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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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getragenen Zuversicht war er zutiefst beunruhigt. Es gab zu viele Möglichkeiten, und, falls Kiras Botschaft zutraf, nur sehr wenig Zeit. Dem Monstrum, das sie entführt hatte, war durchaus zuzutrauen, daß es seines Spielzeugs müde wurde und sie umbrachte, um eine neue Frau zu finden, die es quälen konnte.
    Soviel hing von dem hauchzarten Band ab, das Kit zu ihrer Schwester hatte. Es war eine verheerende Bürde für sie; wenn sie Kira nicht rechtzeitig fanden, würde Kit sich nie vergeben.
    Dann war sie verdammt zu Schuld und Einsamkeit, demselben Gefühl der

    Unvollkommenheit, das Lucien sein Leben lang verfolgt hatte. Das konnte er niemandem wünschen, am allerwenigsten Kit. Und ganz selbstsüchtig fürchtete er, daß Kit ihn nie wiedersehen wollte, falls ihre Schwester starb, weil er bei ihrer Rettung versagt hatte. Bei dem bloßen Gedanken verkrampften sich seine Muskeln vor nervöser Anspannung.
    Als er sicher war, daß sie schlief, befreite er sich behutsam aus ihrer Umarmung, stieg aus dem Bett und ging an seinen Schreibtisch. Dort kritzelte er eine knappe Nachricht. Michael, ich brauche deine Hilfe. Kannst du sofort nach London kommen? Lucien.
    Er adressierte sie an »Lord Michael Kenyon, Bryn Manor, Penreith, Caermarthenshire, Wales«. Dann versiegelte er sie mit seinem Ring, der das Wappen der Strathmores trug. Er würde die Nachricht gleich morgen früh per Boten losschicken. Wenn eine Suchaktion im militärischen Stil notwendig wurde, konnte Michael eine unschätzbare Hilfe sein. Aber zuerst mußten sie herausfinden, wo Kira war.
    Als er wieder neben Kit unter die Decke schlüpfte, hoffte er inständig, daß er ihr Vertrauen nicht enttäuschen mußte.
    Lucien blieb in der offenen Tür stehen. »Guten Morgen, Dolly. Dein Portier hat gesagt, ich soll einfach heraufkommen.«
    Die prachtvolle Blondine, die mit gefurchter Stirn über einem Kontobuch saß, sah auf und lächelte.
    »Strathmore, was für eine Überraschung. Bist du hier, um deinem faden Leben ein bißchen Würze zu verleihen?«

    Er grinste und machte die Tür hinter sich zu.
    »Denk an unsere Abmachung. Ich sage nicht, daß du eine abscheuliche Perverse bist, und du nennst mich keinen phantasielosen Puritaner, der jede vernünftige Frau zu Tode langweilt.«
    Sie warf sich lachend zurück. »Mir hat die Art, wie du über mein Geschäft sprichst, immer gefallen.
    Die meisten Männer halten mich entweder für die sündhafteste Kreatur seit Eva, oder sie nehmen mich und meine Arbeit so ernst, daß sie vergessen, ihren Spaß zu haben.«
    »Hast du ein paar Minuten Zeit?«
    Sie machte eine abfällige Handbewegung. »Ich erwarte einen Kunden, aber der kann warten. Die Frustration wird ihn in Stimmung bringen.« Sie nahm einen riesigen Fächer aus Straußenfedern vom Tisch, stand auf und drehte sich, eine Hand in die Hüfte gestemmt. »Ein neues Kostüm. Was meinst du – verdreh ich so allen Männern den Kopf?«
    Feierlich musterte Lucien ihr aufsehenerregendes rotes Samtkleid. Sie mußte ein furchtbar unbequemes Korsett tragen, denn ihre leicht füllige Figur war geschickt in verblüffende Formen gepreßt. Ihr Dekollete hätte einen steinernen Heiligen zum Erröten gebracht. Als sie sich im Kreis drehte, sah er, daß der Rock hüfthohe Schlitze hatte, unter denen sich Reitstiefel, silberne Sporen und schwarze Spitzenstrümpfe verbargen.
    »Findest du es nicht ein bißchen zu konservativ?«
    fragte er. »Vor ein paar Wochen habe ich eine Herzogin in einem ganz ähnlichen Kleid gesehen, aber ihres war viel gewagter.«

    »Frechheit!« Sie schlug ihm mit ihrem Fächer auf den Handrücken. Es tat weh, und er sah, daß in den krausen Federn schmale Lederriemen saßen, die, wenn sie mit entsprechender Kraft angewandt wurden, Schmerzen zufügen konnten. Schönheit und Schmerz in einem, das perfekte Sinnbild für Dollys besondere Talente.
    »Ich muß zugeben, es ist nicht immer leicht, vulgärer zu sein als eure Damen der Gesellschaft, aber ich bin die richtige Frau dazu.« Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander, so daß der geschlitzte Rock ihre wohlgeformten, spitzenbedeckten Beine bis zur Hüfte enthüllte.
    »Setz dich. Ich nehme nicht an, daß das hier ein gesellschaftlicher Besuch ist.«
    »Leider nicht.« Er setzte sich und wurde ernst, während er ein Stück Papier aus der Tasche zog und es ihr reichte. »Ist irgendeiner dieser Männer ein Kunde von dir?«
    »Du weißt, daß ich über solche Dinge nicht spreche, Strathmore«, sagte sie

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