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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Mace war eine faszinierende Gestalt, ebenso groß und schlank wie sein jüngerer Bruder, mit dunklem Haar und leblosen Augen.
    Lucien, der Maces Bemerkung als Einladung interpretierte, setzte sich auf den freien Stuhl neben ihm. »Ich werde mein Bestes tun.«
    Er wollte mehr sagen, hielt dann aber inne, verblüfft von dem unerwarteten Anblick. Hinter Mace stand eine hölzerne Sitzstange, darauf saß ein riesiger Vogel mit Lederkappe, der träge von einem Fuß auf den anderen trat. »Wer ist unser gefiederter Freund da?«
    Maces dünne Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Das ist George, der Geier, nach dem dieses Etablissement benannt ist. Der Besitzer war früher einmal Schauspieler, und er vermietet den Vogel, wenn irgendein Theater ihn braucht.«
    Er warf dem Geier einen liebevollen Blick zu.
    »Hübsches Requisit, nicht wahr?«
    »Ungemein stimmungsvoll«, bestätigte Lucien.
    Sally erschien mit einer vollen Kanne in der einen und einem Krug in der anderen Hand. Den Krug stellte sie vor Lucien hin. »Da, mein Hübscher.
    Laß dir deinen Teufelspunsch schmecken.«
    Dann ging sie wiegenden Schrittes von dannen.
    Sie hatte die Augen abgewandt, und ihr Gesicht war von ihrem grellen Haar verdeckt gewesen, aber der flüchtige Eindruck, den er von ihren Zügen gewonnen hatte, ließ ihn vermuten, daß sie so dick geschminkt war, um Pockennarben zu verdecken. Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte, kaum ein Mann würde sich die Mühe machen, ihr ins Gesicht zu sehen.
    Der Krug enthielt heißes Bier mit einer tüchtigen Dosis hochprozentiger Getränke. »Jetzt versteh’
    ich, warum das Zeug Teufelspunsch heißt«, sagte er. »Es brennt wie Höllenfeuer.«
    »Nach zwei Krügen sagen Sie die Bibel rückwärts auf«, sagte Mace mit beißendem Humor.
    »Jedenfalls werd’ ich’s mir einbilden, und das läuft auf dasselbe hinaus.« Luden nickte in Richtung des Schankmädchens. »Kommt die da je zu Ihren Zeremonien? Sie macht einen recht munteren Eindruck.«
    Maces Augen wurden schmal. »Was wissen Sie von unseren Riten?«
    »Dem Gerücht nach verkleiden die Höllenhunde sich als mittelalterliche Mönche. Nach der Zeremonie sucht sich jeder ›Mönch‹ eine Partnerin aus einer Gruppe ›Nonnen‹, die unter den besseren Freudenmädchen von London ausgesucht werden. Angeblich sind ein paar der Nonnen sogar Damen der besten Gesellschaft auf der Suche nach einem Abenteuer.« Lucien grinste verrucht. »Ich hab’ gehört, daß ein Mönch und eine Nonne sich gelegentlich die Kleider vom Leib reißen, nur um festzustellen, daß sie Mann und Frau sind.«
    Maces buschige Augenbrauen zogen sich zusammen. »Sie sind gut informiert.«
    »Die Hälfte Ihrer Mitglieder trinken wie die Fische, da können Sie kaum Diskretion erwarten.« Lucien lächelte schwach. »Das Ganze hört sich unterhaltsam an. Das Leben ist in letzter Zeit ein wenig langweilig, deswegen habe ich die Einladung Ihres Bruders angenommen.«
    »Wir tun unser Möglichstes, um der Langeweile zu entfliehen.« Mace musterte Lucien skeptisch.
    »Roderick hat gesagt, Sie sind interessiert daran, sich uns anzuschließen. Ich war überrascht. Sie wirken viel zu zurückhaltend, um sich einer Gruppe anzuschließen, die sich dem Laster widmet.«
    »Ich genieße Kontraste. Und Intrigen.« Lucien zupfte an seinen Manschetten. »Und vor allem genieße ich es, die Erwartungen anderer zu enttäuschen.«
    Mace lächelte schwach. »Dann haben wir etwas gemeinsam.«
    »Ich glaube, wir haben noch andere gemeinsame Interessen. Ich habe gehört, Sie interessieren sich für mechanische Spielzeuge.« Als Mace nickte, zog Lucien ein zapfenförmiges, silbernes Objekt aus seiner Tasche. »Haben Sie schon einmal so etwas gesehen? Sehen Sie durch das schmale Ende.«
    Mace hob den Zylinder ans Auge und spähte hinein. Dann holte er tief Luft. »Faszinierend. Eine Art optische Linse, die die Welt in eine Unzahl gleicher Bilder auflöst?«
    »Genau.« Lucien zog einen zweiten Zylinder aus der Tasche und sah hindurch. Der Raum zersplitterte in zahllose Facetten. »Ich bin mit einem Naturphilosophen befreundet, der sich mit Insekten beschäftigt. Er hat mir einmal erzählt, daß Libellen Facettenaugen haben und die Welt so sehen. Es klang verlockend, deshalb habe ich versucht, den Effekt nachzuvollziehen. Ein Linsenschleifer hat diese Linsen nach meinen Angaben gemacht, und ich habe sie montieren lassen. Mangels eines besseren Namens nenne ich sie Libellenauge.«
    Er zwinkerte, als Sally in das

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