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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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hindurch auf die Veranda zu befördern.
    In einer Mischung aus Erleichterung und Müdigkeit brach ich zusammen. Ich hatte mich immer noch nicht erholt von der Strapaze ein paar Nächte zuvor, als ich vom Mann niedergeschlagen worden war, demselben Mann, den zu retten ich nun so fest entschlossen war. Doc Swain kam zu mir herüber gehumpelt und sagte, ich solle für eine Weile ruhig liegenbleiben. Ich hatte mich bei der Niederschrift der Botschaft und der Beaufsichtigung ihres Abtransports aus dem Heiligen Haus überanstrengt. Nun, so sagte Doc, würden er und mein Vater den Weitertransport der Botschaft zum Parthenon überwachen und sie dort deponieren, wo die Frau sie sehen würde, vorausgesetzt natürlich, sie stießen nicht auf zuviel Widerstand von Chid und seinen Diakonen, die, so nahmen wir an, den Parthenon jetzt für sich beanspruchten. Doc sagte, ich solle da bleiben und mich ausruhen. Es war nur noch etwa eine Stunde bis zum Morgengrauen, und die Botschafter, fünfzig an der Zahl, mußten die Botschaft vor Tagesanbruch zum Parthenon schaffen. Der Regen hatte aufgehört, die Roamin Road war jetzt einigermaßen trocken, und fünfzig wackere Knackerlaken trugen das Blatt Papier auf die Straße und machten sich auf den Weg zum Parthenon.
    Ich konnte nur zusehen. Ich wollte helfen oder zumindest mit ihnen gehen, aber ich war wirklich bis zum Westen erschöpft. Also blieb ich auf der Veranda und sah der Prozession mit unserer Botschaft zu. Das weiße Blatt Papier glänzte im Mondlicht, als der Zug sich langsam die Roamin Road hinunterbewegte.
    Dann kam ein Morgenwind auf und ich spürte seine Kraft an meinen Schnüffelruten, die mir auch sagten, daß es ein trockener Wind war, kein Regenwind. Gutes Wetter war im Anzug … aber für unsere Zwecke schlechtes Wetter, denn der Wind selbst, eine seichte, aber beständige Brise, fuhr unter das Blatt mit unserer Botschaft und entriß sie ihren Trägern – oder den meisten; ein paar, ein Dutzend oder so, klammerten sich verzweifelt daran fest und wurden mit in die Höhe getragen. Die meisten ließen sich fallen und landeten wohlbehalten auf dem Boden, aber einige, darunter mein Vater, klammerten sich weiter an das Blatt, als der Wind es wie einen Drachen hoch in den Nachthimmel entführte, westwärts über den sogenannten »Kompost- und Abfallhaufen des Herrn«, über ein Brachfeld zu einer Baumreihe an Swain's Creek, dann hinunter den Bach entlang und fort in die Nacht, bis es außer Sicht war. Ob das kostbare Blatt Papier im Bach gelandet oder darüber hinweggesegelt war, konnte ich nicht sagen. Als Autor der Botschaft blieb mir nur die Enttäuschung darüber, am Ende keinen Leser gefunden zu haben.
    Schließlich kehrten die Botschafter niedergeschlagen ins Heilige Haus zurück. Doc Swain kam wieder zu mir gehumpelt und sank mit einem Kopfschütteln und einem fast hörbaren Seufzer müde nieder. Lange Zeit konnte ich vor Enttäuschung nichts zu ihm sagen, und auch er konnte nicht sprechen.
    Die Morgendämmerung brach an. Doc ging, um nach seinem »Patienten« zu sehen, für den, davon waren wir überzeugt, jetzt der letzte Tag gekommen war. Ich schlief. Ich träumte, gegen Mittag und danach, von dir, Tish, und von meinem Vater und von Wolkenkratzern und sagenhaftem Essen und von allen Dingen, von denen ich je geträumt habe, aber vor allem von dir: Du und mein Vater, ihr traft euch am Ufer eines Baches, und du hast ihn gerettet oder er hat dich gerettet Ich träumte von einem engelhaften schneeweißen Nagetier. Schließlich träumte ich von der Frau, Sharon, und von einer Person, die sowohl ich als auch Lawrence Brace war.
    Die Lebhaftigkeit des Traumes weckte mich auf. Es war noch heller Tag, aber ich stellte fest, daß auch Doc und Archy schon wach waren, unfähig, Schlaf zu finden, oder verstört von ihren Träumen. Trotz des vollen Tageslichts machten wir uns daran, die anderen aufzuwecken, und versammelten uns in einem Gewirr klagender und diskutierender Stimmen. Archy kam auf die kluge Idee, das Haus in Brand zu setzen, in der Hoffnung, das Feuer würde Ihre Aufmerksamkeit erregen. Als Doc höhnisch bemerkte, womöglich würden der Mann und die meisten von uns verbrennen, bevor das Feuer bemerkt würde, schlug Archy vor, wir könnten statt dessen das alte Plumpsklo draußen hinter Carlott in Brand setzen. Okay, aber wie? Streichhölzer waren vorhanden, und diese könnten von zwei Knackerlaken an jedem Ende mühselig bis zum Klosett getragen werden. Dort könnten

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