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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Befürchtungen im Hinblick auf Rowan. Er hatte zunächst g e dacht, sie sei verrückt geworden, als sie ihn angerufen hatte, ihn gewarnt hatte, daß das Gespräch abrupt unterbrochen werden könne.
    Das Problem dabei war, daß Lark das alles sehr aufregend fand. Das war von Anfang an so gewesen. Rowans Anruf, die Proben, die Serie von Entdeckungen, die bei den folgenden Untersuchungen gemacht worden waren, ja, sogar diese bizarre Familie in New Orleans. Lark hatte in seinem ganzen Leben noch nichts Vergleichbares erlebt. Er wünschte, er hä t te dabei mehr Sorge und weniger Begeisterung empfinden können. Aber er hatte hier ein Abenteuer begonnen, hatte u n befristeten Urlaub von seinem Leben in der Universitätsklinik genommen, und er konnte es kaum erwarten, die Leute in New Orleans kennen zu lernen – das Haus zu sehen, das Rowan dort geerbt hatte, den Mann, den sie geheiratet hatte -, die Familie, für die Rowan ihre gesamte medizinische Karriere aufgegeben hatte.
    Der Regen war stärker geworden, als er am Flughafen eintraf. Aber Lark reiste seit Jahren unter allen möglichen Wetterb e dingungen, und es machte ihm nichts aus, ebenso wenig wie Schnee in Chicago oder Monsun in Japan.
    Er eilte zum Erster-Klasse-Schalter, um sein Ticket abzuholen, und war wenig später auf dem Weg zum Gate, auf die Minute pünktlich. Die Passagiere nach New Orleans gingen gerade an Bord.
    Lark kam als letzter am Gate an. Erstklassiges Timing, dachte er – kein Warten, kein Schlangestehen.
    Gerade reichte er der jungen Stewardeß sein Ticket, als jemand seinen Arm ergriff.
    »Dr. Larkin.«
    Er sah einen großen, robusten, sehr jungen Mann, blond mit beinahe farblosen Augen.
    »Ja, ich bin Dr. Larkin«, antwortete er. Nicht jetzt, hätte er am liebsten gesagt.
    »Erich Stolov. Wir haben miteinander telefoniert.« Er hielt Lark ein weißes Kärtchen vors Gesicht. Lark hatte keine Hand frei, um es ihm abzunehmen. Dann nahm die Stewardeß sein Ti c ket, und er nahm die Karte in Empfang.
    »Talamasca, haben Sie gesagt.«
    »Wo sind die Proben?«
    »Was für Proben?«
    »Die Rowan Ihnen geschickt hat.«
    »Hören Sie mal, ich kann nicht…«
    »Sagen Sie mir, wo sie sind. Bitte. Jetzt gleich.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber ich werde nichts dergleichen tun. Wenn Sie mich in New Orleans anrufen möchten – ich werde dort morgen mit Ihrem Freund Aaron Lightner z u sammentreffen.«
    »Wo sind die Proben?« fragte der junge Mann, und plötzlich schob er sich vor Lark und versperrte ihm den Eingang zum Flugzeug.
    Lark senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Gehen Sie mir aus dem Weg.« Er war auf der Stelle und unwiderruflich wütend. Am liebsten hätte er den Kerl an die Wand gestoßen.
    »Bitte, Sir«, sagte die Stewardeß sehr ruhig zu Stolov, »wenn Sie kein Ticket für diesen Flug haben, müssen Sie das Gate jetzt verlassen.«
    »So ist es. Verlassen Sie das Gate«, sagte Lark, und seine Wut nahm zu. »Wie können Sie es wagen, mich so anzuspr e chen?« Er drängte sich an dem jungen Mann vorbei und stürmte die Passagierbrücke entlang; er hatte Herzklopfen, und der Schweiß rann ihm unter den Kleidern am Leib heru n ter.
    »Verdammter Mistkerl, wie kann er es wagen?« murmelte er laut.
    Fünf Minuten nach dem Start hatte er das Funktelefon in der Hand. Die Verbindung war entsetzlich, und bei den Flugzeugtelefonen konnte er sowieso nie etwas hören, aber es gelang ihm trotzdem, Mitch zu erreichen.
    »Erzählen Sie bloß niemandem etwas davon«, sagte er immer wieder.
    »Hab’s ja verstanden«, sagte Mitch. »Niemand weiß etwas; das versichere ich Ihnen. Ich habe fünfzig Fachkräfte, und sie arbeiten an fünfzig verschiedenen Teilen des Puzzles. Ich bin der einzige, der das ganze Bild zu sehen bekommt. Niemand kommt in dieses Gebäude, in dieses Büro, an diese Daten.«
    »Morgen rufe ich Sie an, Mitch.« Lark legte auf. »Arroganter Drecksack«, flüsterte er dann. Dabei war Aaron Lightner ein so netter Mann gewesen. Sehr britisch, sehr europäisch, sehr förmlich, als sie miteinander telefoniert hatten. Wer waren di e se Leute, diese Talamasca?
    Und waren sie wirklich Freunde von Rowan Mayfair, wie sie behaupteten? Es hatte nicht den Anschein.
    Er lehnte sich zurück und versuchte, sich seine lange Unterredung mit Mitch noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, und auch sein Telefongespräch mit Rowan. Molekulare Evolutionen, DNS, Zellmembranen. Das alles war beängstigend und faszinierend zugleich.
    Die Stewardeß

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