Tanz der Liebenden
beschimpfte. „Zeig es mir.“
Er warf sie in die Luft, mit einem Ruck kam sie wieder auf den Boden zurück. Er fing sie auf, drehte sie. Dreifache Pirouette, wieder hielt er sie, zog sie ruckartig an sich. Eckige, harte Bewegungen, herausfordernd, blitzende Augen, dann stand sie wieder en pointe, starrte ihn weiterhin böse an.
„Da, es geht doch. So machst du es. Bleib wütend.“
„Ich hasse dich.“
„Nicht mich, ihn.“ Nach einer Handbewegung spielte das Orchester wieder auf.
„Was will er denn? Will er Blut sehen?“ Brody war außer sich.
Die Frau in der Reihe vor ihm drehte sich lächelnd um. „Ja, genau. Das wollte er immer. Davidov ist kein einfacher Mann.“
„Mein Dad sagt, man sollte ihn erschießen“, sprang Jack hilfreich ein.
Die Frau lachte. „Da ist dein Dad nicht der Einzige, der so denkt. Er ist umso strenger, je besser die Tänzer sind. Ich habe auch mit ihm getanzt.“
„Hat er Sie auch so angebrüllt?“
„Oh ja. Und ich habe zurückgeschrien. Aber er hat eine bessere Tänzerin aus mir gemacht, auch wenn ich oft sehr, sehr wütend war. Allerdings habe ich es ihm heimgezahlt.“
„Was haben Sie getan?“ Jacks Augen waren mittlerweile groß wie Untertassen. „Haben Sie ihm eins auf die Nase gegeben?“
Sie lachte. „Nein, viel besser. Ich habe ihn geheiratet.“ Sie lächelte Brody an. „Ich bin Ruth Bannion. Sie müssen ein Freund von Kate sein.“
„Entschuldigen Sie. Da bin ich ja wirklich mit Anlauf ins Fettnäpfchen gesprungen.“
„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.“ Sie lächelte. „Davidov holt aus jedem Tänzer das Beste heraus, allerdings auch die schlechten Seiten. Er vergöttert Kate und ist immer noch zutiefst verletzt, dass sie die Company verlassen hat. Sehen Sie selbst.“ Sie drehte sich wieder zur Bühne.
„Lassen wir es für heute genug sein.“ Auf der Bühne stieß Davidov einen lauten Seufzer aus. „Ruht euch aus. Vielleicht klappt es ja heute Abend bei der Vorstellung mit etwas mehr Energie.“
Das Blut rauschte in Kates Ohren, ihre Füße schmerzten höllisch. Aber für eine kurze Tirade hatte sie noch genug Energie. Als sie fertig und jetzt völlig außer Atem war, hob Davidov ungerührt eine Augenbraue.
„Bildest du dir ein, nur weil ich Russe bin, verstehe ich es nicht, wenn eine Ukrainerin mich einen Mann mit dem Herzen eines Schweins nennt?“
Ihr Kinn schoss hoch. „Nur damit du’s weißt: Ich habe dich einen Mann mit dem Gesicht eines Schweins genannt.“ Damit stolzierte sie zum Seitenausgang und ließ Davidov stehen, der ihr lächelnd nachsah.
„Sehen Sie?“ sagte Ruth. „Er vergöttert sie.“
11. KAPITEL
K ate küsste gerade den Russen, als Brody nach der Aufführung in ihre Garderobe kam. Sie trug immer noch das rote Bühnenkostüm und Theaterschminke. Ihr Haar war zu einem straffen Knoten zusammengebunden, so, wie sie es bei dem spanischen Tanz getragen hatte – zusammen mit dem sexy roten Tutu.
Das Publikum im Saal hatte ihr zu Füßen gelegen. Er auch.
Genau das hatte er ihr sagen wollen, und dann fand er sie in den Armen dieses Sklaventreibers, den sie heute Vormittag noch so lästerlich verflucht hatte.
„Tut mir Leid, wenn ich störe.“
Kate strahlte ihn an und hielt ihm die Hand entgegen. „Brody.“
Davidov allerdings rückte nur wenig von ihr ab, legte dafür aber einen Arm um ihre Schultern und beäugte den Neuankömmling kühl.
„Ist das der Tischler? Der, der mich erschießen will? Ihm gefällt es nicht, dass ich dich küsse.“
„Ach, sei nicht albern.“
Brody schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Der Mann hat Recht. Es gefällt mir nicht, dass er dich küsst.“
„Das ist doch absurd. Das ist Davidov.“
„Ich weiß, wer er ist.“ Brody schloss die Tür. Unschöne Szenen sollten besser hinter geschlossenen Türen stattfinden. „Ich habe Ihre Frau kennen gelernt.“
„Ja, ich weiß. Sie findet Sie und Ihren kleinen Sohn sehr sympathisch. Ich habe auch einen Sohn. Und zwei Töchter.“ Da er nur selten einem Impuls widerstand und dieser Mann da vor ihm so wunderbar wütend dreinblickte, küsste Davidov Kate aufs Haar. „Meine Frau weiß, dass ich hier bin, um diese hier zu küssen. Diese Frau“, er trat von Kate weg und ließ langsam seine Hände an ihren Armen herabgleiten, „die heute großartig war. Die perfekt war. Dieser Frau, der ich nie vergeben werde, dass sie mich verlassen hat.“
„Ich habe mich auch großartig und perfekt gefühlt. Und ich bin
Weitere Kostenlose Bücher