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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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wir versuchen, an einem von ihnen genug Reibung zu erzeugen, um es zu entzünden, wobei unter Umständen derjenige, der den Versuch machte, gleich mit entzündet wurde. Aber was, wenn es uns nicht gelang, das Klosett zum Brennen zu bringen?
    Ich wurde es leid, mir all das mühsam anzuhören. »Okay, Leute, das reicht«, sagte ich bestimmt. »Jetzt hört mir mal zu. Ich möchte, daß jede Knackerlake von Stay More, die dazu in der Lage ist – mit Ausnahme derer natürlich, die bereits im Parthenon sind –, sich unverzüglich hier im Mußeraum einfindet. Ist das klar? Weckt alle auf die noch schlafen.«
    Meine Anordnung wurde prompt ausgeführt. Binnen Minuten hatten sich an die tausend Zuhörer versammelt.
    »Nachbarn, Freunde, ihr braven Leute von Stay More, alle miteinander«, begann ich, »Chrusten und Nichtchrusten, Frackerlaken, Sackerlaken und Carlotter! Die Zukunft von Stay More liegt in euren Händen, oder eher in euren Krabblern, die heute gebraucht werden, wie sie noch nie gebraucht worden sind, nicht zum Fliehen und Verstecken, sondern um zielstrebig und entschlossen zu marschieren, um das Leben des Mannes zu retten, der dieses unser Heim errichtet und der die meisten von euch von Kindheit an ernährt hat. Ihr Chrusten habt Ihn einst angebetet und verehrt und um Seine Gunst gebeten, und ihr Nichtchrusten, die ihr Ihm gleichgültig gegenüberstandet, habt euch doch von den Krumen, die von Seinem Tisch fielen, ernährt. Keiner von euch wäre im Osten, wenn Er nicht gewesen wäre.«
    Ich hielt inne, sowohl um die Spannung zu steigern als auch um ihre Reaktionen abzuschätzen. Viele von ihnen nickten zustimmend, aber sie alle warteten begierig auf den Kern meiner Botschaft. Ich fuhr fort: »Wir haben verschiedene Überzeugungen, verschiedene Religionen, verschiedene Bräuche und verschiedene Ansichten, aber eins haben wir alle gemeinsam: Wir alle ernähren uns von der Tafel des Mannes! Seine Angewohnheiten sind so, daß immer etwas von Seinen Speisen übrigbleibt, und wir tun uns an diesen Resten gütlich. Sogar ihr Leute aus Carlott, ihr Elenden dieser Erde, die ihr bis vor kurzem nicht am Essen des Mannes teilhattet, sondern in Seinem Hinterhof euer Auskommen suchen mußtet, auch ihr habt Seine Nähe gesucht! Warum habt ihr nicht fern im Wald, weit weg vom Mann gelebt ? Weil alles in euch sich danach sehnt, Ihm nahe zu sein, Ihn hin und wieder zu erblicken, trotz der Tätlichkeiten, die Er gelegentlich gegen euch verübt hat.
    Machen wir uns nichts vor, wir lieben Ihn! Fast gegen unseren Willen, und mit Sicherheit gegen Seinen Willen, lieben wir Ihn. Und doch liegt Er jetzt verwesternd darnieder, und wir tun gar nichts. Oh, die Tapfersten von uns haben zu helfen versucht und sind gescheitert, aber etwas bleibt, etwas, was wir alle gemeinsam tun können.
    Es handelt sich um folgendes: Die Frau des Parthenon, die allein Hilfe rufen und Ihm den Beistand gewähren kann, zu dem wir nicht fähig sind, weiß nicht, daß Er dem Westen nahe ist. Wir müssen Sie informieren. Wie? Hört meinen Vorschlag: Wir alle sollten augenblicklich die Roamin Road hinunter zum Parthenon gehen, wo Sie zur Stunde der Dämmerung immer auf Ihrer Veranda sitzt, und zwar bevor es so dunkel wird, daß Sie uns nicht mehr sehen kann. Wir werden uns, alle die wir da sind, zu einem Pfeil formieren, der in Richtung des Heiligen Hauses zeigt, uns dann langsam, aber stetig zurück in diese Richtung bewegen und so Ihre Aufmerksamkeit erregen.«
    Meine Rede wurde von Gemurre und Protesten unterbrochen. Ich konnte nichts davon hören, aber ich konnte sehen, daß sie alle gleichzeitig redeten, zueinander und in meine Richtung, Einige von ihnen schrien mir Fragen zu, von denen ich ein paar hören konnte. Wie könnten wir es wagen, noch bei Tageslicht zum Parthenon zu marschieren? Die Kreaturen des Tages – Vögel, Reptilien und Säugetiere – würden uns allesamt verschlingen! Wir würden alle gefressen werden!
    Ich winkte mit meinen Schnüffelruten ab »Nicht, wenn war so viele sind!« rief ich. »In unserer Menge liegt unsere Stärke! Unsere Anzahl gibt uns Sicherheit!« Meine Augen suchten die Menge ab nach einem Anzeichen von Tapferkeit, und mein Blick fiel auf eine Gruppe junger Mädchen. Unter anderen Umständen wäre ich in ihrer Gegenwart vor Schüchternheit wie versteinert gewesen, aber dies hier war eine Ausnahmesituation. »Ihr Mädchen«, sagte ich, »erinnert ihr euch nicht an euren Umzug am Abend der Spielparty, erst vor ein paar

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