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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die Kehle zu. Einen Augenblick lang konnte sie nichts sagen und nichts denken. Aber sie mußte hin.
    Es war jetzt dunkel.
    Eben war ein Fax gekommen, eine Kopie des Bordpasses, den die Airline an den mysteriösen Mann ausgestellt hatte, als er am Aschermittwoch nach Houston zurückgeflogen war. Er hatte den Namen Samuel Newton benutzt und das Ticket bar bezahlt. Samuel Newton. Wenn es irgendwo auf dem Kontinent der Vereinigten Staaten in den amtlichen Unterlagen eine solche Person gab, würde man sie sicher finden.
    Aber er konnte sich den Namen auch aus dem Stegreif ausgedacht haben. Im Flugzeug hatte er Milch getrunken, ein Glas nach dem anderen. Sie hatten nach hinten in die Touristenklasse gehen müssen, um Nachschub zu besorgen. Auf einem Flug von New Orleans nach Houston passiert sonst nicht viel; er dauert nicht lange genug. Aber sie hatten ihm seine Milch gegeben.
    Mona starrte auf ihren Monitor.
    »Wir haben keinerlei Hinweis auf den Aufenthaltsort des Mannes. Aber alle Frauen sind in Sicherheit. Wenn jetzt noch ein Todesfall entdeckt werden sollte, wird es ein Tod wegen Altersschwäche sein.«
    Sie drückte die entsprechende Taste, um die Datei zu sichern und zu schließen; sie wartete, während die winzigen Kontrolllampen aufleuchteten. Dann schaltete sie den Computer ab. Das leise Summen des Lüfters erstarb.
    Sie stand auf und tastete nach ihrer Handtasche.
    Pierce schrak hoch. Er war fast eingeschlafen, als er sie hinter dem Schreibtisch stehen sah.
    »Ich fahre jetzt raus«, sagte sie.
    »Nicht allein. Du fährst nicht mal allein mit dem Aufzug.«
    »Das weiß ich. Es sind doch überall Wachleute. Ich nehme die Straßenbahn. Ich muß nachdenken.«
    Natürlich kam er mit.
    Seit der Beerdigung seiner Mutter hatte er nicht eine Stunde geschlafen, und vorher sicher auch nicht. Der arme, hübsche Pierce: Verzweifelt und beklommen stand er an der Ecke Carondolet und Canal inmitten des gemeinen Volkes und wartete auf eine Straßenbahn. Wahrscheinlich war er noch nie im Leben damit gefahren.
    Die Straßenbahn war voll von Touristen. Die Touristen trugen helle, sauber gebügelte Kleider, denn es war noch kühl. Wenn die Sommerschwüle anfinge, würden sie genauso unordentlich und halbnackt herumlaufen wie alle ändern auch. Mona und Pierce saßen schweigend nebeneinander auf einer Holzbank, während der Wagen kreischend und rumpelnd durch den unteren Teil der St. Charles Avenue fuhr, jenen kleinen Canyon von Bürogebäuden im Manhattan-Stil, dann um den Lee Circle herum und weiter stadtauswärts.
    Mona stieg vor Pierce aus der Bahn und lief rasch hinüber zur Flußseite, schräg über die Jackson und die St. Charles Avenue hinauf. Pierce lief wortlos neben ihr her.
    In der Prytania Street konnten sie schon die Leute vor dem großen Haus sehen, die parkenden Autos. Die Wachleute. Einige von ihnen trugen khakifarbene Uniformen. Sie kamen von einer privaten Agentur. Andere waren dienstfreie Polizisten aus New Orleans in ihrem traditionellen Blau.
    Sie überquerten die Chestnut Street und drängten sich durch die kleine, informelle Versammlung von Wachpersonal und Verwandten – Eulalee und Tony und Betsy Mayfair. Garvey Mayfair stand mit Danny und Jim auf der Veranda. Mehrere Stimmen erhoben sich gleichzeitig und teilten den Wachleuten mit, daß Mona und Pierce hineindürften.
    Sicherheitsleute im Flur. Sicherheitsleute im Doppelsalon. Ein Wachmann in der Tür zum Eßzimmer, eine dunkle, klobige Gestalt mit breiten Hüften.
    Wachmänner oben an der Treppe. Ein Wachmann an der Schlafzimmertür. Ein Wachmann drinnen am hohen Fenster vor der Galerie. Eine Krankenschwester in schlüpfrigem, billigen Nylonweiß; mit erhobenen Armen justierte sie die Infusion. Rowan unter dem spitzengesäumten Bezug, ein kleines, nichtssagendes, ausdrucksloses Gesicht auf dem großen Rüschenkissen. Michael auf einem Stuhl daneben, mit einer Zigarette.
    »Hier gibt’s doch kein Sauerstoffgerät, oder?«
    »Nein, meine Liebe. Man ist mir deshalb bereits auf die Nerven gegangen.« Trotzig nahm er noch einen Zug; dann drückte er die Zigarette in einem Glasaschenbecher auf dem Nachttisch aus. Seine Stimme war wunderschön leise und sanft, glattgeschliffen von der Tragödie.
    Gegenüber in der Ecke saßen die junge Magdalene Mayfair und die alte Tante Lily sehr ruhig auf ihren Stühlen. Magdalene betete den Rosenkranz, und die Bernsteinperlen schimmerten ganz leise, als sie eine zwischen den Fingern hindurchgleiten ließ. Lily hatte die

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