Tanz der Hexen
immer geliebt. Es tut mir leid. Du mußt mir meine kleinen Sünden verzeihen, aber als Kind habe ich immer davon geträumt, daß wir heiraten und nebeneinander zum Altar schreiten. Erst als es Darcy gab, habe ich diesen albernen Traum aufgegeben. Gott verzeihe mir.«
Sie bekreuzigte sich, zog die Knie an und griff nach der Bettdecke.
Ich weiß nicht, was über mich kam. Wut? Ich schaute auf dieses kleine weibliche Wesen hinunter, dieses Geschöpf mit der ausgestreckten Hand und dem wirren Schleier aus schwarzem Haar und dem bleichen, zuckenden Gesicht; ich sah, wie sie das Kreuzzeichen machte, und wurde rasend.
»Wie kannst du es wagen, so mit mir zu spielen?« Ich schleuderte sie rücklings auf das Bett. Ihr Hemd öffnete sich, und da waren ihre Brüste, eine lustvolle Verlockung.
Im nächsten Augenblick riß ich mir selbst die Kleider auf. Sie hatte angefangen zu schreien. Sie war entsetzt.
»Nein, nein, Julien, nicht!« schrie sie.
Aber ich lag auf ihr, drückte ihr die Beine auseinander und riß die letzten Fetzen Stoff beiseite.
»Oh, Julien, bitte, bitte nicht!« Ihre Stimme zerriß mir das Herz. »Ich bin es, Katherine!«
Aber es war geschehen, ich hatte sie vergewaltigt. Ich brachte es ohne Hast zu Ende, stieg vom Bett und ging zum Fenster. Ich glaubte, mein Herz müsse zerspringen. Und ich konnte nicht fassen, was ich da getan hatte.
Sie hatte zusammengekrümmt und schluchzend im Bett gelegen, aber jetzt kam sie auf mich zugestürzt und warf mir plötzlich die Arme um den Hals. »Julien, Julien!« Immer wieder rief sie meinen Namen.
Was hatte das zu bedeuten? Daß ich sie vor mir selbst beschützen sollte?
»Oh, mein liebstes Kind…« Und ich brach vollends zusammen und küßte sie. Und dann taten wir es noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.
Und neun Monate später wurde uns Mary Beth geboren.
Wir hatten die ganze Zeit in Riverbend gewohnt, und ich konnte Katherines Anblick kaum ertragen.
Ich hatte nicht gewagt, sie unter unserem eigenen Dach zu belästigen, und ich bezweifle auch, daß sie mich gelassen hätte. Sie hatte die Wahrheit aus ihren Gedanken gedrängt. Sie dachte, das Kind in ihrem Leib sei von Darcy. Ständig betete sie den Rosenkranz für Darcys ungeborenes Kind.
Und alle, alle wußten, was ich mit ihr getan hatte. Julien, der Frevelhafte. Julien hat seine Schwester geschwängert. Die Verwandten starrten mich an, als wäre ich ein Paria.
Alle meine Freunde am Spieltisch und im Hurenhaus fanden es eigenartig und unmännlich, aber als ich bei meinem üblichen Tanz nicht für eine Sekunde aus dem Tritt geriet, akzeptierten sie es achselzuckend. Das ist etwas, das ich da gelernt habe: Man kann sich fast jede Sünde erlauben, wenn man gelassen bleibt und einfach so tut, als wäre rein gar nichts passiert.
Ah, aber das Baby war unterwegs, und wieder hielt die ganze Familie den Atem an.
Und Lasher? Wenn ich ihn überhaupt sah, war er so ungerührt wie nur je. Ständig umschwebte er Katherine, ohne daß sie ihn sah.
»Das war sein Werk«, meinte meine Mutter. »Er hat dich in ihre Arme getrieben. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Sie mußte noch Kinder kriegen, das weiß doch jeder. Sie muß eine Tochter bekommen. Warum sollst du da nicht der Vater sein, ein mächtiger Hexenmeister? Ich denke, es ist eine vorzügliche Idee.«
Ich machte mir nicht mehr die Mühe, noch einmal mit ihr darüber zu sprechen.
Und ich wußte nicht, ob es sein Werk gewesen war. Ich weiß es bis heute nicht. Ich wußte nur, sie war das teuerste Vergnügen, das ich mir je geleistet hatte, diese Vergewaltigung, und ich, Julien, der ich jederzeit ohne Skrupel einen Menschen töten konnte, fühlte mich schmutzig und besudelt von Grausamkeit und Bosheit.
Katherine verlor den Verstand, bevor Mary Beth zur Welt kam. Aber niemand merkte es.
Aber dann kam die Nacht von Mary Beths Geburt; Katherines Bauch war mächtig angeschwollen, und sie schrie vor Schmerzen. Ich war zusammen mit den schwarzen Hebammen und dem weißen Arzt bei ihr im Zimmer, mit Marguerite und mit allen, die dabeisein und helfen wollten. Noch nie haben Sie ein solches Komitee versammelt gesehen.
Und endlich preßte Katherine mit einem letzten, herzzerreißenden Schrei Mary Beth in die Welt hinaus, und da kam sie, dieses wunderschöne, perfekte Kind, das eher aussah wie eine kleine Frau denn wie ein Kind. Es vibrierte vor Leben und gab sanfte, schöne, lustvolle Schreie von sich.
Sie legten es in meine Arme.
»Eh bien, Monsieur, das
Weitere Kostenlose Bücher