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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Uhrzeigersinn auszuschlagen. Gleichzeitig spürte sie ein fast schmerzhaftes Stechen in ihrer rechten Hand. Kit war sofort hellwach, und ihr Körper brannte vor Aufregung. Sie fühlte die Gegenwart ihrer Schwester ganz nahe, nicht den kaum wahrnehmbaren Puls, der sie immer begleitete, sondern die intensive Verbindung, die sie unter Hypnose gespürt hatte.
    Mit erstickter Stimme fragte Jason: »Ist Kira in der Nähe von Basildon?«
    Das Medaillon wurde langsamer, aber es kreiste weiter. Kit merkte, daß Lucien hinter ihr stand. Er sagte: »Ist sie näher an Hycombe?«
    Das Pendel begann, schneller zu schwingen. Kit merkte es kaum. Sie tauchte immer tiefer in die Gedanken und Gefühle ihrer Schwester ein, so tief, daß sie nicht sagen konnte, wo die eine endete und die andere begann.

    »Du bist über einem kleinen Dorf, West Hycombe«, sagte Lucien. Seine Stimme schien von weit weg zu kommen. »Ist sie in der Nähe?«
    Kits Kopf schmerzte, und sie spürte, daß das Medaillon wieder wild ausschlug. Auf und ab, auf und ab. Rote Wunden auf glänzender Haut. Ein gutturaler, tierhafter Schrei, Schmerz gemischt mit Ekstase. Irre Augen voller Lust und Drohung…
    Weit, weit weg fragte Lucien: »Ist Kira in Castle Raine oder in der Nähe dieses Ortes?«
    Die Wirklichkeit zersplitterte in tausend Scherben.
    Schwester… ich… du… Feind… Gefahr… Gefahr…
    Gefahr!
    Schreiend stürzte sie ins Leere.

Kapitel 34
    Sobald Lucien die Worte »Castle Raine«
    ausgesprochen hatte, stieß Kit einen Entsetzensschrei aus, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Michael sprang auf und stürzte an den Tisch.
    »Was ist los, zum Teufel?«
    Auch Jason sagte etwas, aber Lucien achtete nicht auf sie. Er stellte sich vor Kit und sah, daß sie ihre Umgebung nicht wahrnahm. Ihre Augen waren blind, ihre Hand verkrampft, ihre gequälte Stimme ein einziger Jammerschrei. Sie war wie eine Irre – oder eine Frau, die in Irrsinn befangen ist.
    Er ergriff ihre Hände und sagte eindringlich:
    »Wach auf, Kit, du hast es geschafft. Es ist vorbei.«
    Sie wand sich verzweifelt und versuchte, ihre Hände loszureißen. »Ich ertrage es nicht, ich hasse ihn, ich hasse ihn, ICH HASSE IHN!«
    Mit bleichem Gesicht fragte Jason: »Was ist passiert?«
    »Ich glaube, sie ist in Kiras Angst gefangen«, sagte Lucien grimmig. Mit schärferer Stimme sagte er: »Komm zurück, Kit. Um Gottes willen, komm zurück!«
    Sie hörte auf zu schreien, aber ihre Augen waren immer noch trübe, und sie keuchte wie ein Hirsch, der bis zur äußersten Erschöpfung gejagt worden ist. Er beugte sich vor und legte seine Arme um sie. Sie bebte und fühlte sich genauso kalt an wie vorhin im Bach. Wieviel mehr konnte sie ertragen, bevor sie zusammenbrach? Sanft sagte er: »Es ist gut, Kira, du bist in Sicherheit. Ich bin bei dir.«
    »Bitte… bitte, halt mich fest, Lucien.« Sie fing an zu weinen, aber ihre Stimme war normal.
    Erleichtert, daß sie wieder bei sich war, hob er sie hoch, drehte sich um und setzte sich in ihren Stuhl. Während er sie in den Armen hielt, fragte er: »Ist Pendeln immer so aufregend?«
    Mit blassem Gesicht sagte der Amerikaner: »So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Vermutlich haben Sie noch nie mit einer Frau gearbeitet, die ihre Zwillingsschwester sucht.« Er streichelte Kits bebende Schultern. Sie wirkte entsetzlich fragil.
    Obwohl es ihm widerstrebte, ihr weiter zuzusetzen, fragte er: »Du hast Kiras Emotionen gespürt?«
    Kit schluckte. »Ja, genau am Ende einer Auspeitschung. Es war schrecklich, wie ein Alptraum in hellwachem Zustand. Ich konnte alles hören und sehen und Kiras Empfindungen spüren, aber ich konnte nichts tun. Ich war wie gelähmt, wie eine Fliege, die im Spinnennetz gefangen ist und sieht, wie die Spinne immer näher kommt.«
    »Was ist mit Kira?«
    Kit runzelte die Stirn und entspannte sich. »Ihr ist nichts geschehen. Er ist jetzt weg. Sie wußte, daß ich bei ihr war. Ich glaube, das hat ihr geholfen.«
    »Du glaubst, daß sie an einem Ort namens Castle Raine ist?«
    Sie erschauerte und verbarg wieder ihr Gesicht.
    »Ich, glaube schon.«
    Lucien streckte einen Arm aus. »Michael, gib mir die Karte.«

    Sein Freund reichte sie ihm schweigend. Nachdem er das Gebiet genau studiert hatte, sagte Lucien:
    »Castle Raine ist eine mittelalterliche Burgruine, und es ist wahrscheinlich kein Zufall, daß sie auf halbem Weg zwischen Maces und Nunfields Landsitzen liegt.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Michael warf Kit einen Blick zu.

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