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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu machen. »Ich hoffe, Mylady haben das Diner genossen?«
    In ihrer hochmütigsten Manier neigte sie den Kopf und sagte auf Französisch: »Das Essen war süperb, Monsieur. Wie immer.«
    Hocherfreut öffnete er ihr die Tür.
    Bevor sie hinaustrat, veranlaßte reine Neugier sie zu sagen: »Lord Stathmore erwähnte einen kleinen Dienst, den er Ihnen einmal erwiesen hat.«
    Die professionelle Höflichkeit des Franzosen verflog. Eindringlich sagte er: »Kein kleiner Dienst, Mademoiselle. Er hat meine Familie aus Frankreich hinausgeschmuggelt. Dafür schulde ich ihm mein Leben.«
    Es war ein Schock mehr in einer Nacht, die bereits zu viele Überraschungen geboten hatte. Während sie sich auf den Weg zur nächsten ihrer Unterkünfte machte, verfluchte sie den Grafen leise für seine Vielschichtigkeit. Sie vermutete zwar, daß er vieles getan hatte, das man besser keiner genauen Untersuchung unterzog, aber es war durchaus glaubwürdig, daß er großzügig und heldenhaft handelte. Doch wie zum Teufel war es ihm gelungen, Leute aus Frankreich zu befreien, wenn der Kontinent den Engländern seit fast zwei Jahrzehnten verschlossen war? Vielleicht besserte er seine Einkünfte mit Schmuggel oder ähnlich üblen Machenschaften auf.
    Trotz der intimen Stunde, die sie gerade miteinander verbracht hatten, blieb er ihr ein Rätsel. Und das war gefährlich.
    Der Gedanke an Jane verfolgte Lucien, während er auf ihre Rückkehr wartete. Ihre geschmeidigen Glieder, ihre faszinierende Wechselhaftigkeit, die weiche, rauchig-süße Sinnlichkeit ihrer Reaktionen. Sie zog ihn an wie noch keine Frau zuvor, und er sehnte sich schmerzhaft danach, sie zu besitzen. Vielleicht konnte er in der Hitze der Paarung die Tiefe ihrer quecksilbrigen Seele ausloten.
    Er wunderte sich darüber, daß sie ein Verhütungsmittel bei sich trug. Bei anderen Frauen hätte er es für ein Zeichen von Promiskuität gehalten, aber in Janes Fall hieß es vielleicht nur, daß sie zu klug war, um sich unvorbereitet fangen zu lassen. Und doch konnte er die Möglichkeit nicht ausschließen, daß er sich selber etwas vormachte, weil er den Gedanken nicht ertrug, der heutige Abend könne nur eine weitere flüchtige Episode im Leben einer freizügigen Schauspielerin sein. Seine eigenen Gefühle zu analysieren widerstrebte ihm, aber sie waren ganz bestimmt nicht flüchtig.
    Seine Finger trommelten unablässig auf der Chaiselongue. Er fragte sich, wie lange sie schon fort war. Ein paar Minuten. Zehn? Ganz bestimmt fünf. Es kam ihm länger vor. Er hätte sie nie aus den Augen lassen dürfen.
    Nie und nimmer hätte er sie aus den Augen lassen dürfen…
    Seine Augen öffneten sich abrupt, und plötzlich wußte er mit schrecklicher Gewißheit, daß sie nicht wiederkommen würde. Die selbstsüchtige kleine Schlampe hatte sich ihre Befriedigung geholt und ihn sitzen lassen. Gott im Himmel, wie hatte er so dumm sein können? Was war an dieser Frau, daß es ihr fortwährend gelang, einen Verstand zu umnebeln, der normalerweise bekannt für seine Präzision war? Er war einer Frau gegenüber noch nie gewalttätig geworden, aber wenn Jane jetzt da gewesen wäre, hätte er höchstwahrscheinlich eine Ausnahme gemacht.
    Wenn sie da gewesen wäre, würde er sich nicht so aggressiv fühlen – jedenfalls nicht auf diese Art.
    Zum Teufel! Er setzte sich auf, packte wütend die Kante des Eßtisches und warf ihn um. Das Geschirr polterte mit befriedigendem Krachen zu Boden und zersprang in tausend Scherben. Sein Mund zuckte, als er zusah, wie Wein sich über den Perserteppich ergoß. Das hier würde in jeder Hinsicht das teuerste Diner seines Lebens sein.
    Diskretes Klopfen ertönte an der Tür, und der Maitre d’hotel ließ sich vernehmen: »Ist alles in Ordnung, Mylord?«
    Grimmig glättete Lucien seine Kleidung und seine Miene. Das fehlte gerade noch, daß jemand ihm ansah, was diese kleine Hexe ihm antat.
    Sein Zorn flackerte erneut auf, als er entdeckte, daß sie sein Cape gestohlen und ihre Perücke wieder an sich genommen hatte. Kaltblütige, intrigante, flinkfingrige…
    Er öffnete die Tür und sagte: »Ein kleiner Unfall, Robecque. Ich war schrecklich ungeschickt.
    Schicken Sie mir die Rechnung.«
    Der Franzose warf einen Blick auf das Durcheinander, behielt seine Gedanken aber wohlweislich für sich. »Wie Sie wünschen, Mylord.«
    Lucien blieb in der Tür stehen. »Ist meine Bekannte schon gegangen? Ich wollte sie nur ungern alleine gehen lassen, aber sie ist ein halsstarriges Ding

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