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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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auszutilgen. Das war unvermeidlich. Vielleicht hat man eine… Fehleinschätzung begangen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    ›»Wir wachen, und wir sind immer da‹«, sagte Stolov. »Das ist unser Motto. Aber manchmal kommt es vor, daß diese machtvollen Wesen, die wir beobachten, diese brütenden, unklassifizierbaren Formen von Energie oder Bosheit, daß diese Wesen also versuchen, alle Zeugen zu vernichten, und dann müssen wir die Folgen unserer langen Wacht tragen, unserer Einsichten, sozusagen. Vielleicht, wenn wir auf die Geburt dieses Wesens besser vorbereitet gewesen wären. Aber andererseits… ich bin nicht sicher, ob irgend jemand so etwas überhaupt für möglich gehalten hat. Und jetzt… jetzt ist es zu spät.
    Das Wesen wird sicher versuchen, Aaron zu töten. Es wird versuchen, Sie zu töten. Es wird versuchen, mich zu töten, wenn es erst weiß, daß ich an diesen Ermittlungen beteiligt bin. Darum hat sich bei der Talamasca etwas geändert. Darum stimmt hier etwas nicht, wie Sie sagen. Die Ältesten haben die Türen verriegelt. Die Ältesten möchten der Familie helfen, soweit sie es können. Aber die Ältesten werden nicht zulassen, daß unsere Mitglieder in Gefahr gebracht werden. Sie werden nicht müßig abseits stehen, wenn dieses Wesen versucht, in unsere Archive einzudringen und unsere unbezahlbaren Aufzeichnungen zu vernichten. Wie gesagt… so etwas ist schon vorgekommen. Wir haben einen Modus für solche Angriffe.«
    »Aber ein Notfall ist es nicht?«
    »Nein. Es bedingt lediglich eine andere Vorgehensweise. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, Sicherung des Beweismaterials, die Forderung nach blindem Gehorsam seitens derer, die in Gefahr sind. Sie und Aaron sollen sofort ins Mutterhaus zurückkehren.«
    »Und Aaron weigert sich?«
    »Eisern. Er will die Familie nicht verlassen. Er bereut, daß er am Weihnachtstag gehorsam war.«
    »Was ist denn dann das offizielle Ziel des Ordens? Sich selbst zu schützen?«
    »Die äußerste Schutzmaßnahme zu vollziehen.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Doch, Sie verstehen. Die äußerste Schutzmaßnahme besteht darin, die Bedrohung zu vernichten. Das aber müssen Sie uns überlassen, mir und meinen Ermittlern. Denn wir wissen, was zu tun ist, wie wir dieses Wesen ausfindig machen müssen, wie wir es umzingeln und wie wir es daran hindern können, seine Ziele zu erreichen.«
    »Und ich soll Ihnen glauben, daß unser Orden, unsere geliebte Talamasca, so etwas früher schon getan hat?«
    »Unbedingt. Wir können uns nicht passiv verhalten, wenn unser eigenes Überleben auf dem Spiel steht. Wir haben für diesen Fall einen anderen Operationsmodus.«
    »Es fehlen noch einzelne Mosaiksteine in diesem Bild.«
    »Inwiefern?«
    »Sie reden von einer Bedrohung für die Familie. Sie reden von einer Bedrohung für den Orden. Was ist mit der Gefahr für andere? Wie steht es mit der moralischen Disposition des Wesens? Wenn es sich am Ende doch erfolgreich paart, was werden dann die Konsequenzen sein?«
    »Das wird nicht geschehen. Es ist undenkbar, daß es geschieht. Sie wissen nicht, was Sie da sagen.«
    »Oh, ich glaube doch«, sagte Yuri. »Ich habe schließlich mit Leuten gesprochen, die es gesehen haben. Wenn diese Kreatur sich erst die richtigen Frauen beschafft hat, könnte es sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit vermehren – mit einer Geschwindigkeit, wie man sie in der Welt der Insekten oder der Reptilien sieht. So viel schneller als andere Säugetiere, daß es sie bald überrennen, überwältigen, sie womöglich ausrotten würde.«
    »Sie sind sehr clever. Sie wissen zuviel über dieses Ding. Es ist unglückselig, daß Sie die Akte gelesen haben und in Donnelaith gewesen sind. Aber keine Angst, die Kreatur wird nicht gewinnen. Und wer weiß, wie hoch ihre Lebenserwartung ist? Wer weiß, ob ihr Stündlein, mit oder ohne Fortpflanzung, nicht schon bald geschlagen hat?«
    Stolov griff zu Messer und Gabel, schnitt ein kleines, keilförmiges Stück aus dem Süßgebäck auf dem Teller vor ihm und aß es schweigend auf. Yuri schaute zu. Schließlich legte er sein Besteck aus der Hand und sah Yuri an.
    »Überreden Sie Aaron, daß er mit Ihnen zurückkehrt. Überreden Sie ihn, die Familie Mayfair und ihre Probleme uns zu überlassen.«
    »Wissen Sie, das hört sich einfach nicht gut an«, sagte Yuri. »Hier ist soviel im Spiel. Und Sie sprechen überhaupt nicht vom großen Ganzen. Das ist nicht der Stil der Talamasca, die ich kenne. Dieses Wesen, es ist so

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