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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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graziösen Pose der Ergebenheit dem entgeisterten Sir Digby zu Füßen. Seine Frau und seine Tochter stürmten von der Bühne, den widerstrebenden Verlobten im Schlepptau. Die empörten Gäste folgten und ließen Sir Digby mit seiner heimlichen Mätresse allein. Kit sprang auf die Füße, warf Sir Digby eine flüchtige Kußhand zu und lief davon. Der arme Diener der Öffentlichkeit blieb allein in den Trümmern seiner Existenz zurück.
    Der Akt ging unter tosendem Applaus zu Ende.
    Lord Chiswick sagte mit einer ungewohnten Zurschaustellung von Enthusiasmus: »Was für eine hinreißende Schauspielerin.«
    »Allerdings«, sagte Sir James. »Kennt irgend jemand ihren Namen?«
    »Cassie James.« Nunfield nahm eine Prise und hielt die Schnupftabaksdose Mace hin, der sich bediente. »Ich habe dem Mädchen einmal eine carte blanche angeboten, aber sie hat abgelehnt, leider Gottes. Vielleicht versuche ich es noch einmal mit einem großzügigeren Angebot.« Sein Blick wanderte zu Lucien. »Natürlich ist es möglich, daß sie bereits einen Gönner gefunden hat.« Der ironische Unterton in seiner Stimme bewies, daß er gehört hatte, wie Lucien Kit aus dem Künstlerzimmer entführt hatte, aber seine Miene verriet keine Eifersucht. War sein Gleichmut echt oder gespielt? Unmöglich zu sagen.

    Mace meinte gelangweilt: »Ich habe genug von Schauspielerinnen. Ein gieriges, egozentrisches Pack. Ich persönlich bevorzuge gelangweilte Ehefrauen. Sie sind wesentlich billiger, und so dankbar für die Aufmerksamkeit.« Er stand auf.
    »Ich glaube, ich vertrete mir vor dem nächsten Akt etwas die Beine.«
    Die anderen Männer verließen ebenfalls die Loge, um etwas zu sich zu nehmen oder andere Logen zu besuchen. Lucien blieb allein zurück und überdachte, was er gesehen hatte. Er wollte gerade selber nach unten gehen, als ein sechster Sinn ihn zwang, den Kopf zu heben. Kit hatte die Loge betreten. Sie trug ein dunkles Cape mit einer Kapuze, die ihr Haar verbarg, und sie wirkte keusch und bescheiden wie eine mittelalterliche Nonne.
    Einen Augenblick lang starrten sie einander nur an. Dann lagen sie sich in den Armen. Ihr Körper war warm und biegsam von ihrem Tanz, ihre Küsse ebenso gierig wie die seinen. Sie umarmten sich für ein paar besinnungslose Sekunden, bis sie mit schuldbewußtem Lachen den Kopf abwandte.
    »Eigentlich bin ich gekommen, um zu fragen, was du herausgefunden hast.«
    Eingedenk ihrer Umgebung sagte er: »Wir sollten nicht hier sprechen. Die anderen können jederzeit zurückkommen.«
    »Ich weiß. Ich habe mich vor der Vorstellung erkundigt.
    Die Loge am Ende dieser Reihe müßte leer sein.
    Dort können wir reden.« Sie spähte in den Gang hinaus, nahm seine Hand und führte ihn rasch in die leere Loge.

    Kit hatte gut gewählt, die Loge war tief und so dunkel, daß sie vermutlich niemand sehen konnte.
    Trotzdem nahm er sie, um ihre Ungestörtheit zu gewährleisten, in die Arme. Falls sie beobachtet wurden, würde derjenige annehmen, daß sie ein heimliches Liebespaar waren. Leise flüsternd erzählte er ihr, was Dolly ihm gesagt hatte und seine eigenen Beobachtungen.
    Als er fertig war, sagte sie nichts. Ihre Enttäuschung war spürbar. »Tut mir leid, Kitty«, sagte er reumütig. »Vielleicht habe ich etwas übersehen, aber als du angefangen hast zu tanzen, mußte ich einfach hinsehen. So wie alle anderen. Du warst großartig.«
    »Ich habe für dich getanzt«, sagte sie so leise, daß er sie fast nicht verstand.
    »Das hatte ich gehofft.« Er fuhr mit der Hand unter ihr Cape. Sie trug immer noch das Kostüm, und er begann, ihre samtigen Schultern zu streicheln. Sie unter dem Stoff zu berühren, gab ihm das köstliche Gefühl, etwas Verbotenes zu tun.
    Sie erschauerte leise, und ihre grauen Augen verdunkelten sich. Langsam, als habe sie Schwierigkeiten, sich an das zu erinnern, was sie sagen wollte, fragte sie: »Wenn du raten müßtest, rein intuitiv, wen von den vieren würdest du für schuldig halten?«
    »Mace.« Obwohl er sofort antwortete, waren die Gründe für seine Entscheidung schwer zu analysieren. »Er hat am wenigsten reagiert, so wenig, daß es fast auffällig wirkte, weil jeder andere Mann im Theater von deiner Vorstellung hingerissen war. Und ich habe keinen Zweifel, daß er zur Grausamkeit neigt.«
    »Deine Freundin Dolly hat gesagt, er ist die Sorte, die gerne die Oberhand hat«, erinnerte Kit ihn.
    »Warum sollte er eine Frau dazu zwingen, ihn zu mißhandeln?«
    »Ich weiß es nicht.« Lucien

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