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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Schmackhafteres als Seife zu finden.
    Das taten wir und stellten fest, daß genug Schachteln mit Keksen, Crackern, Waffeln, Chips, Brezeln, Knäckebrot, Salzstangen etc. pp. vorhanden sind, um die Bevölkerung des Heiligen Hauses und auch die von ganz Carlott bis zum Jüngsten Gericht und womöglich noch darüber hinaus zu ernähren. Diese Leute werden nie in den Parthenon eindringen müssen, um dort ihr Magen- oder Seelenheil zu suchen. Doc Swain brüllte mir die Neuigkeit in die Schwanzreifen, daß die Knackerlaken von Stay More – so außer sich vor Freude über die Entdeckung, die sie meinem Vorschlag verdanken – den Ort dieses enormen Schatzes an Lebensmitteln »Chez Sam« getauft haben. Meine eigene Befriedigung über meinen Einfallsreichtum und mein Stolz werden nur durch den Gedanken getrübt, daß du nicht bei uns bist, Tish, um an diesem endlosen Bankett teilzuhaben. Wo bist du, mein Liebling? Deine Nachbarn aus Carlott, die samt und sonders ins Heilige Haus gezogen sind, berichten, daß von dir oder jemandem aus deiner Familie nichts mehr gesehen worden ist. Dein neuer »Freund«, Archibald Tichborne, sehnt sich fast so sehr nach dir wie ich; jede Nacht geht er hinaus und sucht Stay More nach dir ab. Wenn er heimkommt, schüttelt er langsam den Kopf und läßt mit sorgenvoller, schmachtender Miene die Schnüffelruten hängen. Ich bin fast versucht, ihn zu bemitleiden, aber schließlich sind wir Rivalen.
    Der allgemeine Jubel über die Entdeckung der Überfülle »Chez Sam« droht uns selbstzufrieden, saturiert und gleichgültig gegenüber dem Elend von Lawrence Brace zu machen, der langsam dahinwestert; zumindest Doc Swain, mein Vater und ich und noch ein paar andere, sogar Archy, wenn er nicht gerade draußen nach dir herumschnüffelt, sind weiter dabei, Mittel und Wege zu ersinnen und zu diskutieren, wie wir dem Mann Hilfe besorgen können.
    Ich schlug vor daß wir versuchen, die Frau, Sharon, zu benachrichtigen. Ich regte an, daß wir Ihr zu schreiben versuchen. Mein ganzes Leben lang wollte ich Sharon einen Liebesbrief schreiben, aber es gab keine Möglichkeit, die Worte festzuhalten. Selbst mit Hilfe sämtlicher kräftigsten Knackerlaken, meinen herkulischen Vater eingeschlossen, könnten wir das gewaltige Gewicht eines Bleistiftes nicht heben, geschweige denn nach Belieben lenken.
    »Tinte vielleicht«, meinte Doc. »Dieses altmodische Zeug in kleinen Fläschchen, in das die Menschen früher einen Gänsekiel reinzutunken pflegten.«
    Während wir in und auf Lawrence Braces Schreibtisch nach der nicht vorhandenen Tinte suchten, entdeckten wir – nein, ich sollte Archy die gebührende Anerkennung nicht verwehren, denn er war es, der als erster die Maschine erklomm und uns herbei rief um sie zu begutachten – entdeckte Archy also die IBM Selectric, die noch eingeschaltet war und mit summenden Eingeweiden dastand. Doc erzählte den anderen etwas, was ich nicht verstehen konnte, über seine frühere Erkundung der Maschine und seine Theorien, was ihren Sinn und Zweck angeht. Wir paar Leute kletterten auf der Maschine herum, sprangen von Taste zu Taste und lasen die Buchstaben und Ziffern, die darauf standen. Es war Archy, der erkannte, daß die Maschine bei ausreichendem Druck auf die Tasten einen Buchstaben auf das Blatt Papier druckte, auf dem bis jetzt nur die Worte standen: »Stay More, Arkansas«, »Lawrence Brace« und »Mythos, Meinung und Erzählung in den Gedichten von Daniel Lyam Montross« und dann das Bruchstück eines Satzes: »Wie ist es zu verstehen, daß«.
    Archy fing an, auf der »I«-Taste herumzuspringen und brüllte: »DAS HIER MÜSSTE KLAPPEN!« Aber so sehr er sich auch anstrengte, nichts geschah. Die Maschine summte nach wie vor, blieb ansonsten aber untätig, Dein junger Freund Archy ist kräftig, athletisch und behende, Tish, aber trotz all seiner Akrobatik – mit Sprüngen, Saltos und Flickflacks – reichte sein Gewicht nicht aus, die »I«-Taste von der Stelle zu bewegen. Ich selbst versuchte es, und ich bin, bei aller Bescheidenheit, der stärkste von uns allen. Auch ich sprang hoch in die Luft und setzte hart auf und obwohl ich nicht Flickflacks und Saltos schlagen konnte wie Archy, konnte ich doch mehr Druck auf die Taste ausüben. Aber vergeblich. Mein Vater, die zweitstärkste Knackerlake von ganz Stay More, versuchte, zu mir heraufzuklettern, aber auf der Taste war kaum Platz für uns beide, und einer von uns rutschte immer wieder herunter. Wir konnten uns jedoch

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