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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Langlebigkeit.«
    Jason musterte seinen Gastgeber. »Vielleicht muß ein Mann nicht vollkommen wertlos sein, nur weil er ein Lord ist.«
    Lucien grinste. »Die amerikanische Direktheit ist so erfrischend.«
    Jason wurde rot. »Verzeihung, ich habe es nicht so gemeint. Ich habe vergessen, wie man sich in anständiger Gesellschaft benimmt.« Er hob eine antike Sanduhr hoch, die im Regal stand, und streichelte das polierte Holz. Dann drehte er sie um und sah zu, wie der weiße Sand vom oberen in das untere Glas lief. »Zwei Jahre meines Lebens vorbei, und ich habe nichts dafür vorzuweisen.«
    »Mit der Zeit vergehen auch die schlimmsten Erinnerungen«, sagte Lucien leise. »Wenigstens hat mir das ein Freund gesagt, der ein paar schreckliche Jahre damit verbracht hat, gegen die Franzosen zu kämpfen. Sie können so lange bleiben, wie Sie wollen – wie Sie sehen, gibt es hier mehr als genug Platz. Oder, falls Ihnen das lieber ist, kann ich Ihnen helfen, auf den Kontinent zu kommen. Von dort aus können Sie nach Amerika zurück oder in aller Ruhe daraufwarten, daß der Krieg zu Ende geht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird noch vor Jahresende ein Friedensvertrag geschlossen.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr. Aber ich verlasse England nicht, ohne zu wissen, was mit Kira ist.«
    Er stellte die Sanduhr ins Regal zurück und fuhr fort: »Ich kann mich also ebensogut Ihrer Gastfreundschaft erfreuen, aber nur unter der Bedingung, daß Sie über Ihre Ausgaben für mich Buch führen.« Er befühlte die feine Wolle seines blauen Gehrockes. »Ich habe auf meinen Schiffen genug Stoff befördert, um erstklassige Qualität zu erkennen, wenn ich sie sehe.«
    Beruhigend sagte Lucien: »Ich werde jeden Penny aufschreiben und Ihnen Zinsen berechnen.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden.« Jasons Miene wurde finster. »Jetzt erzählen Sie mir alles über Kiras Verschwinden.«
    Lucien sagte ihm, was er wußte oder vermutete.
    Zuletzt beschrieb er Kits Alptraum und die bruchstückhaften Informationen, die sie durch die Hypnose gewonnen hatten.
    Das Gesicht des Amerikaners versteinerte, nur seine Augen verrieten seine Erregung. Am Ende von Luciens Bericht sagte er mit tödlicher Präzision: »Wenn der Mann, der Kira entführt hat, gefunden ist, werde ich ihn mit einem sehr stumpfen Messer in sehr kleine Stücke schneiden.«
    »Möglicherweise müssen Sie für dieses Privileg anstehen«, sagte Lucien trocken.
    »Daß sie das neue Jahr nicht sieht – meinen Sie, das hat sie wörtlich gemeint? Himmel, es sind nur noch zwei Wochen bis Januar!«
    »In ein paar Tagen sollten wir genug Informationen haben, um etwas unternehmen zu können.« Obwohl seine Worte beruhigend klangen, wanderte Luciens Blick zu der Sanduhr hinüber. Er konnte den entsetzlichen Gedanken nicht abschütteln, daß die Stunden von Kiras Leben ebenso unerbittlich verrannen wie der Sand. Und wenn sie starb, verlor er Kit möglicherweise für immer.

Kapitel 29
    Lord Chiswick spähte über das Geländer der Loge.
    »Wann immer ich ins Theater gehe, habe ich ein fast unwiderstehliches Verlangen, den Kreaturen da unten im Parkett faules Obst an den Kopf zu werfen.«
    »Die Schauspieler würden Ihnen nicht dafür danken«, stellte Lucien fest. »Das Obst würde mit Sicherheit bei ihnen landen.«
    Lord Mace nahm eine Prise Schnupftabak. »Nur, wenn sie es verdient haben.«
    Nunfield sagte: »Vielleicht sollten wir eine Orangenverkäuferin kommen lassen und ihr ihren Vorrat abkaufen, für den Fall, daß wir ihn benötigen.«
    »Ich glaube nicht, daß das heute abend der Fall sein wird«, sagte Ives munter. »Soweit ich gehört habe, ist das Stück ziemlich amüsant.«
    »Hoffentlich«, schnarrte Nunfield. »Ansonsten mißbrauche ich Ihre Gastfreundschaft und gehe, Strathmore. Auf Fall Mall gibt es einen neuen Spielclub, der etwas ganz Besonderes sein soll, und ich will heute abend meinen Besuch abstatten.«
    »Wenn das Stück langweilig ist, gehe ich mit«, sagte Lucien lässig. Zum Glück hatten bis auf Harford alle Verdächtigen seine Einladung angenommen. Um das Ganze nicht zu auffällig zu machen, hatte er auch Lord Ives eingeladen, der immer gerne ins Marlowe ging, um seine Cleo zu bewundern.
    Ein Großteil der guten Gesellschaft hatte die Stadt verlassen, um die Feiertage auf ihren Landsitzen zu verbringen, und viele der besten Logen waren leer. Parkett und Galerie hingegen waren gestopft voll mit Londonern, die begierig auf die erste Vorstellung von Straße der Skandale warteten.
    Um

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