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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eine unruhige Nacht voll lüsterner Träume. Im ersten fand er sich in leidenschaftlicher Umarmung mit Jane, die ein Dutzend Frauen zugleich war und trotzdem sie selber blieb. Aber nach der unvergleichlichen Erfüllung begann sie, sich in seinen Armen aufzulösen. Er versuchte, sie festzuhalten, aber sie verschwand in den Schatten und ließ ihn alleine mit seinem vernichtenden Kummer.
    Er erwachte schweißbedeckt. Die Bilder verblaßten bereits und hinterließen lediglich das Gefühl eines schrecklichen Verlustes. Vielleicht war der Traum eine Warnung, Jane in Zukunft aus dem Weg zu gehen. Je mehr er sie begehrte, desto mehr würde es schmerzen, wenn eine tiefere Vertrautheit sich als unmöglich erwies. Es war kein Zufall, daß er seit Jahren praktisch das Leben eines Mönchs führte, und ganz bestimmt war es klüger, wenn er es beibehielt.
    Seine Lippen wurden schmal. Es war zu spät –
    was immer es kostete, er mußte seine Suche fortsetzen, denn Jane hatte sich seines Verstandes und seiner Phantasie bemächtigt, mehr als je zuvor eine Frau. Er würde das Risiko eingehen.
    Nüchtern sagte er sich, daß die einzige Warnung des Traums besagte, daß er in Zukunft Lachgas meiden sollte. Die kurze Euphorie forderte einen zu hohen Preis.
    Luciens Knöchel hatte sich über Nacht erholt.
    Nachdem sein Kammerdiener ihn ausgiebig gebadet und geschickt verbunden hatte, konnte er gut genug gehen, um das Haus zu verlassen.
    Als Zugeständnis an seine Verletzung nahm er eine geschlossene Kutsche, statt selbst zu fahren.
    Natürlich war sein Ziel die Wardour Street. Sie lag in Soho, einem Viertel, in dem Künstler, Schriftsteller, Exzentriker und Fremde sich sammelten, genau der Ort, an dem man eine unabhängige Frau wie Jane vermutete.
    Als er mit dem Stock in der Hand aus seiner Kutsche kletterte, sprudelte die Spannung in ihm wie Champagner. Er hoffte, daß sie zu Hause war.
    Er würde sie zu einer Spazierfahrt einladen. Es würde ein Vergnügen sein, sie bei Tageslicht zu sehen statt in tiefer Dunkelheit. Ihre bisherige Bekanntschaft hätte nicht mitternächtlicher sein können, wenn sie Fledermäuse gewesen wären.
    Er grinste, als er entdeckte, daß auf der anderen Straßenseite eine Taverne namens Tapferer Fuchs lag. Es schien angemessen, Jane auch als tapfere Füchsin zu bezeichnen.
    Seine Vorfreude verblaßte, als er das Haus Nr. 96
    betrachtete. Es schien eine einzelne Familie zu beherbergen. Aber Äußerlichkeiten konnten täuschen. Er klopfte.
    Ein adrettes Dienstmädchen öffnete die Tür und machte große Augen, als sie den eleganten Herren auf der Treppe sah. Mit seinem bezauberndsten Lächeln sagte er: »Meine Cousine hat mich gebeten, unter dieser Adresse ihrer Freundin Jane einen Besuch abzustatten. Ich fürchte, ich erinnere mich nicht mehr an den Familiennamen der jungen Dame. Ist Miss Jane zu Hause?«
    »Oh, hier gibt es keine junge Dame, Sir«, kicherte das Zimmermädchen. »Außer mir natürlich, aber ich bin Molly, nicht Jane. Sind Sie sicher, daß Sie die richtige Adresse haben?«
    Kalter Zorn übermannte ihn, und seine Hand umklammerte den Stock fester. Die hinterhältige kleine Hexe hatte ihn wieder zum Narren gehabt.
    Er stand stockstill, bis er sich soweit in der Gewalt hatte, um mit ruhiger Stimme zu sagen: »Sicher habe ich einen Fehler gemacht. Vielleicht ist Nr.

    69 das richtige Haus. Falls nicht, werde ich meiner Cousine schreiben und sie um genauere Auskunft bitten.«
    Mit einem höflichen Nicken drehte er sich um und humpelte wieder zu seiner Kutsche. Wie zum Teufel hatte er so dumm sein können zu glauben, daß sie die Wahrheit sagte? Er hätte gerne das Lachgas für sein mangelndes Urteilsvermögen verantwortlich gemacht, aber der wahre Grund war Jane, oder wie immer ihr Name war, die einzige Frau, der es je gelungen war, ihm den Verstand zu rauben.
    Er kletterte in seine Kutsche und befahl dem Kutscher: »Westminster Bridge. Zum Gefängnis.«
    Leigh Hunt blickte zerstreut auf, als die Zellentür quietschend aufging. Als er seinen Besucher erkannte, erhob er sich mit erfreutem Lächeln.
    »Nett, daß Sie vorbeischauen, Strathmore.«
    Die beiden Männer gaben einander die Hand.
    Lucien hatte den Verleger schon früher besucht, daher wunderte er sich nicht über die Rosentapete, die die Steinwände erhellte, auch nicht über den blauen Himmel und die Wolken, die die Decke zierten. Leigh Hunt war nicht der Mann, der sich von einer Lappalie wie einer Gefängnisstrafe das Leben vergällen

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