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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Vergnügen, Lord Strathmore«, sagte sie. »Sie haben einige bemerkenswerte Reden im Oberhaus gehalten. Haben Sie je daran gedacht, ein Regierungsamt anzutreten?«
    »Niemals«, erwiderte er, ohne zu zögern. »Es ist wesentlich einfacher, auf Mißstände hinzuweisen, als sie zu beseitigen.«
    Lady Graham lachte und fuhr fort: »Lady Kathryn Travers kennen Sie ja bereits.«
    Liebenswürdig sagte er: »Es ist schon viel zu lange her, Lady Kathryn.«
    Ihre Stirn furchte sich. »Kennen wir uns, Lord Strathmore?«
    Er widerstand der Versuchung, ihr zu ihrem meisterhaften Spiel zu gratulieren, und stieß einen bedauernden Seufzer aus. »Wie ernüchternd, daß Sie sich an einen Abend nicht erinnern, der mir unauslöschlich ins Gedächtnis gegraben ist. Wir waren mitten in einer ausgesprochen faszinierenden Diskussion, als wir unterbrochen wurden.«
    Sie machte den Fehler, ihn anzusehen. Wenn es ihr auch gelungen war, ihr Gesicht zu beherrschen, so konnte sie weder die Anspannung in ihren Augen noch den heftigen Pulsschlag in ihrer Kehle unterdrücken. Eine weniger tapfere Frau hätte die Flucht ergriffen.
    Mit einem Blick auf die älteren Damen sagte er:
    »Ich war sehr eingenommen von Lady Kathryns Ansichten über Mary Wollstonecraft Godwin’s Theorie. Ihre Überlegungen zur Erziehung der Frau sind höchst faszinierend. Ich denke daran, eine Rede im Oberhaus zu halten, in der ich einige Ungerechtigkeiten, die Lady Kathryn erwähnte, zur Sprache bringen möchte. Ich muß unbedingt noch einmal mit ihr darüber sprechen. Wenn Sie uns entschuldigen wollen?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ergriff er Kathryns Ellbogen und zerrte sie durch den vollen Raum. Wenn er sich recht erinnerte, gab es im hinteren Teil des Hauses ein Arbeitszimmer, wo er ihr in vollkommener Ungestörtheit den Hals umdrehen konnte.
    Als er seine widerstrebende Begleiterin in den leeren Gang hinausmanövrierte, versuchte sie, sich gegen ihn zu wehren. »Lord Strathmore, es ist höchst unpassend, daß ich alleine mit einem Fremden verschwinde.«
    Er sah sie finster an. »Ich weiß nicht, was wir füreinander sind, aber ganz bestimmt keine Fremden.« Als sie wieder protestieren wollte, sagte er mit flötengleicher Stimme: »Soll ich laut werden und allen hier sagen, wie entzückend Ihre nackten Brüste sind? Oder wie Sie gestöhnt haben, als ich die Tätowierung an Ihrem Schenkel geküßt habe?«
    Sie blieb stehen und wurde feuerrot. Dann erblaßte sie und gab ihren Widerstand auf.
    Er zerrte sie in den schwach beleuchteten Raum und schlug die Tür hinter ihnen zu. Sobald er sie losließ, wich Kathryn in die äußerste Zimmerecke zurück, rieb sich den Arm und beobachtete ihn so mißtrauisch, als sei er ein entsprungener Irrer.
    »Ist Lady Jane Ihre Komplizin oder ein weiteres Opfer Ihrer Lügen?« Er riß ein Streichholz an und entzündete die Kerzen, die in vielarmigen Leuchtern im Zimmer verteilt waren. Er wollte jede Regung ihres intriganten Gesichts beobachten. »Ich würde Ihnen durchaus zutrauen, eine unschuldige Frau davon zu überzeugen, daß Sie eine bis dato unbekannte Verwandte von ihr sind.«
    Mit einem heftigen Atemstoß blies er das Streichholz aus. »Sie haben sich sogar ihren Namen angeeignet. Ich denke an Sie als Jane, seit Sie darauf bestanden haben, daß der Name echt ist. Ich muß allerdings zugeben, daß Kathryn besser zu Ihnen paßt, als alle anderen Namen, die sie sich zugelegt haben.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte sie unsicher.
    Die Tränen in ihren grauen Augen waren ein Meisterwerk, aber statt ihn zu besänftigen, flackerte sein Zorn erneut auf. »Was, kein Zigeunertanz, kein leidenschaftlicher Kreuzzug für die Gerechtigkeit? Nicht einmal der zweideutige Witz eines Schankmädchens?« Er ging auf sie zu.
    »Ich bin enttäuscht. Bestimmt fällt Ihnen eine neue Geschichte ein – vermutlich ein halbes Dutzend. Vielleicht sind Sie eine napoleonische Spionin, die harte Zeiten durchlebt hat, seit der Kaiser abgedankt hat? Oder die verfolgte Herrscherin eines Balkanlandes, die versucht, ihren Thron wiederzuerlangen?«
    Sie brachte sich hinter dem Sofa in Sicherheit.
    »Sie müssen verrückt sein, Lord Strathmore. Oder sehr, sehr betrunken.«
    Er umkreiste das Sofa. »Ich versichere Ihnen, daß ich nicht betrunken bin, und wenn ich verrückt bin, so haben Sie mich um den Verstand gebracht.«
    Wieder wich sie zurück. »Bleiben Sie mir vom Leib!«
    »Seien Sie kein Hasenfuß. Das eine, was ich von Ihnen erwarte,

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