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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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anregend.«
    Lucien inhalierte aus seiner frischen Blase, aber selbst das Gas war nicht imstande, seinen Abscheu vollkommen zu vertreiben.
    Glücklicherweise beachtete Mace seinen Gast nicht, er war zu vertieft in die Bewunderung seiner kleinen Monstrositäten. Lucien hatte weiter nichts zu tun, als die angemessenen Bemerkungen über die handwerklichen Feinheiten zu machen und gelegentlich eine Frage bezüglich ungewöhnlicher technischer Details zu stellen.
    Als alle Gegenstände auf dem Tisch aufgereiht waren, stand vor ihnen eine Galerie des Beischlafs. Mit belegter Stimme sagte Mace:
    »Helfen Sie mir beim Aufziehen, so daß alle gleichzeitig laufen.«
    Widerwillig entsprach Lucien diesem Wunsch. Er begann bei einer Frau mit einem Hengst. Es ekelte ihn davor, die Objekte zu berühren, aber indem er ignorierte, was sie darstellten, gelang es ihm, seinen Anteil zu erfüllen.
    Als die beiden Männer sich von einem Ende des Tisches zum anderen vorgearbeitet hatten, gab es etwa zehn Sekunden, in denen alle Spielzeuge gleichzeitig liefen und den Raum mit mechanischem Surren erfüllten. Eine der Figuren
    – Lucien wußte nicht genau, welche – enthielt ein winziges Horn, das eine grobe Imitation von Lustschreien ausstieß.
    Mace starrte seine Schätze an, bis das letzte ausgelaufen war. »Ich hol’ mir eine von den Frauen unten«, sagte er hastig. »Haben Sie nicht auch Lust?«
    Lucien unterdrückte eine ehrliche Antwort. »Nein, vielen Dank. Mir ist immer noch schwindlig von dem Gas.«
    Mace geleitete seinen Gast hinaus. »Das vergeht rasch«, sagte er, als er die Tür abschloß. »Wenn Sie sieb hinlegen wollen, gegenüber ist ein Gästezimmer.«
    Voller Begierde nach Einsamkeit nahm Lucien das Angebot an. Das Gästezimmer war angenehm ruhig und dunkel. Er fand einen Stuhl, indem er über ihn stolperte, und setzte sich. Als der letzte Hauch Lachgas verflogen war, ging es ihm wieder besser. Seine Gedanken trieben ziellos dahin.
    Ein Geräusch draußen am Fenster rüttelte ihn aus seiner Trägheit auf. Er sah zum Fenster und entdeckte eine schlanke, schwarze Gestalt, die sich gegen das Glas abzeichnete wie eine menschliche Spinne. Ein höchst
    unwahrscheinlicher Anblick, vermutlich erzeugte das Gas Halluzinationen.
    Der linke Fensterflügel ging auf und entließ einen Schwall kalter Luft ins Zimmer, gleichzeitig mit einer geschmeidigen menschlichen Gestalt. Der Einbrecher sprang lautlos zu Boden und blieb stehen. Das Geräusch seines hastigen Atems erfüllte den Raum.
    Ein vernünftiger Mann hätte es sich zweimal überlegt, bevor er sich auf einen Eindringling gestürzt hätte, der womöglich bewaffnet war, ganz besonders, wenn es nicht sein eigenes Haus war. Aber Lucien war momentan nicht vernünftig.
    Er stand auf und warf sich auf den Einbrecher. Er hätte Erfolg gehabt, wenn er nicht in der Dunkelheit eine weiteren Stuhl umgeworfen hätte.
    Er verlor das Gleichgewicht und warnte sein Opfer.
    Der Dieb atmete erschreckt ein, sprang aus dem Fenster und verschwand. Lucien blinzelte überrascht in das schwarze Rechteck des nächtlichen Himmels und fragte sich, ob das Ganze nur in seiner Phantasie geschehen war.
    Aber das Fenster war eindeutig offen. Er beugte sich hinaus und entdeckte das Seil. Als er hochsah, erkannte er die dunkle Gestalt des Einbrechers auf dem Dach.
    Demselben Instinkt folgend, der ihn zu seinem ersten Schritt veranlaßt hatte, packte Lucien das Seil und erkennen konnte, was es war, schlug ihm ein kratziges Seilende ins Gesicht. Seine Finger rutschten vom Sims ab, und er stürzte kopfüber ins Nichts.
    Während er fiel, gelang es ihm durch schieres Glück, mit einer Hand das Seil zu packen. Es straffte sich, und sein Sturz endete in einem Ruck, der ihm Arm und Schulter ausrenkte.
    Schließlich baumelte er einarmig über dem Abgrund, den pfeifenden Wind um die Ohren.
    Zuerst hing er einfach nur da, dankbar und fasziniert von der bloßen Unwahrscheinlichkeit seiner Lage.
    Die Wirklichkeit holte ihn wieder ein, als er merkte, daß seine Finger allmählich ihre Kraft verloren. Er packte das Seil mit der anderen Hand und kletterte mit der gleichen Behendigkeit daran hinauf, die ihn in diese Notlage gebracht hatte.
    Als er sich auf das Dach gerettet hatte, hockte er sich hin und atmete tief durch. Er fühlte keinen Schmerz, aber sein Körper zitterte heftig.
    Von irgendwoher ließ sich eine gedämpfte Stimme vernehmen: »Gott sei Dank!« Was für ein merkwürdiger Dieb. Lucien mußte ihn einfach

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