Dass sie nicht von mir, sondern von Christopher ausging, störte mich nicht. Christopher würde mich nicht im Stich lassen. Er liebte mich. Das war alles, was ich zum Überleben brauchte.
    Ekins Kampftraining wurde härter – und meine Reflexe stetig besser. Mein Fitnessprogramm zeigte Wirkung. Obwohl Christophers Nagelbehandlung erst ein paar Tage zurücklag, schonte Aron mich inzwischen nicht mehr. Wunden von Engeln verheilten offenbar schnell, lediglich mein Rücken machte manchmal schlapp.
    »Nimm deine Schultern zurück«, schnauzte Ekin mich an, als ich mal wieder meinen Rücken krümmte. »Wie willst du kämpfen, wenn deine Arme schlaff herabhängen?!«
    Ich ging einen Schritt zurück, damit Ekins Stock mich nicht mehr erreichen konnte, und schaute ihn herausfordernd an. Selbst Aron, der von Baum zu Baum gelaufen war, um unser Training aus allen Blickwinkeln verfolgen zu können, blieb stehen.
    »Wie kommst du auf die Idee, dass ich das hier freiwillig mache? Wenn Aron mich nicht zu dir prügeln würde, wäre ich nicht hier. Kämpfen ist nicht mein Ding.«
    »Ach nein?« Ekin schaute mich mit einer Mischung aus Das-glaubst-du-doch-selbst-nicht und Scherz-des-Jahrhunderts an.
    »Nein, wirklich. Ich habe noch nie verstanden, warum es Menschen gibt, die freiwillig aufeinander eindreschen.«
    »Du bist kein Mensch mehr«, erinnerte mich Ekin. »Oder hast du etwa vergessen, wie es sich anfühlt, wenn du Sanctifers Dolch in deinen Händen hältst?«
    Ich schwankte, als Ekin den mit Edelsteinen besetzten Dolch unter seiner weißen Sportjacke hervorholte und die Klinge mit einem gezielten Wurf im nächsten Baum versenkte. Der blutrote Rubin lockte mich zuzugreifen – mein Verstand riet mir, das Weite zu suchen.
    »Deine Stunde ist beendet, wenn du es schaffst, mich damit anzugreifen.«
    Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust – auf Erpressung ließ ich mich nicht ein.
    »Gut. Wie du möchtest.« Ohne Vorwarnung stürzte sich Ekin auf mich, stieß mich zu Boden und drehte mir einen Arm auf den Rücken, bis ich aufheulte.
    »Na los. Du willst ihn doch. Hörst du nicht, wie er nach dir ruft?«, feuerte Ekin mich an, nach dem Dolch zu greifen, und gab mich frei.
    Zwischen mir und der Waffe lagen nur zwei Schritte. Ich konnte schneller bei ihr sein als Ekin bei mir. Aber er verlangte von mir, nicht nur den Dolch zu holen, sondern auch, ihn anzugreifen – und nach meiner Erfahrung mit Aron war das mit Abstand das Blödeste, was ich tun konnte. Ich wich zurück und suchte Zuflucht bei meinem Tutor.
    »Du hast gehört, was Ekin von dir möchte. Erst wenn

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