Tanz der Sinne
unwichtig?« Er zog sie in seine Arme und küßte sie, nicht mit der berauschenden Wonne wie auf dem Dach, sondern mit den Empfindungen, die sich in ihm aufgestaut hatten, seit sie sich begegnet waren. Leidenschaft, Sehnsucht, Hoffnung.
Ihre Hände legten sich auf seine Arme. Während seine Hand ihre Brust liebkoste, öffneten und schlossen sie sich krampfhaft. Er fühlte durch den Stoff hindurch, wie ihre Brustwarzen sich unter seinen Händen verhärteten. Sie erfüllte all seine Sinne, Berührung, Klang und Duft.
Als er sich vorbeugte, um ihren Hals zu küssen, flüsterte sie: »Nicht, Lucien. Ich… ich kann es mir nicht leisten, mich durch Leidenschaft ablenken zu lassen. Sie geben mir nur um so mehr Grund, Ihnen aus dem Weg zu gehen.«
Der köstliche Klang seines Namens von ihren Lippen verschleierte die Bedeutung ihrer Worte.
Als sie einen halbherzigen Schritt rückwärts machte, kam er ihr nach und keuchte, als der Schmerz in seinen vergessenen Knöchel fuhr.
»Verdammt!« Schweiß trat ihm auf die Stirn, und er griff nach einem Sessel, um nicht zu stürzen.
»Bemerkenswert, wie der Schmerz jede Lust tötet.«
»Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich Sie schon eher getreten.« Sie raffte ihr Cape enger um sich und ging zur Tür. »Ich muß gehen.«
Er hob eine Lampe und folgte ihr. »Ich zeige Ihnen den Weg.« Er schenkte ihr ein Lächeln, das ebenso verführerisch war wie seine Küsse. »Mit dem Stock in der einen und der Lampe in der anderen Hand kann ich nicht gerade viel anstellen. Wenn ich allerdings darüber nachdenke, fällt mir vielleicht doch etwas ein.«
»Lassen Sie es«, sagte sie. Aber als sie an der Treppe standen, nahm sie ihm wortlos die Lampe ab, so daß er sich am Geländer festhalten konnte.
Es war ein weiterer Beweis für die eigenartige Art, mit der sie zusammenarbeiteten, eine instinktive Übereinstimmung, die er bisher nur mit einem Menschen erlebt hatte.
Sie sprachen nicht, bis sie wieder vor der Seitentür standen. Er drehte den Schlüssel im Schloß, hielt aber die Hand fest auf dem Griff, als er fragte: »Wo wohnen Sie, Jane?«
Im Lampenlicht waren seine Augen von strahlendem Gold. Diesem Mann war sie nicht gewachsen, dachte sie verzweifelt. Er beherrschte Künste, die sie nie gelernt hatte, und er benutzte sein Wissen mit rücksichtsloser Subtilität, eher betörend als einschüchternd.
Sie wußte, daß sie gehen mußte, bevor sie den letzten Funken Verstand verlor, und so sagte sie hastig: »Wardour Street 96. Ich habe eine Wohnung dort. Aber ich habe gemeint, was ich eben gesagt habe, Lord Strathmore. In meinem Leben ist kein Platz für Sie.«
»Das läßt sich ändern.« Er ließ den Türgriff los und trat zurück, so daß sie an ihm vorbei konnte.
Das Wetter war noch schlimmer als vorher.
Glücklicherweise lag ihr Ziel nur ein paar Straßen von hier entfernt. Während sie durch die stillen Straßen lief, ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, wenn sie frei wäre, sein Interesse zu erwidern. Wenn seine Absichten ehrenhaft wären… wenn sie ihre Mission erfolgreich zu Ende führte…
Aber egal, wie sehr sie es versuchte, sie konnte sich keine echte Gemeinsamkeit mit ihm vorstellen. Sie hatte eine Unzahl von Rollen gespielt, würde noch mehr spielen, aber keine davon paßte in die üppige, glitzernde Welt des Grafen von Strathmore.
Kapitel 10
Als Jane gegangen war, war Lucien so erschöpft, daß er kaum die drei Treppen bis hinauf in sein Zimmer zu erklimmen vermochte. Und doch fühlte er, als er mit pochendem Knöchel in sein Bett sank, tiefe Freude. Seine geheimnisvolle Dame hatte zugegeben, daß die Anziehung gegenseitig war, die ersten Schritte zu einer befriedigenderen Beziehung waren getan. Jane. Er dachte über diesen Namen nach. Sie kam ihm nicht vor wie eine Jane, aber er fing an, sich an den Namen zu gewöhnen. Jane, verstohlen sinnlich, schüchtern aber entschlossen, mit einer scharfen Zunge und dem Herzen einer Löwin.
Es war eine Wonne gewesen, sie ohne Perücken und Schminke zu sehen. Endlich hatte er ein Gesicht, das er sich vorstellen konnte. Er liebte ihr weiches, welliges Haar, und ihr ungeschminktes Gesicht hatte den zarten Schimmer einer Perle.
Aber vor allem mochte er die Intelligenz, die Einzigartigkeit, die sie ausstrahlte, wenn sie sich nicht länger verstellte. Der Gedanke an klare, graue Augen und die sanfte Wärme ihres schlanken Körper lullte ihn in den Schlaf.
Das Lachgas hinterließ ihm ein
Abschiedsgeschenk:
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