Tanz der Hexen
hinzuschreiben. Er murmelte etwas, räusperte sich.
Lark stand auf und umklammerte fest den Griff seines Aktenkoffers.
»Moment mal«, sagte Mitch. »Sie haben etwas von New York erwähnt. Daß es in New York noch anderes Material gibt.«
»Ach ja, New York. Als Rowan dieses Ding zur Welt brachte, gab es eine große Menge Blut. Dann kam die Sache ihres Verschwindens. Das alles geschah am Weihnachtstag. Der Coroner in New Orleans hat alle möglichen gerichtsmedizin i schen Beweismittel gesammelt. Und das Material ist an Inte r national Genome in New York gelangt.«
»Du lieber Himmel. Die müssen verrückt werden.«
»Keine Ahnung, ob die dort schon die Puzzleteile zusammengefügt haben. Bis jetzt hat die Familie nur vereinzelte Berichte, die bestätigen, was Sie herausgefunden haben – genetische Abnormalität bei Mutter und Kind. Ungeheure Mengen von menschlichen Wachstumshormonen; abweichende Enzyme. Aber Sie sind ihnen allen um eines voraus: Sie haben die Röntgenbilder und die Knochenscans.«
»Die Familie teilt Ihnen das alles mit?«
»O ja, seit ihnen klar ist, daß ich direkt mit Rowan gesprochen habe. Sie hat mir ein Codewort genannt, damit sie Ihre Arbeit hier finanzieren. Als sie begriffen, daß ich wirklich mit Rowan gesprochen hatte, wurden sie sehr kooperativ. Aber ich glaube nicht, daß sie wirklich begreifen, worum es hier geht, und vie l leicht werden sie nicht mehr so kooperativ sein, wenn ich a n fange, ihnen all das zu erklären. Aber vorläufig werden sie alles tun, um Rowan zu finden. Sie sind zutiefst besorgt um sie. Sie wollen mich am Flughafen abholen. Ich muß jetzt los.«
Mitch kam hastig um den Schreibtisch herum und folgte Lark hinaus in den halbdunklen Korridor mit den langgestreckten, dekorativen waagerechten Lichtstreifen.
»Aber was haben sie denn in New York? Haben sie, was ich habe?«
»Sie haben weit weniger als Sie«, sagte Lark, »mit einer Ausnahme: Sie haben ein Stück Plazenta.«
»Das muß ich auch haben.«
»Werden Sie. Die Familie wird es für Sie freigeben. Und ni e mand in New York hat das Puzzle schon zusammengesetzt; das sagte ich Ihnen bereits. Aber da ist noch eine andere Gruppe im Spiel.«
»Was heißt das?«
Lark blieb vor der Tür zum äußeren Korridor stehen. Er legte seine Hand auf den Türgriff. »Rowan hatte ein paar Freunde in einer Organisation namens Talamasca. Eine historische Forschergruppe. Auch sie haben Materialproben am Schauplatz der Geburt und des Verschwindens genommen.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist. Ich weiß nur, daß diese Organisation ein extrem großes Interesse an der Geschichte der Familie Mayfair hat. Sie rufen mich Tag und Nacht an, seit ich Kontakt mit der Familie aufgenommen habe. Einen von ihnen – Aaron Lightner – werde ich morgen früh in New Orleans treffen.«
Lark öffnete die Tür und ging zum Aufzug. Mitch hastete u n beholfen hinter ihm her und starrte auf seine gewohnte konfuse und blicklose Art vor sich hin, als Lark auf den Knopf drückte und die Aufzugtür aufglitt.
»Muß jetzt los, alter Junge«, sagte Lark. »Wollen Sie etwa mitkommen?«
»Im Leben nicht. Ich gehe sofort wieder ins Labor.«
»Ich werde Sie anrufen. Aber einstweilen bleibt das alles -«
»Völlig geheim. Gibt es irgend etwas im Keplinger Institute, das nicht geheim ist? Es ist ein Geheimnis, vergraben in e i nem Wald von Geheimnissen. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Niemand hat Zugang zu dem Computer in me i nem Büro außer mir. Und wenn er doch herankäme, könnte keiner die Dateien finden. Keine Angst. Das ist bei Keplinger normal. Eines Tages werde ich Ihnen ein paar von unseren Geschichten erzählen… mit geänderten Namen und Daten natürlich.«
»Gut so. Ich rufe Sie morgen an.« Er reichte Mitch die Hand.
»Lassen Sie mich nicht hängen, Lark. Dieses Ding könnte sich mit Rowan vermehren! Und wenn es dazu käme…«
»Ich rufe Sie an.«
Er warf noch einen letzten Blick auf Mitch, der dort mit starrem Blick stand, ehe die Aufzugtür sich schloß. Er erinnerte sich, was Rowan am Telefon gesagt hatte. »Es gibt einen Mann im Keplinger Institute, dem man in dieser Sache vertrauen kann. Den müssen Sie gewinnen. Mitch Flanagan. Sagen Sie ihm, ich hätte gesagt, es lohnt sich für ihn.«
Rowan hatte absolut recht gehabt. Mitch Flanagan war wirklich der richtige Mann. In dieser Richtung hatte Lark keine Befürc h tungen.
Aber während er zum Flughafen fuhr, plagten ihn eine Menge
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