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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und Male von Vergewaltigungen auf. Die Fehlgeburt war extrem heftig verlaufen. Sie hatte Blut und Flüssigkeit an den Schenkeln gehabt.
    Um sechs Uhr in der Früh hatten sie das Beatmungsgerät abgeschaltet. Die kurze und einfache Operation war ohne Komplikationen verlaufen.
    Um zehn hatte man sie eilends nach Hause gebracht, und zwar aus einem einfachen Grund: Sie hatten nicht damit gerechnet, daß sie den Tag überleben würde. Rowans Anordnungen waren explizit gewesen; sie hatte sie schriftlich niedergelegt, als sie das Vermächtnis angetreten hatte. Sie wollte im Haus in der First Street sterben. »In meinem Heim.« Es war alles in ihrer eigenen Handschrift niedergeschrieben, in jenen glücklichen Tagen vor der Hochzeit, in wunderbarem Einklang mit dem Geist des Vermächtnisses. In Mary Beths Bett sterben.
    Auch war der Aberglaube der Familie zu berücksichtigen. Die Leute standen in den Gängen des Mercy Hospitals und sagten: »Sie sollte zu Hause im großen Schlafzimmer sterben. Zu Hause sollte sie sein.« »Man muß sie in die First Street bringen, nach Hause.« Der alte Grandpa Fielding war unerbittlich gewesen. »Sie wird in diesem Krankenhaus nicht sterben. Ihr foltert sie. Um sie zu befreien, müßt ihr sie nach Hause bringen.«
    Mayfair-Wahnsinn auf Hochtouren. Sogar Anne Marie erklärte, sie müsse in das berühmte große Schlafzimmer gebracht werden. Wußte man’s? Vielleicht konnten die Geister der Toten in dem Haus ihr helfen? Und Lauren sagte erbittert: »Bringt die Frau nach Hause.«
    Und nun war Rowan Mayfair wieder in der First Street, lag wie eingesargt unter dem satinbezogenen Federbett, bedeckt mit uralten Steppdecken und importierten Bezügen, und sie atmete ohne Hilfe weiter. Es war bereits achtzehn Uhr, und sie war nicht gestorben.
    Vor einer Stunde hatten sie angefangen, sie intravenös zu ernähren – Flüssigkeiten, Lipide. »Das sind keine lebenserhaltenden Maßnahmen«, sagte Dr. Fleming. »Es ist Ernährung. Andernfalls würden wir sie, technisch gesehen, aktiv zu Tode hungern.«
    Michael hatte anscheinend keine Einwände erhoben. Aber es waren so viele Leute beteiligt. Als er anrief, erzählte er Mona, daß das Zimmer voller Ärzte und Krankenschwestern war. Er bestätigte, daß überall Sicherheitsleute waren, auch draußen auf der Galerie vor den Fenstern und unten auf der Straße. Die Leute fragten sich, was da im Gange war.
    Aber bewaffnetes Wachpersonal war in einer Großstadt wie New Orleans heutzutage kein so ungewohnter Anblick mehr. Alle Welt engagierte sie für Parties und Versammlungen. Wenn man zu einer Abendveranstaltung in der Schule ging, standen sie an den Toren. In Drugstores standen sie bei den Kassen. So ist es eben in dieser Bananenrepublik, hatte Gifford einmal gesagt.
    »Yeah«, hatte Mona geantwortet, »und so brillant. Typen mit Minimallöhnen und geladenen Achtunddreißigern.«
    Aber so plump solche Maßnahmen auch sein mochten, sie hatten sich für die Familie unweigerlich wirksam gezeigt.
    Keine weitere Mayfair war überfallen worden. Alle Frauen waren sicher in den verschiedenen Häusern untergebracht; keine dieser Gruppen zählte weniger als sechs oder sieben Personen. Und überall waren Männer dabei.
    Jeder einzelne Todesfall, der im gesamten Raum Houston gemeldet wurde, wurde untersucht. Keiner fügte sich in das Muster, das man bei den toten Mayfair-Frauen entdeckt hatte; jeder stand in seinem eigenen Zusammenhang, und die Beteiligung des geheimnisvollen Mannes war ausgeschlossen.
    Das Netz war riesig; das Netz war feingesponnen; das Netz war stark.
    Um fünf waren die ersten Berichte von den Airlines eingetroffen. Jawohl, ein Mann mit langem, fließendem schwarzen Haar und Bart war am Aschermittwoch mit der Drei-Uhr-Maschine von New Orleans nach Houston geflogen. Außergewöhnlich groß, mit sanfter Stimme. Vorzügliche Manieren, wunderschöne Augen.
    Hatte er am Flughafen ein Taxi genommen? Eine Limousine? Einen Bus? Der Flughafen Houston war riesig. Aber Hunderte von Leuten waren dabei, Fragen zu stellen und sich in aller Ruhe einen potentiellen Zeugen nach dem anderen vorzunehmen. »Wenn er irgendwo vorbeigegangen ist, werden wir auch jemanden finden, der ihn gesehen hat.«
    »Wie steht es mit den Flügen von Houston hierher? Gestern? Gestern abend?« Überprüfungen, Überprüfungen, Überprüfungen.
    Schließlich dachte Mona: Ich gehe jetzt hin. Ich gehe zu meiner Cousine Rowan Mayfair. Ich werde ihr meinen Besuch abstatten. Es schnürte ihr

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