Tanz der Sinne
mein Verstand zum Teufel. Heute nacht schützt dich deine Erschöpfung, aber für morgen früh kann ich keine Verantwortung übernehmen.«
Sie lächelte schwach. »Ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen. Jetzt, wo wir wissen, wo Kira ist, ist es nicht mehr absolut notwendig für mich, jede Ablenkung zu vermeiden.« Sie legte ihren Kopf an seine Brust und setzte mit erschöpftem Flüstern hinzu: »Und heute nacht will ich nicht alleine sein.«
Er drückte einen Kuß auf ihre Stirn. »Solange ich lebe, brauchst du das auch nicht, Kit.«
Ihr Gesicht straffte sich, aber sie sagte nichts. Er fragte sich, ob sie ihm je glauben würde, oder ob ihr unzuverlässiger Vater ihre Fähigkeit, einen Mann beim Wort zu nehmen, für immer zerstört hatte. Nun, Lucien konnte die nötige Geduld aufbringen. Er zog sich aus, löschte die Kerzen und legte sich zu ihr unter das Federbett.
Mit leisem Seufzen schmiegte Kit sich an ihn. Die Laken waren kalt und sie fror, aber langsam blühte Wärme auf, wo immer sie sich berührten.
Er lächelte, als ein schlankes Bein sich zwischen seine Knie schob und ein eisiger Fuß an seinen Waden lag. Er konnte sich nicht vorstellen, warum jemand es vorzog, alleine zu schlafen.
Obwohl Erschöpfung ein ausgezeichneter Dämpfer für Sinnlichkeit war, war es angenehm, sie zu streicheln. Ihr weicher, geschmeidiger Körper wurde nach und nach warm. Als seine Hand auf ihrer Brust zur Ruhe kam, drückte er spielerisch ihre Brustwarze. Sie verhärtete sich zu einer festen Knospe unter dem leichten Hemd.
Er lehnte sich ein wenig vor, so daß seine Lippen die ihren berührten. Ihre Münder preßten sich aufeinander. Ihre Zungen trafen sich in samtiger Vereinigung, und sie stieß einen erstickten Wonnelaut aus. Nach einem ausgedehnten Kuß hob er den Kopf. »Das ist verrückt«, sagte er mit rauher Stimme. »Wir brauchen beide unsere Ruhe.«
Sie murmelte zustimmend, aber ihre Hand glitt um seine Taille und begann, sich in trägen, zart erotischen Zirkeln zu bewegen. Er fühlte, wie seine Begierde erwachte. Er neigte den Kopf und küßte ihre Brüste. Ihr Atem ging schneller und bezeugte, daß sie gegen ihre Begierde ebensowenig gewappnet war wie er.
Seine Liebkosungen wurden heftiger. Seine Hand glitt an ihrer Hüfte hinunter. Auf dem Rückweg blieb der Saum ihres Hemdes an seinem Daumen hängen und verschob sich. Es war nicht absichtlich geschehen, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, in die duftende Dunkelheit unter dem Federbett einzutauchen und die weiche Wölbung ihres Bauches zu küssen. Ihre schlanken Finger fuhren in seinen Nacken und liebkosten ihn mit köstlicher Zärtlichkeit.
Sie tauchten mit traumtänzerischer Leichtigkeit in den Rhythmus der körperlichen Liebe ein, jeder nicht ganz unschuldige Schritt gefolgt von einem noch weniger zufälligen – die Berührung von nackter Haut mit zart gekräuseltem Haar, spielerische Bisse, biegsame Weiblichkeit geschmiegt an kantige Härte, der Duft zweier Körper.
Als ihre Hand sein starres Glied umschloß, schlüpften seine Finger in die geheimen Tiefen ihres Schoßes. Ihre Schenkel öffneten sich einladend. Selbst, als er sich auf sie legte und sie sich vereinigten, geschah es ohne Dringlichkeit.
Leidenschaft, ja, und ein Klopfen in den Adern, das ihr Blut in Feuer zu verwandeln schien. Aber keine Verzweiflung, denn ihre Vereinigung schien das einzig Richtige zu sein, ein gemeinsames Tragen von Sorgen, das sie beide stärker machte.
Sie schliefen engumschlungen ein und schlummerten tief und traumlos.
Kit öffnete die Augen im perlgrauen Morgenlicht.
Die Sonne ging spät auf in dieser Jahreszeit, aber selbst so konnte sie nicht mehr als vier Stunden geschlafen haben. Sie fühlte sich erstaunlich ausgeruht, und dafür mußte sie Lucien dankbar sein. Seine Nähe schien so natürlich, daß es schwer war, sich je wieder etwas anderes vorzustellen.
Sie würde nie bedauern, ihn zu lieben, egal, wieviel es sie kosten würde. Und sie würde nie vergessen, daß er sie begehrt hatte.
Sie studierte sein schlafendes Gesicht, umrahmt von wirrem, goldenem Haar. Er war
herzzerreißend schön und entspannter, als sie ihn je gesehen hatte.
Ein winziger, rebellischer Gedanke begann, sich im hintersten Winkel ihres Bewußtseins zu regen.
Lucien war der klügste Mann, dem sie je begegnet war, und er neigte nicht zur Selbsttäuschung.
Vielleicht konnte sie glauben, daß er sie wirklich liebte, vielleicht würde er sie tatsächlich ihrer
Weitere Kostenlose Bücher