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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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tödlich enden konnte, nur um so bewundernswerter. Sie fragte sich, wie es sein mochte, soviel Mut zu haben. Sie war es grenzenlos leid, Angst zu haben.
    Lucien war vor ihr zurückgekehrt und schlug eben ein riesiges Buch auf. Als sie näher kam, sah sie, daß es ein Band mit hervorragend gezeichneten und kolorierten Karten der englischen Grafschaften war. Sie bewunderte gerade die Qualität, als er unbewegt die Seite herausriß, die Surrey darstellte.
    Als sie einen unwillkürlichen Protestlaut ausstieß, sah er auf. »Ich habe keine Ahnung, wie ein Pendel funktioniert, aber vielleicht hat es Schwierigkeiten mit einer Karte, die mit anderen Karten zusammengebunden ist.«
    »Das klingt logisch«, stimmte sie zu. Sie öffnete ihre Hand und zeigte das Medaillon. »Ist das hier geeignet, Jason?«
    Sein Gesicht verzog sich, als er sah, was sie in der Hand hielt. »Das hab’ ich Kira geschenkt.
    Hat… hat sie es je getragen?«

    Obwohl Kit sich wünschte, ja sagen zu können, mußte sie den Kopf schütteln. »Nein, aber ich habe sie in den letzten Jahren sehr selten gesehen.«
    Er nahm das Medaillon und öffnete es mit dem Fingernagel. Es enthielt eine dunkle Haarsträhne.
    »Wenigstens hat sie es behalten. Das muß etwas bedeuten.«
    Er tat ihr unendlich leid. Er mußte nicht nur um Kiras Leben Angst haben, sondern auch um ihre Liebe. »Glaub mir, wenn meine Schwester dich hätte vergessen wollen, hätte sie das hier nicht mehr.« Kit nahm das Medaillon wieder an sich und drehte es zum Licht, so daß sie die eingravierten Initialen sehen konnte. K.T. + J.T.
    Darunter die liegende Acht, das mathematische Symbol für die Ewigkeit. Kira und Jason, auf ewig.
    Sie unterdrückte ihre Rührung und sagte:
    »Offenbar habe ich das richtige Pendel ausgesucht.«
    Mit finsterer Miene sagte Jason: »Hoffen wir es.«
    Sie ließ das Medaillon zuschnappen. »Und jetzt?
    Ich merke gerade, daß ich nicht die leiseste Ahnung habe, was ich tun muß.«
    »Setz dich und mach es dir bequem. Es dauert eine Weile.«
    Gehorsam setzte sie sich in einem der Stühle zurecht. Jason redete weiter: »Leg deine Ellbogen auf den Tisch und laß das Pendel frei in deiner rechten Hand schwingen.«
    Lucien sagte: »Spielt es eine Rolle, daß Kit Linkshänderin ist?«
    »Dann benutz deine linke Hand. Laß das Medaillon hängen, bis es sich nicht mehr bewegt.« .

    Während Kit darauf wartete, daß die Schwingungen des Medaillons aufhörten, erklärte Jason: »Im allgemeinen wird ein Pendel für Fragen benutzt, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Aber die Richtung ist von Person zu Person verschieden. Um herauszufinden, wie das Pendel für dich funktioniert, müssen wir Fragen stellen, für die wir die Antwort kennen.«
    Lucien nickte und fragte dann: »Bist du in London?«
    Das Medaillon erbebte. Dann begann es zu Kits Verblüffung, langsam entgegen dem
    Uhrzeigersinn zu schwingen, obwohl sie hätte schwören können, daß sie nichts tat.
    Jason sagte: »Die Richtung muß Ja bedeuten.«
    Fasziniert fragte Lucien: »Bist du je in Indien gewesen, Kit?«
    Das Pendel wurde langsamer, hielt an und begann dann, sich im Uhrzeigersinn zu bewegen. »Das muß Nein sein.«
    Jetzt stellte auch Michael eine Frage: »Wird der Wiener Kongreß Napoleon gestatten, den französischen Thron zu behalten?«
    Das Medaillon zuckte nervös und blieb stehen.
    »Ein Pendel eignet sich nicht besonders dafür, die Zukunft vorherzusagen«, sagte Jason. »Am besten funktioniert es bei verlorenen Objekten, oder um Leuten bei einer Entscheidung in einer verwirrenden Situation zu helfen.«
    Lucien begann, Kit eine Reihe von Fragen mit einfachen Antworten zu stellen. Offensichtlich bedeutete eine Bewegung im Uhrzeigersinn immer Nein und die Gegenrichtung Ja. Wider Willen beeindruckt fragte Kit: »Wo hast du das gelernt?«

    »Von meiner Mutter, einer wildäugigen Irin.«
    Jason lächelte liebevoll. »Ihr zufolge waren die weiblichen O’Hanlons immer schon die weisen Frauen des Dorfes und gaben ihr Wissen an ihre Töchter weiter. Mein Vater starb, als ich noch klein war, und meine Mutter hat nie wieder geheiratet, und so hat sie mir beigebracht, was sie wußte, mit der strikten Anweisung, es an meine eigene Tochter weiterzugeben.« Sein Lächeln verblaßte. »Falls ich je eine habe.«
    Er und seine Mutter waren einander offenbar sehr nahe gewesen. Vielleicht lag es an der
    »wildäugigen Irin«, die ihn aufzog, daß Jason sich in eine starke, unkonventionelle Frau verlieben

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